Beobachtungen aus dem Revier
Umweltpreis

Für welche Idee steht der Umweltpreis GreenTec Awards?

Die Bewerbungsphase für den Umweltpreis GreenTec Awards 2018 ist beendet

In diesem Jahr konnte man sich in den Kategorien Bauen & Wohnen, Energie, Galileo Wissenspreis, Lifestyle, Mobilität, Ressourcen & Recycling by Veolia, Sport by Jack Wolfskin, Sustainable Development, Wasser & Abwasser bei den GreenTec Awards um einen Umweltpreis bewerben.

Auf der 2008 gegründeten Werbeplattform GreenTec Awards präsentieren über 120 Partner den Preis als “weltweit bedeutendsten Umweltpreis”. Zur interdisziplinären Jury der GreenTec Awards zählen über 75 unabhängige (grüne Lobbyisten gelten grundsätzlich als unabhängig) und repräsentative (gemeint sind grün-kompatible) Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Medien.

Die Jury wählt aus den Top 10 Nominierten aller Kategorien jeweils zwei Projekte in die Top 3, während der dritte Finalist durch das parallel stattfindende öffentliche Online-Voting bestimmt wird. Was das Online-Voting wert ist, musste 2013 das Berliner Institut für Festkörper Kernphysik mit seinem Projekt Dual Fluid Reaktor erfahren: Es hatte das Online-Voting in der Kategorie Galileo Wissenspreis mit großem Vorsprung gewonnen. Weil der entsetzten Jury das zukunftsfähige Projekt missfiel, strich sie das Projekt regelwidrig und trotz eines anderslautenden Gerichtsbeschlusses von der Liste.

 

GreenTec Awards – Propaganda für den grünen Lifestyle

Bei den GreenTec Awards wird nicht um den heißen Brei geredet. Wer lesen will, kann die Reihenfolge der Aufzählung “Green Lifestyle. Inspiration. Umweltschutz.” richtig bewerten. Es geht es um den “Grünen Lifestyle”. Die GreenTec Awards “prämieren, vernetzen und kommunizieren Grünen Lifestyle”, heißt es auf ihrer Homepage.

 

Es wird auch erklärt, dass unter “Green Lifestyle” ein “Fenster in eine neue Welt des Konsums” zu verstehen ist: “Green Window – Lifestyle-Magazin, Shop, Entwicklungslabor, Community… und vor allem eines: so modern, wie grün heute sein muss. Ein Fenster in eine neue Welt des Konsums.”

Stelter

Dass an dieser neuen Welt des Konsums nicht alle Menschen beteiligt sein werden, weiß die neue grüne Elite sehr genau. Es geht bei der Nachhaltigkeit, dem Umweltschutz und Klimawandel um das Wohlergehen der Lifestyle-Generation, nicht um das der Gesellschaft und der Natur – da sei Grün vor. Ein Teil der Gesellschaft, der sich  den “Abgehängten” moralisch und intellektuell überlegen fühlt, die grünen Vorreiter der Nation, sichern ihren Konsum ab.

Die ideologischen Voraussetzungen dafür hat sich die Lifestyle-Generation mit dem Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) geschaffen. Dieses Werk, das auch in einer Kurzfassung im Internet heruntergeladen werden kann, ist ein Manifest der grünen Elite für eine neue Gesellschaftsordnung in ihrem Sinne. Das Ziel ist ein “gestaltender Staat” mit dem “Klimaschutz” als “Staatsziel”. Im Rahmen einer “Transformation” und mit Hilfe eines “neuen Gesellschaftsvertrags” soll der neue Staat etabliert werden.

Grüne Gruppeninteressen werden von der grünen Elite als allgemeine Interessen definiert, wodurch sich die grüne Lifestyle-Generation jede Form der Skrupel gegenüber der Mehrheit der Gesellschaft und auch jede öffentliche Diskussion über das Staatsziel ersparen kann.

Einen besseren Propagandisten für die neue, autokratische Gesellschaftsform als Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte sich die grüne Lobby nicht wünschen können. Die Bundeskanzlerin hat das Ziel der neuen, grünen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung in wenigen, treffenden Worten zusammengefasst und sie als → ”
marktkonforme Demokratie

” bezeichnet. Die “neue Welt des Konsums” hat sich mit dem Staatsziel Klimaschutz und dem Staat  verschmolzen.

 

Vorreiter in eine autokratische Gesellschaftsordnung

Es ist vor allem die grüne Bio-Generation, die die Entwicklung zu einer marktkonformen Demokratie vorantreibt, wobei ihr Verständnis von “Markt” nicht offen kommuniziert wird. Ist es neo-liberal, neo-konservativ oder neo-weiß-nicht-was? Die Grünen können jedenfalls nicht alleine die konsum- und großkonzernfreundliche Politik vorantreiben.

Dazu brauchen sie vielfältige Unterstützung. Zu den wichtigen Unterstützern gehören nicht nur die Medien, sondern auch die Großunternehmen. Und denen gefällt die Idee der Klimaschutzpolitik, der Wirtschaftsankurbelung und der Konsumsteigerung ausnehmend gut. Gemeinsam machen Grüne und Großkonzerne das Thema Green Lifestyle alltagstauglich. Kaum ein Unternehmen, erst recht kein Großunternehmen verzichtet noch darauf, den “Klimawandel”, den “Klimaschutz”, die “Nachhaltigkeit” oder irgend etwas mit “Bio” in sein Unternehmensprofil aufzunehmen.

Die Grünen haben die Interessen der Großkonzerne früher verstanden als alle anderen, sogar als diese selbst. Der lange Marsch der Grünen durch die Institutionen und ihre beharrliche Lobbyarbeit zahlen sich aus, auch wenn die Grünen gealtert sind. Aber sie denken ja sozial an die nachfolgende Generation – der Grünen. Parteien, Kirchen und Gewerkschaften sind ergrünt. Nicht-Regierungsorganisationen, die nicht durch eine demokratische Wahl legitimiert sind, bestimmen mittlerweile den Kurs der Gesellschaft.

Nennenswerten Widerstand gegen die ideologisch begründete “marktkonforme Demokratie” gibt es nicht. Die Bildung einer autokratisch regierten grünen Republik scheint niemand aufhalten zu können. Die großen Parteien, CDU und SPD, formieren sich derzeit zu einer Einheitspartei, die den “Gesellschaftsvertrag” der WBGU, mit dem Klimaschutz als Staatsziel und der großen Transformation der Gesellschaft vor Augen, umsetzen wird.

 

Die Masche mit dem grünen Lifestyle

Die Greentec Awards sind ein Teil des Umwandlungsprozesses der Gesellschaft zugunsten einer alten Elite, die sich neu defininiert. Tatsächlich wollen Organisatoren und Propagandisten der GreenTec Awards das “Thema Green Lifestyle alltagstauglich” machen. Sie bieten “großen und kleinen Unternehmen, NGOs und Verbänden, Sportlern, Schauspielern und allen Aktiven” eine “internationale Bühne zur Präsentation der besten Projekte”.

Beim Thema Lifestyle, egal ob grün, rot oder schwarz, fühlen sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen auf Anhieb verstanden. Das Potenzial der relativ wohlhabenden Lifestyle-Generation ist für die Wirtschaft sehr groß und umfassend: Lifestyle ist “Alles rund um Liebe, Psycho, Ernährung & Diät, Horoskope und all die wundervollen Dinge, die das Leben einfach schön machen!” (InStyle) oder “Lebensstil und Zeitgeist von Stars und Promis. Dazu neue Modetrends…” (Stern) oder “Mode und Beauty, Essen und Trinken, Haus und Garten, Wellness und Fitness” (Bild) oder irgendeine andere der unzähligen Verlockungen, die Menschen direkt anspricht. Die Lifestylisten bilden den zukünftigen und wichtigen Absatzmarkt für die “neue Welt des Konsums”.

Die GreenTec Awards sind eines von vielen Bindegliedern der grünen Gesellschaft. Sie verbinden die Freude vieler junger Menschen an Wettbewerben, Leistungsvergleichen und Anerkennung, mit der Aussicht, das große Geld verdienen zu können. Schafe und Wölfe werden geschickt miteinander vereint. Medien gehen bei den Geschäftsanbahnungen hilfreich zur Hand: Zu den Hauptsponsoren gehören “Pro Sieben” und die “Wirtschaftswoche, Green Economy”.

 

“Höhepunkt des Wettbewerbs ist die glamouröse Gala”

Die Strategie der GreenTec Awards überzeugt zumindest die Partner. Nicht die Präsentation der Arbeiten der Projektteams bilden den Höhepunkt des Wetbewerbs, sondern die Show. Die Inszenierung verläuft nach einem festgelegten Ritual.

“Zum Auftakt präsentieren sich unsere prominenten Gästen auf dem Grünen Teppich und verleihen damit dem Thema Umweltschutz eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Auf der Bühne werden anschließend ausgewählte Preisträger in Szene gesetzt, Inspiration und Unterhaltung stehen dabei im Mittelpunkt.”

Die Regie will “mediale Aufmerksamkeit” erzeugen. Die Projekte sind lediglich Mittel zum Zweck. Den Höhepunkt des Wettbewerbs bilden nicht die Präsentationen der Projektteams, die die Arbeit geleistet haben. Sie sind lediglich Statisten der Inszenierung. Die Hauptakteure sind prominente Gäste, die sich von der Presse und geladenen Gästen schmeicheln lassen und nichts anderes zu dem Wettbewerb beitragen, als ihre eigene Haut zu präsentieren. Den Rest der PR-Show erledigen Journalisten mit Hilfe der Medien.

Dass diese PR-Show dazu dienen soll, den Zusammenhalt der grünen Lobby zu festigen und die Möglichkeit zu Vernetzung und gegenseitigem Austausch zu stärken, ist nicht nur ein gewünschter Nebeneffekt. Denn der Werbetross für das grüne Feeling zieht mit seinen Schaustellern weiter. Die GreenTec Awards sind nach Angaben der Organisatoren in 2018 Auftaktveranstaltung der IFAT, der Weltleitmesse für Umwelttechnologien.

 

Und die Lizensierung nicht vergessen

Lizenzen und Qualitätssiegel haben die Grundlage für eine neue Branche geschaffen: Lizenzunternehmen. Auch die Organisatoren der GreenTec Awards möchten von der Siegelseuche profitieren. Damit die Gewinner der TOP 3 das Siegel benutzen dürfen, müssen sie eine Lizenz erwerben. Für die Veröffentlichung in Fremdmedien (Print und Online z.B. Anzeigen, Plakate, Online-Banner, Social Web) kostet die Lizenz 5.000,- Euro. In eigenen Medien (Print und Online z.B. Broschüren, Flyer, POS, Webseite, Intranet, Mail) ist sie spottbillig für 900,- Euro zu erwerben. In Radio & TV darf offensichtlich nicht mit dem Siegel geworben werden, diese Variante ist ausgeschlossen. Aber als “Kombi-Paket” sind die Siegel gegen eine Zahlung von 5.500,- Euro in allen Nutzungsarten (exklusiv Radio und TV 5.500,- erlaubt. Individuelle Nutzungsarten oder eine TV-Lizenz wird auf Anfrage angeboten.

Ohne entsprechende Werbung ist der Gewinn für ein Projektteam nahezu wertlos. Lohnt sich der Kauf des Siegels? Für die Organisatoren auf jeden Fall. Es gibt eine Ausnahme: Die Siegelverwendung ist für NGO kostenfrei. Warum? Um den Prozess der Selbstbefruchtung in Gang zu halten? Genetisch führt die Autogamie zu nahe verwandten Lebewesen, die aber – anders als bei ungeschlechtlicher Vermehrung – nicht identisch sind. Sie tritt außer bei Pflanzen auch bei verschiedenen Tiergruppen auf. Und wer etwas mehr über Selbstbefruchtung bei Menschen nachlesen will, schaut einfach mal bei Google unter dem Stichwort “Selbstbefruchtung” nach. Echt Bio!

Faina Faruz

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Titelfoto: CarolCarter

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Berger


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