Heinz Theisen: Selbstbehauptung

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“Die politische Klasse an Hochschulen, in den Medien und Parteien verzichtet oft demonstrativ auf die Selbstbehauptung des Eigenen. Ein erstaunlicher Vorgang, weil in Evolution und Geschichte immer um die Selbstbehauptung von Kulturen, Gesellschaften und Staaten gerungen worden war.”

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Beschreibung

Selbstbehauptung

Warum Europa und der Westen sich begrenzen müssen.

Die Krise des Westens spitzt sich zu im Zusammenfallen von innerer Dekadenz und äußeren Bedrohungen – insbesondere durch die Herausforderkulturen Islam und China. Nach der Niederlage in Afghanistan befindet sich der Westen in der Defensive gegenüber einem Islamismus, der Säkularität, Ausdifferenzierung, Rechtsstaatlichkeit, Rechte des Individuums und die Meinungs- und Religionsfreiheit von offenen Gesellschaften in Frage stellt.

Europa ist durch seine strategische, geistige und demographische Lage stärker gefährdet als liberaldemokratische Staaten in Nordamerika, Ozeanien und Ostasien. Der globale Westen wird auch noch durch den zunehmend totalitären politischen Kapitalismus Chinas herausgefordert. Die politische Klasse an Hochschulen, in den Medien und Parteien verzichtet oft demonstrativ auf die Selbstbehauptung des Eigenen. Ein erstaunlicher Vorgang, weil in Evolution und Geschichte immer um die Selbstbehauptung von Kulturen, Gesellschaften und Staaten gerungen worden war. Anders als im Kalten Krieg sind die Europäer schon darüber gespalten, ob sie überhaupt bedroht sind oder ob sie nicht – so in der Klimadebatte – selbst die Hauptbedrohung verkörpern. Dabei machen die Aggressionen der Türkei und Weißrusslands deutlich, dass wir von einem Ring kultureller Feindseligkeit und politischer Gegnerschaft umgeben sind. Das aus seiner Handlungsunfähigkeit nach außen resultierende Machtvakuum der Europäischen Union zieht immer neue Aggressionen auf sich.

Die innere Polarisierung zwischen weltoffenen Globalismus und regressivem Rückzug auf den Nationalstaat wird weder der Globalität noch der Komplexität der Herausforderungen gerecht. In den Gesellschaften und zwischen den Staaten des Westens muss eine neue Achse der Selbstbehauptung aufgebaut werden. Die diversen Interessen, Ideologien und Identitäten könnten in einer neuen Doppelstrategie der “Selbstbehauptung durch Selbstbegrenzung” auf einer höheren Ebene aufgehoben werden. Bürger kommt von Burg. Eine neues bürgerliches Bewusstsein sollte von internen Konflikten überleiten zu einem Europa, das schützt.

Dafür müsste nächst der Überwindung der inneren Spaltung die Kontrolle über Europas Grenzen erreicht werden. In der multipolaren Welt wären statt globaler “Weltoffenheit” eine Koexistenz der Kulturen und Mächte und gegenüber feindseligem Totalitarismus eine Strategie der Eindämmung gefordert.

  • 1. Einleitung
    Der Mangel an Selbstbegrenzung
    Selbstkritik bis zur Selbstauflösung
    Die Mitte hält nicht mehr
    Der Westen ist bereits in der Defensive

    2. Überdehnungen und Verstrickungen
    Grenzen der Grenzenlosigkeit
    Von der Säkularität zur Profanität
    Die kulturelle Überdehnung der Europäischen Union
    Export des Vulgärliberalismus nach Osteuropa
    Die Ukraine zwischen dem Westen und Russland
    Verstrickungen und Scheitern in der islamischen Welt
    Interkulturalität endet schon in der Türkei und auf dem Balkan
    Asymmetrische Beziehungen zu China
    Wie Deutschland die Fluchtursachen Afrikas bewältigen will
    Afghanistan als Ende des westlichen Universalismus

    3. Die westliche Kultur vor der Selbstauflösung
    Kulturrelativismus als Voraussetzung des Universalismus
    Globalismus als neue Weltanschauung
    Globalismus und Narzissmus ergänzen einander
    Vom Globalismus zum Narzissmus
    Offene Grenzen: der deutsche National-Globalismus
    Global-Liberalismus als Gefährdung der Freiheit
    Postmoderne Sozialisten überwinden die Natur
    Selbsthass gegen den postkolonialen “Weißen” Westen
    Spezifische Identitäten statt Interessen der Mehrheit
    Die offene Gesellschaft schafft sich ab

    4. Wiederaufbau von Grenzen und Gegenseitigkeiten
    Protektionismus zum Schutz absteigender Nationen
    Grenzen einer nationalen Klimapolitik
    Kann Europa Afrika helfen?
    Selbstbehauptung gegenüber Künstlicher Intelligenz
    Illusionen der Intervention – Illusionen der Integration?
    Ausdifferenzierung der Integration
    Transkulturalität durch Brain Circulation
    Gegenseitigkeit statt Gemeinsamkeit von Kulturen

    5. Ein Europa und ein Westen, die schützen
    Antisemitismus als Hass auf Erfolg
    Israel als Modell für die Selbstbehauptung Europas
    Ein postnationales Europa, das nicht schützt
    Handelsmacht und politische Ohnmacht
    Die EU neu denken: Vielfalt nach innen und Einheit nach außen
    Die Schweiz als Modell für ein dezentralisiertes Europa
    Eine Europäische Union, die schützt
    Die prekäre Vorfeldsicherung Europas in der Sahelzone
    Die Nato zwischen Rückzug und Ausweitung
    Die kulturelle Inkompatibilität fordert Abgrenzung und Koexistenz
    Koexistenz durch Eindämmung des revolutionären Islamismus

    6. Die Selbstbehauptung des globalen Westens
    Afghanistan und die multipolare Weltordnung
    Der globale Westen in der Selbstbehauptung gegen China
    Die USA als Führer des globalen Westens
    Die Globalisierung an ihren Grenzen
    Slowbalisation und Lokalisierung
    Selbstbegrenzung und Selbstbehauptung in der Corona-Pandemie
    Dialektik der geordneten Freiheit
    Die Achse der Selbstbehauptung reicht von Links bis Rechts
    Bürger kommt von Burg: Zum Wiederaufbau der Bürgerlichkeit
    Die Weisheit des Christentums
    Noch ist der Westen nicht verloren

    Auswahlbibliografie

  • Heinz Theisen lehrte bis 2020 Politikwissenschaft an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und an Universitäten im Nahen Osten. Er arbeitet als freier Autor u.a. für die Neue Zürcher Zeitung, Tichys Einblick und “Die Neue Ordnung” Schwerpunkte sind: Die Rolle des Westens in der neuen Weltordnung, Konflikte der Kulturen, Europa und der Nahe Osten.

  • EAN: 9783957682369
    ISBN: 3957682363
    Libri: 2823825
    Warum Europa und der Westen sich begrenzen müssen.
    Olzog
    März 2022 – 384 Seiten

     

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Weltoffenheit statt Patriotismus und Gemeinwohl – Deutschland wird zum Geisterfahrer“, schrieb Heinz Theisen in einem Gastkommentar in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). “Deutschland will weder länger ein Nationalstaat sein, der für seine eigenen Interessen eintritt, noch erweist es sich als ein verlässlicher Verbündeter in der EU und der Nato. Die global denkenden Eliten Deutschlands fühlen sich weniger ihrem Land und ihren Bündnissen als der «einen Welt» verpflichtet. Ihre nationale Identität liegt im gemeinsamen Bekenntnis zur Globalität, in der sie an Luftschlössern ohne Mauern bauen.” (22. Februar 2022)

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Zusätzliche Informationen

Autor

Theisen, Heinz

Thema

Deutschland, Europa, Globalisierung, Globalismus, Ideologie, Selbstzerstörung, Westen

Titel

Selbstbehauptung

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