Es gibt außer einem längeren Stromausfall auch andere gute Gründe, sich einen Notvorrat anzulegen. So hat zum Beispiel ein Hackerangriff auf die Server des Landkreises Anhalt-Bitterfeld die Auszahlungen an die Empfängern von Sozial- und Unterhaltsleistungen blockiert. Der Landkreis hat für seine 157.000 Bewohner den Cyber-Katastrophenfall ausgerufen. Die Verwaltung muss nach eigenen Angaben fast zwei Wochen lang ihre Arbeit weitgehend einstellen, berichtet die WELT. Die IT-Infrastruktur müsse wieder aufgebaut werden.
In Sicherheitskreisen wird laut WELT vermutet, dass es sich erneut um Erpressung handelt. Es ist nicht bekannt, ob dieser Angriff mit der Erpressungs-Software (Ransomware) im Zusammenhang steht, die unter anderem dazu führte, dass eine der größten Lebensmittelketten in Schweden alle 800 Filialen schließen musste, weil sie ihre Kassen nicht mehr bedienen konnten. Von dem Hackerangriff waren Computersysteme mehrerer Unternehmen auf der ganzen Welt betroffen.
Hackerangriffe nehmen weltweit zu – Notvorrat anlegen
Die Hackerangriffe nehmen weltweit insbesondere bei Erpressungssoftware zu. Inzwischen steckt hinter den Attacken eine professionell organisierte Untergrund-Industrie, die zielgerichtet den maximalen Profit herausschlagen will. In solchen Fällen verschlüsseln Angreifer Daten, die sie erst nach Zahlung einer geforderten Summe wieder freigegeben.
Auch große Firmen und der Bund sind nicht vor Cyberangriffen geschützt. IT-Abteilungen und Nationale Cyberabwehrzentren sind anfällig für Hackerangriffe. Kommunen sind für diese Angriffe besonders empfänglich, weil sie im Vergleich zu großen Unternehmen, der Energieversorgung und der Bundesverwaltung oft nur über veraltete Soft- und Hardware verfügen. In Sicherheitskreisen wird der WELT zufolge darauf verwiesen, dass die kommunale IT-Infrastruktur in Deutschland wahrscheinlich am schlechtesten gegen Cyberangriffe geschützt ist – obwohl hier sehr viele Daten der Bürger anfallen.
Gegen Hackerattacken könne man besser oder schlechter, aber niemals vollständig geschützt sein, sagt Dr. Myriam Dunn Cavelty. Sie ist stellvertretende Leiterin für Forschung und Lehre am Center for Security Studies der ETH Zürich. “Es gilt: Wenn ein guter Hacker genug Zeit aufwendet, kommt er in jedes System rein. Auf absehbare Zeit wird das auch so bleiben. Wir müssen mit weiteren Vorfällen rechnen, tendenziell auch mit solchen, die schwerwiegende ökonomische und politische Konsequenzen zur Folge haben, denn die Angriffsflächen und Verwundbarkeiten steigen mit zunehmender Vernetzung – Schlagwort “Industrie 4.0”. Diese steht ganz im Zeichen wirtschaftlicher Effizienz: Sicherheit spielt immer noch eine stark untergeordnete Rolle.”
Titelbild: TheDigitalArtist, pixabay
(Zuerst veröffentlicht: https://avantour.eu)
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