Beobachtungen aus dem Revier

Ein schleichender Prozess

Ultraorthodoxe sind dabei, den Judenstaat zerstören. Zu diesem Ergebnis kommt  Henryk M. Broder. (“Wie Ultraorthodoxe den Judenstaat zerstören”, WeltOnline, 13.01.2012)
Die Orthodoxen gewinnen in Israel immer mehr die Oberhand. Ihr Anteil an der Bevölkerung wird auf zehn bis 15 Prozent (von 7,7 Millionen Einwohnern) geschätzt, ihr Einfluss auf die Gesellschaft wächst. Sie wollen der Gesellschaft ihren Willen aufzwingen und fühlen sich den Moslembrüdern und den Salafisten in Sitte und Moral viel näher als den „dekadenten“ weltlichen Israelis, sagt Broder.
Aber wie ist es möglich, dass sich die Israelis, “ein störrisches, zur Anarchie neigendes Kollektiv”, wie Broder die Israelis einschätzt, solche Eingriffe in ihr Leben gefallen lassen? Er nennt ein Beispiel:

“In Jerusalem … gibt es direkt am Jaffa-Tor zur Altstadt ein großes, unterirdisches Parkhaus, das von der Stadt betrieben wird. Am Schabbat bleibt das Parkhaus zu, während Tausende von Israelis, die es mit ihren Familien in die Altstadt zieht, verzweifelt nach einem Parkplatz suchen. Sie drehen dann Runde um Runde, um schließlich, völlig entnervt, ihre Autos irgendwo abzustellen, womit sie das Verkehrschaos nur noch weiter verstärken. Die Orthodoxen im Rathaus von Jerusalem haben diese Regelung durchgesetzt, weil sie der Ansicht sind, Juden sollten am Schabbat nicht Auto fahren, sondern daheim den Allmächtigen preisen. Noch weltfremder könnte eine politische Entscheidung nicht sein, aber die weltlichen Israelis nehmen sie fluchend hin wie einen verregneten Feiertag.”

“Es ist ein schleichender Prozess”, sagt Broder, “so als würde man die Raumtemperatur langsam absenken, bis irgendwann der Gefrierpunkt erreicht ist und sich alle wundern, wie es so weit kommen konnte.”
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