Greenpeace sieht grüne Jobs
Das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)* hat im Auftrag von Greenpeace den Effekt der erneuerbaren Energien auf die Zahl der Arbeitsplätze untersucht. 2012 hingen nach Berechnungen des IÖW bundesweit insgesamt 377.800 Personen direkt (mit der Herstellung der Anlage oder einzelner Komponenten, ihrer Installation und dem Betrieb der EE-Anlagen) oder indirekt (durch die Brenn- und Kraftstoffbereitstellung, inklusive dem Anbau von Energiepflanzen, Arbeitsplätze im Bereich der öffentlich geförderten Forschung und Verwaltung), mit den erneuerbaren Energien zusammen.
IZA: Es fehlen zuverlässige Zahlen
Eine neue Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) warnt vor undifferenzierten und vorschnellen Erwartungen an eine „Green Economy“ in Deutschland. Autor der Studie ist Nico Pestel, stellvertretender IZA-Programmdirektor für Umwelt und Beschäftigung.
- 60 bis 70 Prozent der Jobs in diesem Bereich seien durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert und somit stark abhängig von der Subventionierung durch die privaten und gewerblichen Stromverbraucher.
- Im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung falle der Anteil mit weniger als einem Prozent allerdings verschwindend gering aus. Der erwartete Ausbau auf 500.000 bis 600.000 Jobs im EE-Sektor bis 2030 sei kein Grund zur Euphorie: “Ich halte die Euphorie, wie sie von interessierter Seite an den Tag gelegt wird, für deutlich überzogen. Ich glaube nicht, dass Green Jobs auf absehbare Zeit für ein Beschäftigungswunder sorgen werden”, sagt Pestel.
- Pestel: Die jüngsten Erfahrungen in der Photovoltaik-Branche zeigen, dass Annahmen über die künftige Marktentwicklung mit großer Unsicherheit behaftet sind.
- Es fehlen zuverlässige Zahlen darüber, wieviele Arbeitsplätze durch die erneuerbaren Energien ersetzt werden oder ganz wegfallen.
Was ist “grüne Beschäftigung”?
Von Politik und Medien wird vielfach auf einen Zuwachs von einer Million “grüner Jobs” verwiesen. Diese Zahl stammt aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger, die für das Umweltministerium durchgeführt wurde. Aus der Analyse gehe nicht hervor, auf welchen Annahmen diese Prognose beruht und welches Szenario sie voraussetzt, kritisiert Pestel. “Beim Thema Green Jobs besteht großer Forschungsbedarf, wir stehen noch ganz am Anfang.” Vor allem fehle es an einer eindeutigen, international vergleichbaren Definition von “grüner Beschäftigung” und an verwertbaren Mikrodaten. Außerdem sei es wichtig, auch die Netto-Bilanz zu betrachten: “Es geht nicht nur darum, wie viele Jobs in einer Green Economy geschaffen werden. Wir müssen gleichzeitig untersuchen, wie viele dadurch ersetzt werden oder ganz wegfallen.”
Der Verlust von Arbeitsplätzen
Viele Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Betrieben sind durch die Strompreiserhöhungen bedroht und werden ihr möglicherweise zum Opfer fallen. Ein Beispiel:
Michael Trapp (kunstst…) – 20.08.2013 22:09 Uhr, Kommentar zu einem Artikel von Sven Astheimer in der FAZ, 18.08.2013
Arbeitsplatzvernichtungsprogramm Ökostrom
Die Studie und Sven Astheimer greifen leider viel zu kurz. Das EEG entwickelt sich zur größten wirtschaftlichen Katastrophe in Deutschland nach dem Untergang der ehemaligen DDR.
Es ist mir ein Rätsel, weshalb die Kollateralschäden in der gesamten Deutschen Volkswirtschaft nahezu ausgeblendet werden. Die mehr als 13 Mrd. Euro EEG-Umlage in 2012 mussten von allen anderen Stromverbrauchern aufgebracht werden und entziehen ihnen Betriebsmittel. Alleine in meinem Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie mit ca. 6 Mio. € Jahresumsatz betrugen die Kosten für EEG- und KWK-Umlage sowie Stromsteuer rund 50.000 €. In diesem Jahr rechnen wir mit ca. 80.000 € und im kommenden Jahr werden wir wohl 120.000 € an die Ökostromer abführen müssen. Das entspricht dann den Kosten von 2 bis 2½ Produktionsmitarbeitern oder einer neuen Mischanlage.
Das EEG raubt unser Industrie die Luft zum atmen; es erdrosselt sie Schritt für Schritt und zerstört mit ihr auch die Sozialstruktur unseres Landes.
*Das Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH ist gemeinnützig und arbeitet zu Themen nachhaltiger Unternehmensführung, klimaschonender Energiesysteme, neuer Technologien oder nachhaltigen Konsums.
**Das IZA ist ein privates, unabhängiges Wirtschaftsforschungsinstitut und betreibt nationale wie auch internationale Arbeitsmarktforschung. Als gemeinnützige GmbH erhält das IZA Förderung durch das Wissenschaftssponsoring der Deutsche Post-Stiftung. Die Erforschung der Arbeitsmärkte betreibt das IZA in enger Kooperation mit dem wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereich der Universität Bonn, an der IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann als Professor für Volkswirtschaftslehre tätig ist. Zimmermann ist Direktor des IZA.
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