“Dass so ein einseitiger Beitrag auf der ARD gesendet werden darf – Wahnsinn.”

Wer als investigativer Journalist zum Thema Erneuerbare Energien unterwegs ist, braucht gute Nerven, wenn er sich bei Facebook der öffentlichen Diskussion stellt. Achim Reinhardt, einer der Autoren des Dokumentarfilms “Der Kampf um die Windräder – Die Auswüchse der Boombranche”, der gestern Abend im Ersten gezeigt wurde, hat einen Facebook-Account, auf dem er über seine Recherchen, Filme und andere beruflichen Aktivitäten informiert.

Die Leser-Kommentare zum Dokumentarfilm gehören unbedingt zu den Recherchen der Filmautoren Claudia Butter und Achim Reinhardt über die Auswüchse der Boombranche Windindustrie hinzu. Sie dokumentieren ergänzend zu den Kernaussagen des Videos, dass wir es mit einer Lobby zu tun haben, die Zweifel an den Versprechungen oder Kritik an der Realisierung nicht mit Argumenten kontert, sondern mit Aggressionen.

Ivo B. schreibt zum Beispiel: “Übelste Propaganda! Wo bleibt die Objektivität! Das ist kein Journalismus sondern eine Schande! Diese gebührenfinanzierten 30 Minuten Film zeigt von Minute 1 bis zum Abspann, dass die Macher kein Stück in der Materie stecken! Schwache Leistung! Schämen sie sich!!!!!”

Auf die Frage von Achim Reinhardt, woran er das festmache, antwortet Ivo B.:

“Es wird von den hohen Kosten für den Verbraucher berichtet und als prominenter Kostenfaktor tritt nur die Zulage für erneuerbare Energien zu Tage. Diese Subventionen für eine ökologische Energieerzeugung wurden für die Atomkraft auch gezahlt und zwar deutlich mehr und ohne Ende in Sicht, nur wurde das dann über die Staatskasse finanziert und nannte sich nicht Atomenergieumlage. Nur eins der Beispiele die sie in ihrem Machwerk hätten anschneiden können.”

Wernicke

Angenommen, dass für Kernenergie Subventionen gezahlt wurden (übrigens eine falsche Annahme), dann waren sie jedenfalls im Unterschied zu Windkraftindustrieanlagen aus ökonomischen und ökologischen Gründen sinnvoll angelegt, denn der Strom war nicht nur zuverlässig, sondern auch bezahlbar, was man vom Zufallsstrom aus Wind- und Solaranlagen nicht sagen kann.

Die entscheidende Frage, die Achim Reinhardt bei Facebook ins Spiel bringt, ist diese:

“Aber sollte man als Journalist nicht Fehlentwicklungen aufzeigen, selbst bei einer von vielen grundsätzlich so positiv bewerteten Sache wie der Windenergie?”

Wenn es aber um ihre Emotionen geht, verstehen fundamentalistische Windkraftbefürworter, die in der Regel ebenso fundamentalistisch Kernkraftgegner sind, keinen Spaß. Sie hören auch nicht mehr hin. So ist es wahrscheinlich zu erklären, dass Guido F. fragt:

“Wieso kommt eigentlich niemand vom BWE zur Sprache? Wieso wird mit Bildern von Interviews gelockt, wenn diese Personen dann im Beitrag nicht zu sehen sind? Warum werden einfachen Mitarbeitern hinterlistige Fragen gestellt? Warum wird nicht darauf hingewiesen, dass es am Ende immer noch eine Genehmigungsbehörde gibt, die für oder gegen einen Bauantrag nach BImSchG entscheidet und nicht der BUND? Warum wird unterstellt, dass eben diese Mitarbeiter der Genehmigungsbehörden und aller beteiligten Fachbehörden auf Arten- und Naturschutz verzichten und die Gesetze und Richtlinien gebrochen werden?
Ist Herrn Reinhardt bewusst, wie viele Personen er in Landkreisen, Fachbörden, etc. damit persönlich angreift und Ihnen vorsätzlich fehlerhaftes Arbeiten, Schummelei, Betrug vorwirft?
Wenn es um Lobby Arbeit geht – warum fragt er dann ausgerechnet die beiden widersprüchlichen Kollegen der CDU? Wo es doch die CDU ist, die für den deutschen Bundestag die meisten Hausausweise an Lobbyisten ausgegeben hat. UND ZWAR so viele, wie die anderen Parteien zusammen. Dass so ein einseitiger Beitrag auf der ARD gesendet werden darf – Wahnsinn.”

 Auf diese Vorwürfe antwortet Achim Reinhardt:

“Lieber Herr F., danke für Ihre Kritik. Gerne antworte ich: Hinterlistige Fragen haben wir bei der Demo nicht gestellt, sondern die Frage: “Warum sind Sie heute hier?” Es kommen zudem zwei hochrangige Vertreter des BWE im Film zu Wort. Und: Die Lobbyarbeit kritisiert auch ein SPD-MdB. Und die Rolle des BUND als Anwalt der Natur zu hinterfragen, ist doch eine legitime journalistische Fragestellung. Übrigens kommt auch der BUND-Vorsitzende zu Wort. Ich würde mich freuen, wenn ich mit diesen Antworten weiterhelfen konnte!”

Nicht jeder lässt sich weiterhelfen. Aber man soll nie die Hoffnung aufgeben.

Den Dokumentarfilm “Der Kampf um die Windräder – Die Auswüchse der Boombranche” können Sie hier sehen:

Eine exklusive Dokumentation im Ersten: Der Kampf um die Windräder


Titelfoto: 15299, pixabay

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