Warum der große Aufruhr um Facebook den Internetkonzernen nutzt

Daten von Facebook & Co. gehören zum Rohstoff des 21. Jahrhunderts

Aktuell ist Facebook massiv in der Kritik, weil Nutzerdaten zur Analysefirma Cambridge Analytica abgeflossen sind. Cambridge Analytica hat Apps entwickelt, die sich mit Facebook verbinden. Es wurden  ausschließlich öffentliche Daten ausgewertet, die bei Facebook eingegeben wurden. Facebook steht dabei mit seinen Praktiken nicht allein da. Auch andere soziale Netzwerke und Internetdienste sammeln auf ähnliche Weise Daten. Sie leben davon.

“Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts”, heißt es im Koalitionsvertrag. Nach dem Skandal um den angeblich mangelnden Datenschutz bei Facebook fordert die neue Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, dass der US-Konzern das Geschäftsmodell seines Netzwerks reformieren muss. Die Grünen verlangen sogar eine Zerschlagung des Internetkonzerns. Robert Habeck, Parteichef der Grünen, warf dem Internetunternehmen vor, Nutzerdaten in einer Hand zu sammeln und zusammen zu führen. Die Verbraucher hätten faktisch keine Wahl. „Deshalb wäre die richtige Konsequenz eine Entflechtung der Dienste.“ Beide Vorschläge sind Augenwischerei. Denn der Koalitionsvertrag zeigt die Richtung, wie Daten zukünftig genutzt werden. Die USA sind nur einen Schritt voraus.

 

Die USA nutzen aktiv die Social Media Daten

Am 27.06.2016, vor der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, berichtete der Spiegel über einen Vorschlag der US-Einreisebehörden. Sie beabsichtigten Social-Media-Accounts abzufragen. “Fällt demnächst der Urlaub in den Staaten flach, wenn man nicht ein unverdächtiges Facebook- oder Twitter-Konto vorweisen kann? Eine geplante Erweiterung des berüchtigten Einreisefragebogens sorgt für Aufregung”, meldete das Nachrichtenmagazin.

Ende Dezember 2016 ergänzten die US-Behörden den ESTA-Antrag um eine neue Frage: Ab sofort können Reisende, die visumfrei mit einer ESTA-Genehmigung in die USA reisen möchten, Angaben zu den von ihnen genutzten Social-Media-Konten (Facebook, Twitter, etc.) im ESTA-Formular machen, inklusive der Angabe des individuellen Benutzernamens. Die Angaben zu Social-Media-Profilen waren zunächst noch optional.

Seit wenigen Tagen ist bekannt, dass das US-Außenministerium in Zukunft alle Visumsbewerber dazu verpflichten will, ihre Daten aus sozialen Netzwerken offenzulegen, berichtet wiwo. Die Bestimmung umfasse zum Beispiel Facebook- oder Twitter-Nutzernamen. Bewerber sollen zudem verpflichtet werden, auf Visaanträgen E-Mail Adressen und Telefonnummern zu nennen, die sie in den letzten fünf Jahren genutzt haben. Zehntausende Aupairs, Manager oder Expats, die ein reguläres Visum zum Arbeiten benötigen, müssten ihre Identitäten in sozialen Netzwerken ebenso preisgeben wie etwa Wissenschaftler.

Bislang gilt eine verschärfte Prozedur nur für einige Länder mit hauptsächlich muslimischer Bevölkerung. Die geplante neue Regelung gilt für alle Visaanträge, nur wenige Visa-Bewerber, zum Beispiel aus diplomatischen Dienst, sollen ausgenommen werden. Die Öffentlichkeit kann nun zwei Monate lang Kommentare zu dem Vorschlag des State Departments abgeben. Die Chance auf eine Umsetzung liegt allerdings hoch, berichtet die BBC.

 

Der Staat ist an den Social Media Daten interessiert

Die chinesische Regierung plant, 2020 ein verpflichtendes Bewertungssystem für alle Bürger einzuführen, ein datengestütztes, soziales Bonitätssystem für viele Lebensbereiche. Alle Bürger führen danach ein  verpflichtendes Punktekonto, auf dem Punkte gutgeschrieben oder abgezogen werden können.

Es wäre ein Fehler zu glauben, dass ähnliche Absichten nicht auch in Westeuropa und den USA existieren.
Die von den Social Media wie Facebook, Twitter, WhatsApp und Youtube gesammelten Daten dienen nicht nur zu Werbezwecken. Sie werden schrittweise mit den Daten staatlicher Institutionen verknüpft. Die Empörung über die Vorgehensweise gegen Facebook lenkt davon ab, dass die Schritte zur Verknüpfung persönlicher Daten zumindest im Vertrag der großen Koalition bereits fixiert sind. Die Nutzung der von Facebook und anderen Social Media gesammelten Daten durch Behörden ist nicht nur möglich, sondern nach Ansicht von Dirk Müller, Börsenmakler, Fondsmanager und Buchautor, international als „Mister DAX“ bekannt, in der Vorbereitung. Seine Schlussfolgerung, die er in dem Videobeitrag (s. unten) begründet, lautet: “Entweder werden Sie Ihre Daten freiwillig abgeben, oder Sie werden nicht mehr am Leben teilnehmen können.”

 

Ein Verbot der Datenweitergabe fördert die totale Überwachung

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Im Rahmen der großen Aufruhr gegen Facebook könne es nun zu Gesetzen kommen, die Datenweitergabe grundsätzlich verbieten, sagt Dirk Müller. Die Daten würden in diesem Fall in dem Unternehmen bleiben, das sie gesammelt hat. Er warnt jedoch: “Was im ersten Moment positiv klingt, könnte sich jedoch ganz schnell in einen Alptraum entwickeln, in dem wir selbst verantwortlich für unsere totale Überwachung sind.”

Misstrauisch geworden ist Dirk Müller durch ein Dokument, das mehrere große Internetkonzerne den Regierungen beim letzten Weltwirtschaftsgipfel in Davos übergeben haben. Das Angebot der Internetkonzerne beinhaltet, dass die Daten künftig wieder auf den Bürger zurück übertragen werden. Der Bürger soll wieder die Hoheit über seine Daten bekommen. Er soll selbst für seine Daten verantwortlich sein. Die Daten dürfen nicht mehr weitergegeben werden. (WEF_The_Known_Traveller_Digital_Identity_Concept). In den Medien sei dieses Schriftstück der Internetkonzerne nicht thematisiert worden, sagt Müller. Er hält es für möglich, dass Facebook selbst die Kampagne initiiert hat, die seiner Meinung nach darauf hinaus laufen werde, dass die Internetkonzerne gestärkt aus dem angeblichen Skandal hervorgehen, aber kleinere Unternehmen und Start-ups, die ebenfalls Daten sammeln, verdrängt werden.

 

Welcher Plan verbirgt sich hinter der Kampagne gegen Facebook?

Nicht nur bei Auslandsreisen, sondern beim Abschluss einer Versicherung oder der Beantragung eines Bankkredits usw., werden Sie zukünftig überall Ihre Daten freiwillig vorlegen. Die Weltbevölkerung soll sich über die “Datenkrake Facebook” empören, sie soll darauf bestehen, die Daten in die eigene Entscheidungshoheit zu bekommen. Es ist genau das, was gewollt ist: Sie werden Ihre Daten freiwillig abgeben, oder Sie werden nicht mehr am Leben teilnehmen können. Der Aktienkurs von Facebook werde nur vorübergehend weiter unter Druck kommen (“Unterschätze niemanden, der einen Schritt zurück geht, es könnte sein, dass er nur Anlauf nimmt”).

Dirk Müller: “Wenn Sie jetzt in den Vertrag der großen Koalition schauen, in dem es darum geht, dass der Bürger wieder die Datenhoheit bekommen soll, dann wissen Sie, wohin die Reise geht.” Der Shitstorm gegen Facebook werde noch einige Monate dauern, es werden Gesetze verabschiedet werden, “und am Ende haben wir die totale Kontrolle und sind dafür auch noch selbst verantwortlich.”

Titelfoto: geralt, pixabay

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