Beobachtungen aus dem Revier

3232 Windenergieanlagen in NRW-Wäldern?

Foto: Rabe Ralf

Der Wald ist die “grüne Lunge” des Ruhrgebiets und daher kostbar und eine “Tabuzone”. Jedenfalls bisher. Selbst Osterfeuer müssen einen Abstand von mindestens 100 Meter zum Wald einhalten und brauchen eine vorherige schriftliche Genehmigung. Die Waldbrandgefahr macht den Feuerwehren Sorgen. Die Gefahr besteht nicht nur im Sommer, wenn die Böden ausgetrocknet sind, sondern erst recht im Frühjahr, weil die Sonne durch die teils unbelaubten Bäume direkt auf den Boden fällt und herabgefallenes, trockenes Laub schnell entzünden könne, warnte beispielsweise die Stadt Hattingen. Mit der Klimaveränderung und der Erwärmung dürfte diese Gefahr zukünftig wachsen.

Der Wald ist war eine “Tabuzone”

Der Wald gilt als eine “Tabuzone”, was jedes Kind weiß. Genug Wald kann es gar nicht geben. In NRW gebe es zu wenig, sagte der NRW-Umweltminister noch vor wenigen Wochen: „NRW braucht mehr Wald“, denn mit 27 Prozent bewaldeter Landesfläche liege NRW unter dem Bundesdurchschnitt.

In keinem anderen Bundesland sei das Mensch-Wald-Verhältnis so eng wie in Nordrhein-Westfalen, meint der Landesbetrieb Wald und Holz, NRW: “Wir sagen deshalb Mensch Wald!” Es sei das Ziel, das “Naturerbe Wald in seiner Gesamtheit langfristig zu schützen, zu nutzen und zu stärken.” Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde vor fast 300 Jahren durch Forstleute erfunden – “es wurde nicht mehr Holz eingeschlagen, als auch wieder nachwuchs: Nicht auf Kosten der nachfolgenden Generationen zu leben und zu wirtschaften, ist das Prinzip.”

Der Wald ist grün

Seit 2010 wurden nur 16 Windenergieanlagen in NRW-Wäldern errichtet, und der Wald wurde verschont. Der Wald war schließlich allen, insbesondere den Grünen wichtig. So steht es jedenfalls auch heute noch bei der Landesarbeitsgemeinschaft „Wald, Landwirtschaft & ländlicher Raum“ der Grünen NRW zu lesen. Man wünscht sich “einen nachhaltigen Schutz für den wertvollen Naturraum Nordrhein-Westfalens”, in dem Bewusstsein, dass es sich ein Naturerbe handelt.

Mehr als 70 Prozent der Landeswaldfläche sind als Landschafts- oder Naturschutzgebiete bzw. FFH- oder Vogelschutzgebiete ausgewiesen. Seine herausragende Bedeutung für die Trinkwasserversorgung in Nordrhein-Westfalens ist unbestritten. Ein Großteil der nordrhein-westfälischen Talsperren liegt in den waldreichen Regionen des Landes. Wald und Holz NRW: “Der Wald in NRW ist ein Erholungsraum für alle, für Wanderungen, Radtouren, Skilanglauf oder Jogging, wichtig auch für den den Tourismus.”

Hunde

Ein Glück für NRW, dass es in dieser kritischen Situation einen Grünen zum Umweltminister hat. Der Umweltminister hat ein Lehramtstudium (Sek.I und Sek.II) in Geschichte, kath. Theologie und Sport absolviert und nach Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, als Hausmann, Publizist und Unterrichtszeit in “Deutsch als Fremdsprache”, als tourismuspolitischer, finanzpolitischer und umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, als Vorsitzender der Enquetekommission im Landtag NRW “Zukunft der Mobilität”, als Parlamentarischer Geschäftsführer und als Sprecher für Umwelt, Landwirtschaft Naturschutz und Verbraucherschutz der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag NRW. Beste Voraussetzungen für das Amt eines Ministers für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen?

3.232 Windkraftindustrieanlagen in den Wäldern Nordrhein Westfalens?

Ausgerechnet der grüne NRW-Umweltminister Johannes Remmel arbeitet derzeit an einem zukünftig geltenden Windkrafterlass, der den Bau von bis zu 200 Meter hohen Windrädern in den Wäldern Nordrhein-Westfalens ermöglicht und treibt den Bau neuer Windräder in Wäldern voran. Der Landesregierung seien zusätzlich zu den derzeit laufenden 208 Genehmigungsverfahren weitere 150 geplante Genehmigungsverfahren bekannt.

Aber das ist erst der Anfang der Zerstörung des wertvollen Naturraums in NRW. “Minister Remmel glaubt, dass bis zu drei Prozent der 916 000 Hektar Waldflächen in NRW für Windräder genutzt werden können.” Danach stünden für die Industrialisierung des Waldes insgesamt 27.474 Hektar  zur Verfügung, Platz für  3.232 Wald-Windkraftanlagen, jede mit einem gewaltigen Betonsockel, und mit drei Rotorblättern, die nach spätestens 15-20 Jahren als Sondermüll entsorgt werden müssen. Jedes Rotorblatt hat bei den heute gängigen Anlagen knapp 20 Tonnen Gewicht, das hieße 193934 Tonnen Sondermüll.

Zweihunderttausend Tonnen Sondermüll für nur 15 Prozent des Strombedarfs

Nach Umweltminister Remmel  sollen bis 2020 bis zu 9.300 Megawatt Strom (9,3 Millionen Kilowatt) aus Windkraft erzeugt werden. Die Zahlenangaben werden von der  WAZ genannt, aber entweder hat sich die Zeitung oder Herr Remmel geirrt, denn tatsächlich wären es nicht 9.300 Megawatt, sondern 9.300.000.000 Kilowatt oder  9,3 Terrawatt, die tausendfache Menge.
Der Sondermüll fällt innerhalb von 15-20 Jahren und bei jedem Repowering an. Bis 2020 soll der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung von heute vier auf 15 Prozent erhöht werden, teilte der Umweltminister mit. Die Zahlen stimmen nicht völlig mit denen der Potenzialstudie Erneuerbare Energien (Fachbericht 40 – Teil1) überein, aber sie zeigen die zukünftige Richtung der rot-grünen Regierung.

Zusammenfassung und Vergleich

  • 9300000 Kilowatt oder 9300 Megawatt Strom sollen durch Windkrafträder in den Wäldern Nordrhein-Westfalens erzeugt werden. Sie könnten rechnerisch knapp 7 Prozent zu dem Gesamtstrombedarf in NRW beitragen.
  • 275 Quadratkilometer Wald würden durch Windkraftanlagen nachhaltig zerstört. In 15-20 Jahren würden fast 200000 Tonnen Sondermüll anfallen. Der  effektive Beitrag von Windkraftanlagen ist jedoch nicht gesichert, weil die einzige sichere Aussage über die durch Windkraft erzeugte Strommenge “Null” ist.
  • Im grün regierten Bundesland Baden-Württemberg sind zwei Kernkraftwerke in Betrieb, Neckarwestheim II und Philippsburg 2. Beide Produktionsanlagen gewährleisten nach eigenen Angaben “eine zuverlässige, wirtschaftliche und klimafreundliche Stromversorgung in Baden-Württemberg”. Sie haben im Jahr 2012 knapp 22 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. “Das entspricht rund einem Drittel des gesamten Stromverbrauchs in Baden-Württemberg und deckt rechnerisch mehr als den gesamten Strombedarf der rund 5 Millionen baden-württembergischen Privathaushalte.”

Schlussbemerkung

Die Zerstörung der Landschaft, der Verlust von Naherholungsgebieten, die Gefahr von Waldbränden durch brennende Windkraftanlagen, Verschmutzung des Grundwassers durch Öl, geperrte Waldwege, Sondermüll – alles das könnte man sich sparen, würde statt der über 3.000 Windkraftanlagen in den Wäldern NRWs nur ein einziges Kernkraftwerk der modernen Generation gebaut, zu demselben Preis.

 

Quellen:

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