Vatikan pro Kernenergie

Erzbischof Paul Richard Gallagher bekräftigte in einer Rede vor der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO in Wien am 16.09.2019 die Position des Heiligen Stuhles, der für eine ausschließlich friedliche Nutzung der Kernernergie eintritt, berichtet Vatican News.

Alle positiven Konsequenzen der Nukleartechnik müssten der ganzheitlichen Entwicklung jedes Menschen dienen, führte er aus. Der Diplomat sprach sich für die internationale technische Zusammenarbeit in diesem Feld aus und lobte die Arbeit der IAEO in diese Richtung.

“Energiequelle mit geringem CO2-Fußabdruck”

Der Vatikan sei „überzeugt, dass die Nutzung der Kernenergie als Energiequelle mit geringem CO2-Fußabdruck und als Teil der grundlegenden Energieversorgung von jedem Staat nach seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten unter gleichzeitiger Berücksichtigung globaler Überlegungen entschieden werden muss.“

Kernwaffen seien dagegen „Waffen der Massen- und Umweltzerstörungen“, stellte der Erzbischof klar. Die friedliche Nutzung der Atomenergie solle weiterhin Sache der einzelnen Staaten bleiben, empfahl der Diplomat.

Akademik Lomonosov, Foto: Rosatom

Erst vor wenigen Tagen segneten orthodoxe Priester das Kraftwerk, die Reaktoren und den Kontrollraum der “Akademik Lomonossow”, des ersten schwimmenden Atomkraftwerks. Das schwimmende Kernkraftwerk mit zwei Druckwasserreaktoren soll ab Jahresende die schwer zugängliche Region mit Strom und Wärme versorgen. Die “Akademik Lomonosov” wird zwei 35-MW-Kernreaktoren KLT-40S beherbergen, die denen der russischen Atomeisbrecher ähneln, und ihre Generatoren werden in der Lage sein, eine Stadt mit 200.000 Einwohnern zu versorgen. Rosatom plant den Bau von sieben weiteren schwimmenden Kernkraftwerken zusätzlich zu der jetzt im Bau befindlichen.

Am 17. September 2019 unterzeichneten die Regierungen der Russischen Föderation und der Republik Uganda am Rande der 63. IAEO-Generalkonferenz in Wien ein Regierungsabkommen über die Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie.

Erklärung des Vatikans zur Kernenergie, 2007

Das Thema Kernenergie war seit 2011 aus dem öffentlichen Diskurs in Deutschland weitgehend verschwunden. Der Kraftwerksunfall in Fukushima diente als Vorwand, um der Ökolobby den Weg zu ebnen und führte zu dem Beschluss der Bundeskanzlerin, 2022 aus der Kernenergie auszusteigen. In Deutschland entstand der falsche Eindruck, dass sich auch die ganze Welt von der Kernenergie losgesagt hatte. Sie hat nach Fukushima eine Kontrollpause eingelegt und die Forschung im Bereich der Kernenergie, insbesondere in Fragen der Sicherheit, verstärkt. Derzeit findet international und national eine Rückbesinnung auf die unvergleichlichen Vorteile der Kernenergie statt.

In Fragen der Kernenergie vertrat der Vatikan bereits 2007 einen klaren Standpunkt. Er bekannte sich zum “friedlichen und sicheren Gebrauch der Kerntechnologie für eine echte Entwicklung, die die Umwelt achtet und immer auf die benachteiligteren Völker bedacht ist.”

Die Erklärung des Vatikans zur Kernenergie von 2007 könnte für viele Christen auch ein Beginn für einen Neueinstieg in die öffentliche Debatte über unsere zukünftige Energieversorgung sein.

“Den friedlichen und sicheren Gebrauch der Kerntechnologie für eine echte Entwicklung begünstigen, die die Umwelt achtet und immer auf
die benachteiligteren Völker bedacht ist.”

Am 29. Juli 2007 veröffentlichte Der Heilige Stuhl, BENEDIKT XVI., ANGELUS, Apostolischer Palast, Castelgandolfo, folgende Erklärung (Auszug):

„Heute vor genau 50 Jahren trat das Statut der IAEA in Kraft, der Internationalen Atomenergiebehörde, die mit dem Auftrag eingerichtet worden ist, »in der ganzen Welt den Beitrag der Atomenergie zum Frieden, zur Gesundheit und zum Wohlstand zu beschleunigen und zu steigern« (Art. II des Statuts). Der Heilige Stuhl stimmt voll und ganz den Zielsetzungen dieser Organisation zu; er ist seit ihrer Gründung deren Mitglied und unterstützt auch weiterhin ihre Tätigkeit. Die in den letzten 50 Jahren eingetretenen epochalen Veränderungen machen deutlich, daß an den schwierigen Scheidewegen, an denen sich die Menschheit befindet, der Einsatz immer aktueller und dringlicher wird, für die Nicht-Verbreitung von Nuklearwaffen einzutreten, eine progressive und konzertierte Abrüstung von Kernwaffen zu fördern und den friedlichen und sicheren Gebrauch der Kerntechnologie für eine echte Entwicklung zu begünstigen, die die Umwelt achtet und immer auf die benachteiligteren Völker bedacht ist. Ich wünsche daher, daß die Anstrengungen all jener zu einem guten Gelingen führen, die dafür arbeiten, mit Entschlossenheit diese drei Zielsetzungen zu erreichen, in der Absicht, zu ermöglichen, daß »die auf diese Weise eingesparten Geldmittel […] in Entwicklungsprojekte zugunsten aller Einwohner, an erster Stelle der Ärmsten, investiert werden [können]« (Botschaft zum Weltfriedenstag 2006, 13).“

Titelfoto: 12019, Hof im Vatikan. Skulptur der Welt, pixabay

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