Beobachtungen aus dem Revier

Ikea will nach Wuppertal

Ikea hat in Wuppertal große Pläne. Aber es geht nicht um ein Ikea-Möbelgeschäft, sondern um einen 115.000qm großen IKEA-Homepark in der Nähe des Wuppertaler Nordkreuzes (A43/A46/A1) in Wuppertal-Nord.

“Faktisch wird mit einem Homepark-Konzept des Investors IICG ein zusätzliches eigenes Stadtzentrum im Wuppertaler Norden entstehen: Knapp 50.000qm zusätzliche Ladenfläche in der Region erhitzen die Diskussion um den Einzelhandel: Brisant, denn die Auswirkungsanalyse durch das Gutachterbüro GMA zeigt, dass nicht nur Wuppertal, sondern gerade auch der EN-Kreis sowie Ruhrstädte, betroffen sein werden”,  erläuterte der WDR am 21.03.2012 das Vorhaben.

Quelle: Positionspapier Rat Ennepetal
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NRW greift ein

Am 16. Oktober hat das Land NRW die darüber in Kenntnis gesetzt, dass es die Änderung des Flächennutzungsplans versagt, da sie dem Landesentwicklungsprogramm widerspricht. Die Ansiedlung widerspricht nach Auffassung der Landesregierung  landesplanerischen Vorschriften. Das geplante Sortiment und der zu erwartende Lärm seien zu groß, das zentrumsrelevante Sortiment würde entgegen der Angaben der Stadt Wuppertal die Grenze von zehn Prozent übersteigen. Darüber hinaus sei die Verkehrsanbindung unzureichend. Die Düsseldorfer Bezirksregierung hat die geplante Ansiedlung des Möbelriesen Ikea in Wuppertal per Untersagungsverfügung gestoppt.

Wuppertal klagt – Ikea sieht Präzedenzfall

zfb

Die Stadt Wuppertal will die Ikea-Ansiedlung dennoch weiter verfolgen und bereitet den Rat darauf vor, auf Genehmigung der Flächennutzungsplan-Änderung zu klagen.

Der schwedische Möbelriese hat der Stadt Wuppertal Unterstützung für eine Klage gegen die Untersagungsverfügung der Bezirksregierung Düsseldorf zugesagt und gleichzeitig dokumentiert, daraus einen Präzedenzfall für weitere Ansiedlungen in NRW machen. Für 2013 plant der Konzern einem Berichtes der „Wirtschaftswoche“ zufolge die Eröffnung von rund 20 neuen Standorten in Deutschland, für die nächsten zehn bis zwölf Jahre. Dem Bericht zufolge steigerte Ikea seinen Umsatz im Jahr 2012 um rund 6,3 Prozent auf den Rekordwert von knapp 3,9 Milliarden Euro und strebt für 2013 einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro an.

Jusos Wuppertal für Ikea-Homepark

Während sich der Ennepe-Ruhr-Kreis gegen diese Expansionspläne wehrt, reagieren die Jusos mit Unverständnis. Das Ikea-Projekt sei “ein wichtiger Impuls für Wuppertal”. Gerade für junge Leute würde Wuppertal durch eine Ikea-Ansiedelung an Attraktivität gewinnen. Dann könne man endlich auch in einem großen Möbelhaus einkaufen, ohne nach Haan oder Düsseldorf ausweichen zu müssen, sagte der Vorsitzende der Jusos Wuppertal in einem Interview der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

Das Original stirbt – die Kopie lebt

Es waren über Jahrhunderte die Zentren der Dörfer und Städte, die das Bild einer Gemeinde prägten.  Einkaufszentren auf der grünen Wiese machten dem traditionellen Einzelhandel in den Zentren das Überleben fast unmöglich.

Die Idee kleinstädtischer Einkaufszentren wurde von Investoren kopiert, mit Events, einem Wachdienst und Putzdienst aufgewertet, durch ein Management gesteuert, mit kostenlosen Parkplätzen ausgestattet, was in traditionellen Einkaufszentren zumindest sehr schwierig ist. Damit war einem großen Teil der konsum- und erlebnisorientierten Bevölkerung genüge getan.

Preisunterschiede der Waren spielen dabei keine Rolle, aber das Image, billiger zu sein als die Einzelhändler in den traditionellen Zentren, fördern den Zustrom. Dies ist eine der wichtigen Ursachen für die Verödung der Innenstädte und Stadtteilzentren, die einen Dominoeffekt erleben und einen Einzelhändler nach dem anderen verlieren.
Die Kunden sind zunehmend gezwungen, weite Strecken zu fahren, weil die Nahversorgung nicht mehr funktioniert. Die Vorstellung, ein IKEA-Homepark liege “vor der Haustür”, sei modern und versorge die Bevölkerung mit billiger Ware, ist eine der vielen Konsum-Illusionen, die unabhängig von der Parteizugehörigkeit verbreitet werden.

EU beschäftigt sich mit dem Thema Niederlassungsfreiheit

Das schwedische Möbelhaus Ikea hat bereits 2009 die Europäische Union um Klärung gebeten, ob die Vorgaben der Landesplanungen in einem Bundesland das Prinzip der Niederlassungsfreiheit verletzen. Das Urteil aus Brüssel steht noch aus. In frühestens zwei bis drei Jahren wird mit einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Münster über die Klage gerechnet, ob bis dahin die Europäische Union zu einem Urteil gekommen sein wird, ist offen.

Erwin Lindemann eröffnet eine Boutique in Wuppertal (Loriot)

“Ich … heiße … Erwin … Lindemann, bin Rentner und 66 Jahre … mit meinem Lottogewinn von 500.000 D-Mark mache ich erst mal eine Reise nach Island … dann fahre ich mit meiner Tochter nach Rom und besuche eine Papstaudienz … und im Herbst eröffne ich dann in Wuppertal eine Herren-Boutique.” (Loriot : Der Lottogewinner, 1984)

Zum Nachlesen:

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