Beobachtungen aus dem Revier
Stöcker

Christian Stöcker – Ein Fall für Bobos

Kolumne

Windkraft-Gegner verteidigen die Zukunft

In einer Spiegel-Kolumne beschäftigt sich Christian Stöcker mit Windkraftgegnern. Er vertritt die Positionen, die aus dem Juste Milieu und dem der Bobos bekannt sind: “Windkraft-Gegner – Ihr klagt unsere Zukunft kaputt”, jammert er. Mit Stöckers Argumenten setzt sich der Realist und Windkraftgegner Hermann Dirr auseinander.

Christian Stöcker ist weder Physiker noch selbst von Infraschall und Schlagschatten betroffen. Sein Fach ist auch nicht die Ökonomie, und von der Landwirtschaft hat er als Stadtmensch vermutlich keine Ahnung. Christian Stöcker ist Kognitionspsychologe, seit Herbst 2016 Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), die drittgrößte Fachhochschule in Deutschland. Dort verantwortet er den neuen Studiengang “Digitale Kommunikation”.

“Deutschland könnte im Zukunftsmarkt Windkraft ein Superstar werden. Leider scheitert das an Bürokratie, Naturschützern – und an Leuten, die erwarten, von den Zumutungen der Moderne verschont zu werden”, sagt Stöcker.

Seine Behauptung widerspiegelt die unbekümmerte Unwissenheit in der Welt von Superstars, des Juste Milieus und der Bobos, die nicht wissen, dass Windkraftanlagen keine HighTech Anlagen sind, leicht kopiert und in Ländern wie China und Indien kostengünstiger gebaut werden können.

Beppler

Christian Stöcker hat bei Spiegel Online eine wöchentliche Kolumne. Er schreibt, als hätte es dort nie einen Claas Relotius gegeben und seien die Qualitätsstandards beim Spiegel die alten geblieben. Selbst die optische Ähnlichkeit zwischen beiden Autoren ist verblüffend.

Der Kognitionspsychologe schreibt über Globuli, SUV, Geheimdienste, Quantencomputer, Erderhitzung, Klimakrise, Mitschuld, Klimakrieg, Waldbrände und über die AfD. Vielseitig und ganz auf Spiegel-Linie.

Wikipedia widmet ihm einen überaus freundlichen Beitrag und hebt hervor, dass Stöcker im August 2017 in seiner Kolumne über “Wissenschaftsleugner” schrieb. Dazu zählt Stöcker diejenigen, die die Kugelgestalt der Erde oder “die menschengemachte globale Erwärmung” bestreiten. Das Wort „leugnen“ hält er angesichts der “quasireligiösen Überzeugung” kritischer Wissenschaftler für zu schwach und schlägt die Verwendung von “Leugnismus” vor, um damit eine verwerfliche abstrakte ideologische, kulturelle, geisteswissenschaftliche oder ähnliche Richtung zu kennzeichnen.

Mit Christian Stöcker setzt sich Hermann Dirr auseinander. Hermann Dirr ist Realist und ein Gegner des Ausbaus von Windkraftindustrieanlagen. Er hat bei einem Energieversorger im Ruhrgebiet gearbeitet und weiß wovon er spricht, wenn er über Stadt, Land, Energie und Windkraft redet. Er hat bewusst nach dem Ende der regulären Arbeitszeit das Leben auf dem Land in Lautertal, Hessen, gewählt. Auch er hat in einem Abstand von je 500 Metern zu zwei Autobahnen, einem Abstand von je einem Kiliometer zu zwei Großkraftwerken, in einem Abstand von 200 Metern zu einer Hauptgüterzugstrecke wohnen müssen, weil es im Ballungszentrum Ruhrgebiet auch Arbeit gab.

Und Hermann Dirr ist Naturschützer und Radfahrer. Seit 2004 betreibt er eine Website zum Thema Radsport, berichtet darauf über RTF-Radmarathon und andere Radtouren. www.rtf-radmarathon.de Neu ist seine Website zum Erhalt des Naturparks Hoher Vogelsberg. Dort engagiert er sich gegen die Zerstörung des Naturparks durch Wind-Industrieanlagen. In seinem näheren Umfeld stehen bereits 100 Anlagen – und es werden immer mehr. Sein Motto lautet:

“Es ist schwer jemanden zu überzeugen zu verstehen, wenn er daran verdient, es nicht zu verstehen.”

Hermann Dirr:

“Ein Spiegel Artikel, in dem sich ein Christian Stöcker Menschen zur Brust nimmt, die aufopferungsvoll für den Erhalt der Natur, Landschaft und ihrer Gesundheit kämpfen”

Auf der Suche nach Ruhe

Christian Stöcker schreibt:

“Die ersten 13 Jahre meines Lebens habe ich direkt neben einer Ampel mit Abbiegespur gelebt. Dahinter lag eine vierspurige Straße, dahinter eine Hauptbahntrasse. Wenn wir im Urlaub waren, konnte ich die ersten Nächte oft nicht einschlafen, weil es so still war.”

Sie haben recht Christian Stöcker, die Stille ist schrecklich. Bleiben Sie in 500 Meter Nähe zur Autobahn, für deren Schalldämmung auch die Landbevölkerung finanziell beigetragen hat. Vielleicht wäre es sinnvoll, diesen Menschen einen Dank rüber zu schicken, anstatt sie für die Unfähigkeit von Windkraftanlagen zur Stromversorgung verantwortlich zu machen.

Denn da liegt der Hase begraben, nicht in den Vorteilen einer Stadt, die Sie offensichtlich in vollen Zügen genießen. Ich vergleiche: 500 Meter zur Autobahn, bei mir sind es jetzt 60 km. 180 Meter von der Bundesstraße, bei mir sind es fast 20 km. Flughafen 10 km, bei mir sind es 80 km.

Schön bequem das Leben in der Stadt, alles schnell erreichbar. Dazu an jeder Ecke ein Arzt, ein Krankenhaus, ein Einkaufszentrum, ein Theater, ein Kino, U-Bahn vielleicht und vieles mehr, auf das aber alle Bewohner ländlicher Regionen weitgehend verzichten müssen. Ja, sogar auf den Kaufmann im Ort, den Kindergarten oder die Schule. Alles nur mit viel Zeitaufwand zu erreichen. Aber davon schreiben Sie nicht, sondern machen Menschen, die nicht ohne Grund auf dem Lande leben und die Ruhe suchen und genießen, das Leben zur Hölle.

Ja, solche Schreiberlinge wie Sie sorgen dafür, dass Menschen, die Windkraftanlagen betreiben wollen, die zwar nicht zuverlässig Strom liefern, bei dem kleinen Mann aber groß abkassieren. Sie unterstützen eine Energieform, die unfähig ist, die Menschen mit Strom zu versorgen, aber Dank EEG deren Betreiber bereichert.

Bei Ihnen fehlt es anscheinend an Durchblick und Weitsicht. Anders gesagt: Es wird bald ein Ende haben mit den 45-55 Dezibel, denn dann, wenn wir aus Jux und Tollerei unsere zuverlässigen Stromerzeugungsanlagen abgeschaltet haben werden, wird Ruhe herrschen.

Aber Sie schrieben ja, Ruhe ist nicht Ihr Ding, warum sollten Sie diese Ruhe Anderen gönnen?

Verdrehte Wahrnehmung

“Es gibt bei uns eine Zweiklassengesellschaft: Die einen müssen mit den Zumutungen der modernen Welt leben, die anderen nehmen zwar deren Vorteile für sich in Anspruch, möchten aber von Belästigungen bitte schön ausgenommen werden. “

Nein, Herr Stöcker, umgekehrt wird ein Schuh draus. Haben Sie schon mal etwas von Landflucht gehört? Offensichtlich nicht. Warum gibt es immer weniger Menschen in den Dörfern? Menschen wie Sie können sich aussuchen, wo sie leben wollen. Ruhe hassen Sie ja, dabei können Sie nicht schlafen, schreiben Sie. Da wäre doch eigentlich ein Häuschen in einer Windindustriezone genau das Richtige für Sie. Ich befürchte nur, nach ein – zwei Monaten können Sie dort auch nicht mehr schlafen. Vielleicht wissen Sie nicht, dass man Infraschall zwar nicht hören kann, er dennoch von Menschen und anderen Lebewesen sehr wohl wahrgenommen wird. Und auf die Dauer zu massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können.

Ausbau der Windkraft

“Der Ausbau der Windkraft ist hierzulande bekanntlich fast vollständig zum Erliegen gekommen:”

Aber nicht durch vereinzelte Klagen von Menschen oder Verbänden, die sich auf geltendes Recht berufen, sondern weil es kaum Gebote für Windkraft gibt. Warum? Weil selbst die günstigsten Gebote weit über den Kosten der konventionellen Kraftwerksleistung liegen. Und weil die Betreiber von Windkraftanlagen, die Windenergie kostenlos ernten dürfen, den Hals nicht voll genug bekommen.

  • Windkraftausschreibung im Jahr 2019 = 3.175.000 kW
  • Zuschlagsmenge = 1.337.670 kW
  • Eingereichte Menge = 1.425.410 kW
  • Zuschlagsmenge liegt bei 42,13 %

Frage: kann man diese fast 58 % nicht erreichte Zuschlagsmenge den Menschen anlasten, die sich für das letzte an noch verbliebener Natur einsetzen, Christian Stöcker?

Windindustrie

“Im Moment steht mit Enercon ein weiteres deutsches Windkraftunternehmen, das einmal zu den wichtigsten der Welt gehörte, vor einem dramatischen Stellenabbau, von 3000 Jobs ist die Rede. Auch die Siemens-Tochter Gamesa will Tausende Arbeitsplätze abbauen, Senvion hat im April Insolvenz angemeldet. Schon 2017 verschwanden in der deutschen Windkraftbranche 26.000 Stellen.”

Eine Industrie liegt am Boden, deren einzige Existenzberechtigung darin besteht, Maschinen zu produzieren, die sich zum Abgreifen von EEG Milliarden eignen. Zur Stromversorgung sind Windkraftanlagen untauglich, es sei denn, man baut und betreibt einen weiteren Kraftwerkspark, der an Stelle der Leistung von wetterabhängigen Stromerzeugungsanlagen ein 100 prozentiges Backup bietet. Kann sich unsere Gesellschaft, im Angesicht der vielen Tafeln, das leisten?

Klima-Prophet

“An dieser Stelle ein Hinweis für alle Fans des ländlichen Idylls: Die verheerenden Folgen der Klimakrise werden sich nicht auf urbane Gebiete beschränken. Sie werden mehr Arten vernichten als alle Windräder der Welt zusammen.”

Oh! nun versucht sich Christian Stöcker in Weissagungen. Was wäre Ihnen anstelle einer Klimaerwärmung lieber, eine neue Eiszeit? Eine Eiszeit, in der hunderte Millionen Menschen wegen ausfallender Ernten verhungern werden? Oder wegen mangelnder Energie erfrieren?

Schreibe ich gerade verhungern? Wissen Sie eigentlich, woher Ihr Essen kommt? Vielleicht sollten Sie sich bei der Landbevölkerung bedanken, denn in Saus und Braus und maßlos bis zum geht nicht mehr, leben eher die Menschen in den Städten. Dort lebt offenbar auch der Teil der Gesellschaft, der mit Physik nichts anfangen kann und glaubt Windkraftanlagen können konventionelle Kraftwerke ersetzen. Mit dem Glauben und Wissen ist es aber so eine Sache. Ich glaube, Christian Stöcker ist ein bezahlter Schreiberling der EE-Lobby. Ich glaube fest daran.

Hermann Dirr

Titelfoto: Hermann Dirr

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