Für Belgien ergeben sich aus dem Beschluss des EU-Parlaments zur Senkung der CO2-Emissionen ähnliche Probleme wie in Deutschland. Das EU-Parlament hat am 03.10.2018 beschlossen, dass die Hersteller bereits 2025 mindestens ein Fünftel ihrer Neuwagen mit emissionsarmen Antrieben verkaufen müssen. Verfehle ein Hersteller diese Quote, müsse es seinen CO2-Flottenausstoß noch stärker reduzieren als ohnehin vorgegeben, berichtet das Handelsblatt: “Sonst drohen hohe Strafgelder, die vom EU-Haushalt in die Weiterbildung von Arbeitnehmern in der Branche fließen sollen.”
Nicht genug Strom für Elektromobile
Belgien befürchtet ab Herbst 2018 Strommangel. Derzeit herrsche die Angst vor einem Stromausfall, der zumindest bei extremen Wetterbedingungen drohe, berichtet L’Echo. Alle Warnungen seien von der Regierung bisher ignoriert worden.
In Belgien gebe es 5,8 Millionen Autos, die durchschnittlich 17.361 km / Jahr zurücklegen. “Nehmen wir an, die politische Welt fordert, dass 2030 10% des Parks elektrifiziert werden. Bei einem Verbrauch von 20 kWh / 100 km würden wir einen Stromverbrauch von 2,0 Terawattstunden (TWh) erreichen. Da Belgien 70,65 TWh verbraucht, würde die zusätzliche Nachfrage nur 2,8% des Verbrauchs betragen.”
Aber der scheinbar günstige Verbrauch enthalte ein Problem. Eine normale Aufladung des Akkus in der heimischen Garage (“für diejenigen, die die Chance haben, eine zu haben”) betrage 5 kW. Das führe dazu, dass in Belgien eine zusätzliche installierte Kapazität von 2,9 GW benötigt werde, dem Äquivalent der drei Kernreaktoren des Kraftwerks Tihange. L’Echo: “Wir sehen sofort, dass dies nicht möglich ist. Schlimmer noch! Wenn wir eine Schnellladung mit 50 kW benötigen, erreichen wir die unglaubliche Zahl von 29 GW, während die installierte Leistung 21,15 GW beträgt, wenn alles gut funktionieren soll.”
Unbelehrbare Regierung
Die Royal Belgian Electricity Company (SRBE) habe laut L’Echo 2004 sogar einen Studientag mit dem Titel “Die Kirchhoff-Rache” organisiert. In der Disziplin der elektrischen Netze gebe es Gesetze, die nach Kirchhoff benannt sind. Sie zeigten eine Reihe von Realitäten auf, die von der Politik sowohl damals als auch heute ignoriert würden.
Im Jahr 2017 seien nur 0,5% der in Belgien verkauften Autos elektrisch gewesen, sagt L’Echo. Um das zu ändern, müssten drei Probleme gelöst werden: Niedrigere Kosten für Batterien, ausreichende Ladeanschlüsse und, was schwieriger sei und den Einsatz des Elektrofahrzeugs immer begrenzen werde, sei die Stromerzeugung. Der atypische Fall Norwegen sollte uns nicht in die Irre führen: Dort seien 96% des Stroms erneuerbar, aber dank der Wasserkraft nicht intermittierend. Deshalb habe das Elektrofahrzeug so populär werden können. Smart Grids, die mit schnell wechselnden Gebühren umgehen können, so dass die Verbraucher ihre Akkus nicht alle gleichzeitig laden, existierten nicht und würden lange nicht existieren.
Hat Deutschland genug Strom für Automobile?
Die Frage, ob in Deutschland genug Strom für Elektromobile vorhanden ist, hat Fred F. Müller in seinem Beitrag “Das Deutsche Energiewende-Wunder: Elektromobilität Ganz Ohne Strom” beantwortet. Er kam aufgrund von Berechnungen zu dem Ergebnis: “Es ist demnach völlig egal, ob es der Industrie in den nächsten Jahren gelingen wird, Wunderakkus zu entwickeln, welche eine Speicherdichte wie Benzin bieten, ewig halten und selbst an den Polen ohne Beheizung eingesetzt werden können: Wo kein Strom ist, kann auch nichts geladen werden.”
Titelbild: Ben_Kerckx
3 Gedanken zu “Belgien hat für Elektromobile nicht genug Strom”
Allein schon der Satz “zusätzliche installierte Kapazität von 2,9 GW” ist falsch. Das muss Leistung sein!
Außerdem würde das bedeuten, dass alle Autos dauernd laden.
Wenn 580.000 Autos über nacht vollladen wollen, dann wären ca. 0,6 GW Leistung nötig (aber nur nachts, kein Dampfkraftwerk kann nur nachts laufen und tagsüber “aus” sein!)
0,6GW = 2000 GWh / 365 Tage / 9h (21h-6h)
Wenn auch noch öffentliche Ladesäulen genutzt werden sowie PV-Anlagen installiert sinkt die nötige Leistung weiter ab.
Nur diesen Winter wirds auch so eng.
Aber Unternehmen haben ja schon zugesagt, weniger Strom zu verbrauchen (d. h. weniger zu produzieren); bin gespannt wann die Stromleitung Belgien-Deutschland endlich fertig wird oder die Unternehmen aus Belgien auswandern…
https://www.energie-und-management.de/nachrichten/strom/kernkraft/detail/rasanter-anstieg-der-belgischen-strompreise-127256
Ha, ha ha … köstlich dieser Kalauer zur benötigten (Mehr-)Kraftwerksleistung!
Ja, die Belgier haben ein Stromproblem! Aber nicht wegen der E-Mobilität, sondern wegen der veralteten Atomreaktoren und verpassten Neuinvestitionen /Neuausrichtung bei der Stromerzeugung. Deswegen sollte man aber doch bitte bei den Fakten bleiben:
– Belgien hat das gleiche Niederspannungsnetz wie D und an Schuko werden E-Autos i.d.R. mit 2,3kW (230V/10A) geladen – nicht etwa mit 5kW
– EIne kleine Wallbox lädt mit 3,6kW (können alle E-Autos), die größeren (wenn es das Auto kann) mit 11/22kW. Da die einzuladenden Energiemengen (17.361km /365Tage x 20kWh/100km) nur ca. 10kWh betragen. lädt ein E-Auto also zwischen knapp 2h und 0,5h je Tag – aber eben nie alle belgischen E-Autos gleichzeitig!
– Schnelladesäulen haben derzeit 50kW bis 130kW (Tesla SuC) – in Deutschland wie in Belgien. Warum sich deshalb aber die benötigte Kraftwerksleistung so drastisch erhöhen soll, erschließt sich mir nicht. Denn dafür dauert ein Ladevorgang ja nur noch 20..30min für 100…300km und es werden doch nie alle E-Autos gleichzeitig an den Ladesäulen laden, noch wird jeden Tag so viel geladen!
Im Gegenteil wirde ein Großteil der Ladevorgänge (in der Praxis ca. 90%) daheim und meist nachts stattfinden. Also zu einer Zeit, wo die Kraftwerke kaum ausgelastet sind – auch in Belgien nicht …
Mit den Kirchhoffschen Gesetzen hat das indirekt allenfalls zu tun, dass die Stromüberschüsse aus Deutschland stärker nach Belgien fließen werden. Immerhin waren dies in 2017 55TWh Stromexportüberschuss – also fast 10% unseres eigenen Bedarfes. Vor allem Strom aus Braunkohle und AKW, der trotz hoher EE-Stromerzeugung nicht abgeregelt wurde …
Der Artikel hat für mich die gleiche Qualität wie der erste Kommentar.
Wenn ich ca. 3-4€/100km für Fahrstrom zahle (25…30Ct/kWh), dann ist (abgesehen von den geringeren Inspektions- und Wartungskosten) heute schon der Betrieb deutlich preiswerter. Der Anschaffungspreis sinkt mit der Massenherstellung. VW hat den I.D. ab 25.000€ angekündigt.
Aber was sind schon Fakten. Lieber schwafelt man von auskühlenden Akkus und Reichweiten unter 100km, statt sich einmal in einen aktuellen Nissan Leaf II, Hyundai Ioniq, … zu setzen.
1. Kohlendioxid und Methan sind für das Wetter bedeutungslos, weil beide Spurengase in der Atmosphäre auch ohne die Existenz von Menschen völlig normal sind, sogar in mehrfacher Konzentration als heute.
https://www.dzig.de/Energiewende-und-FakePower_Kohlendioxid-und-Photosynthese
2. Das Elektrounternehmen wird für den Einkauf der Technik und den Aufbau der Solar-Anlage honoriert. Wie lange dauert es, bis diese Art der Stromerzeugung billiger ist als der Bezug von elektrischem Strom aus dem Verbundnetz? Der Fall tritt niemals ein.
Der Autohersteller wird für die Entwicklung und den Verkauf eines Elektroautos honoriert. Wie lange dauert es, bis diese Art der Mobilität billiger ist als der Betrieb mit Benzin, Gas oder Diesel? Der Fall tritt niemals ein.
Der Wirbel um die Elektromobilität nützt den Verkäufern dieses Schwindels. Nun, das Nachsehen haben die gutgläubigen Autofahrer, die bei Frost auf der Strecke bleiben und per Mobiltelefon einen Abschleppwagen anfordern und ein Taxi anfordern, um ihre Fahrt fortsetzen zu können. Auf der Rückreise kehren sie in die Werkstatt zurück und hoffen, dass die Lithium-Ionen-Akkus wieder aufgeladen sind.
Wenn die Ladestation temperiert ist, wird dies auch gelingen, doch während der Heimfahrt durch die winterliche Landschaft kühlen die Akkus wieder ab und die mögliche Reichweite sinkt wieder auf weniger als 100 Kilometer. Das soll lustig sein? Es gibt sicherlich genug teure Hobbys mit mehr Unterhaltungswert.