Nach Angaben des Nord-Stream-2-Konsortiums fehlen noch 300 Kilometer bis zur Fertigstellung der Gaspipeline Nord Stream 2 in der Ostsee. Mehr als 2100 Kilometer des Doppelstrangs konnten bereits verlegt werden. Das Betreiberkonsortium der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 will das Projekt trotz der US-Sanktionen fertigstellen. Die Nord Stream 2-Pipeline gilt als ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Versorgungssicherheit.
“Gesetz zum Schutz von Europas Energiesicherheit”
Der US-Senat hat im Rahmen des neuen Verteidigungshaushalts am 20.12.2019 ein “Gesetz zum Schutz von Europas Energiesicherheit” beschlossen. Es sieht Sanktionen gegen Firmen und Einzelpersonen vor, die an dem Projekt Nord Stream 2 beteiligt sind. Gegen Manager und Großaktionäre sollen Einreiseverbote verhängt und bereits vergebene Visa widerrufen werden. Außerdem sollen finanzielle Transaktionen der Mitarbeiter in die USA eingeschränkt oder blockiert werden.
Der Name “Gesetz zum Schutz von Europas Energiesicherheit” sei absolut verwirrend, erklärt das russische Außenministerium. “Dabei geht es eigentlich nicht darum, den Europäern zu helfen, eine unterbrechungsfreie Energieversorgung zu vernünftigen Preise zu gewährleisten, sondern ihnen garantierte Bezugsquellen für solche Lieferungen aus Russland zu entziehen.”
Der Wunsch der USA sei offensichtlich, Europa amerikanisches Flüssiggas aufzuerlegen, das viel mehr kostet als Pipeline-Lieferungen aus Russland, sagt russland.capital. Dadurch solle die Entwicklung der EU-Wirtschaft gebremst und seine Fähigkeit untergraben werden, auf den Weltmärkten mit den Vereinigten Staaten zu konkurrieren.
Die Firma Allseas zieht sich zurück
Am Projekt Nord Stream 2 ist die Schweizer Firma Allseas mit den beiden hochmodernen Rohrverlegeschiffe Pioneering Spirit und Solitaire beteiligt.
Allseas hatte am 21.12.2019 angekündigt, den Pipeline-Bau auszusetzen, weil US-Politiker der Firma mit “potenziell vernichtenden” Sanktionen gedroht hatten, sollte sie die Pipeline fertigbauen. In einer Mitteilung von Allseas heißt es:
“Allseas stellt Pipelay-Aktivitäten für Nord Stream 2 ein. Im Vorfeld des Inkrafttretens des National Defense Authorization Act (NDAA) hat Allseas seine Pipelay-Aktivitäten für Nord Stream 2 eingestellt. Allseas wird im Einklang mit den Abwicklungsbestimmungen der Gesetzgebung vorgehen und von der zuständigen US-Behörde Leitlinien erwarten, die die erforderlichen regulatorischen, technischen und umweltrelevanten Klarstellungen enthalten.”
US-Sanktionen können den Bau der
Nord Stream 2 nicht verhindern
Die US-Sanktionen können den Bau verzögern und verteuern, aber nicht verhindern. Das Projekt Nord Stream 2 wird durch die Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG umgesetzt. Laut Handelsblatt wird die Betreiberfirma zusammen mit seinen Partnerfirmen an der schnellstmöglichen Fertigstellung des Projektes arbeiten.
Wie dies laufen soll und welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, erläutert russland.capital.
So habe zum Beispiel Gazprom für den Notfall vorgesorgt und ein eigenes Verlegeschiff, die TUB Fortuna, in Stellung gebracht. Sie liegt im Hafen von Mukran auf Rügen. Dort befindet sich auch das Logistikterminal Nord Stream 2. Die TUB Fortuna sei in der Lage, den letzten Abschnitt fertig zu bauen. Wenn auch nicht ganz so schnell wie die Schiffe des Unternehmens Allseas aus der Schweiz.
russland.capital nennt weitere Alternativen, die zeigen, dass an der Fertigstellung der Nord Stream 2 kein Zweifel besteht. Die Verlegung der Rohre verzögere sich nur, denn die Pionieering Spirit von Allseas kann laut russland.capital pro Tag rund fünf Kilometer Rohre verlegen. Die TUB Fortuna schafft dagegen nur einen Kilometer pro Tag.
Russland reagiert gelassen
Washingtons “Gesetz zum Schutz von Europas Energiesicherheit” ziele auf die Betreiberfirmen der hoch spezialisierten Schiffe ab, mit denen die Leitungsrohre durch die Ostsee verlegt werden. Die US-Sanktionen gegen Nord Stream 2 sollen nicht nur die russischen Exporte schädigen, sondern Europa auch günstige Energiequellen entziehen”, erklärte das russische Außenministerium.
Das Außenministerium erklärte weiter: „Wir beobachten mit Interesse, wie die Vereinigten Staaten einen Meilenstein in der Außenpolitik überschreiten und Sanktionen gegen ihre eigenen Verbündeten verhängen, an die Russland bereits lange gewöhnt war. Genau das sieht das Gesetz vom 20. Dezember über die Ausgaben für den US-Militärbedarf im Jahr 2020 vor, das einen Abschnitt zum Schutz der Energiesicherheit in Europa enthält.”
Titelfoto: Gazprom, “Rohrlegeschiff Pioneering Spirit”
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