Befürworter der Windkraft demonstrierten am 5.11.2012 in Vogelsberg, dass der laufende Motor eines Busses die Geräusche einer Windkraftanlage übertönt. Hermann Dirr erklärt den Unterschied zwischen Propaganda und Realität.
Zwei Videos – zwei Welten…
Am Fuß der Windkraftanlage bei Windstärke 6
Das folgende Video wurde am 10.11.2012 von Harald Friedrich, Pressesprecher der SPD in der Gemeinde Eichenzell (“Wir hören Ihnen zu! Wir setzen uns für Sie ein!”) bei Youtube veröffentlicht. Friedrichs Kommentar: “Ich stehe direkt unter einem aktuellen Enercon Windrad. Es läuft unter Vollast und speist gerade 2 Megawatt ins Stromnetz. Die Nabenhöhe beträgt 138 Meter. Man hört es praktisch nicht. Der Bus im Standgas in etwa 20 Metern Entfernung ist vielfach lauter. Die normale Unterhaltung der Herren im Hintergrund ist deutlich lauter als das Windrad… Besonders in den Phasen, wenn sich der Wind nicht am Mikrofon des S2 verfängt, dann kann man das Windrad (nicht) hören, sondern nur den Bus… Wenn man will kann man ein leises pffft hören, wenn ein Flügel in 100 Metern Höhe am Standrohr vorbeimarschiert.”
(Das Titelbild auf der Facebookseite von Harald Friedrich zeigt übrigens Eichenzell, Landkreis Fulda in Osthessen, Fulda im Mittelgrund und Rhönausläufer im Hintergrund – ohne Windkrafträder!)
Hermann Dirr hat die Wetterdaten von diesem Tag herausgesucht und Ruhrkultour informiert: “Wir hatten Windstärke 6. Dieser Mensch kommt überhaupt nicht darauf, dass der starke Wind den Schall horizontal weg trägt. Die Menschen unten im Dorf hat er nicht dazu befragt. Dafür hat er sich von einem Enercon Mitarbeiter die Ertragszahlen von einer E82-e2 zeigen lassen und propagiert diese auch noch. Sie haben den potentiellen Windmühlenkunden eine Anlage gezeigt, die angeblich in einem Jahr über 7 Millionen kWh produziert hat. Zur Zeit der Besichtigung hatte die Anlage 16 U/min und zeigte 2000 kW Leistung an. Komisch ist nur, dass eine Enercon E 82- e 2 bei 16 U/min eine Leistung von 2300 kW haben müsste.”
Vor wenigen Tagen fügte Harald Friedrich einen Kommentar ein, in dem er sich auf eine Petition “Gegen Windkraftindustrie im Vogelsberg” bezog. Darin heißt es unter anderem “Autos waren früher lauter, stanken, verbrauchten mehr, verpesteten die Umwelt und hatten weder Gurt noch Airbag. Haben wir uns damals von Autos verabschiedet? Nein, wir haben sie verbessert.” Die Motorengeräusche des Busses unterstützen diese Behauptung nicht.
Am Fuß der Windkraftanlage bei Windstärke 4
Am 18.01.2014 veröffentlichte Hermann Dirr ein eigenes Video. “Ich stehe unter einer 2,3 MW Anlage. Narbenhöhe 140 Meter. Windgeschwindigkeit ca. 6 m/sec, Also Windstärke 4. Bei dieser Windstärke hört man das schlagende Geräusch des Rotors auch unten am Fuss der Anlage. Bei niedrigeren Windstärken hört man nichts. Bei stärkeren Wind, hört man am Fuß der Anlage auch nichts. Der Schall breitet sich jedoch, in Windrichtung, trichterförmig aus. Nachts hört man die Anlagen in Windrichtung noch in 4 Kilometer Entfernung. Das hört natürlich dann nicht auf und schlafen bei offenem Fenster ist unmöglich.”
Petitionen sind nicht zwangsläufig erfolgreich, wenn Vorausdenken gefragt ist. Aus der geringen Stimmenzahl lässt sich jedenfalls nicht auf die Zufriedenheit der Menschen mit der Windkraft schließen. Harald Friedrich sieht sich dennoch bestätigt und greift die Kritiker der Windkraftanlagen scharf an. Er wirft ihnen Tötungsabsichten vor: “Dass Windkraftgegner direkt die Klimakatastrophe und die Atomverseuchung unterstützen, streiten diese meist ab. Die weitaus meisten Menschen aber lassen sich von Ihnen nicht für dumm verkaufen!”
Auf der Facebookseite lüge der “EEG Subventionsabschöpfer” den Menschen vor, in seinem Ort wären sie durch das KKW Grafenrheinfeld von einem atomaren Gau bedroht, meint Hermann Dirr. Wer mit Windfabriken und Sonnenlicht Strom verkaufen will, müsse halt die tiefsten Ängste der Menschen befriedigen: “Dass die Gefahr durch einen Kernkraftwerksunfall mit dem abschalten der deutschen Meiler, rapide durch alte ausländische Kernkraftwerke steigt, soweit braucht ein EEG Profiteur nicht zu denken.”
Windstärke
Windstärke bzeichnet die Windgeschwindigkeit. Gemessen wird sie in Beaufort. Diese Bezeichnung geht auf die nach dem englischen Admirals Sir Francis Beaufort (1774-1857) zurück. Mit Hilde der nach ihm benannten Windskala konnten verschiedene Stärken der Luftbewegungen ohne Meßgerät nach optischen Anzeichen bestimmt werden. Beaufort teilte die Windstärken nach den zu Land und zur See sichtbaren Auswirkungen in 12 Stufen ein – sie wurden bis heute auf 18 Stufen erweitert.
Windstärke 4: Zweige bewegen sich‚ loses Papier wird vom Boden gehoben. Windgeschwindigkeit: 20 – 28 Kilometer pro Stunde (5,5 – 7,5 Meter pro Sekunde)
Windstärke 6: Dicke Äste bewegen sich‚ hörbares Pfeifen an Drahtseilen‚ in Telefonleitungen. Windgeschwindigkeit: Windgeschwindigkeit: 39 – 49 Kilometer pro Stunde (10,8 – 13,8 Meter pro Sekunde)