Beobachtungen aus dem Revier
Sinnverdrehung

Corrective Sinnverdrehung

Die Haltung gegenüber Flüchtlingen und Migranten in Seenot ist für manche Mitbewohner auf dem Planeten Erde ein klarer Fall, der es gestattet zwischen “links” und “rechts”, “Freund” und “Feind”, “Demokrat” und “Nazi” zu unterscheiden. Dies zeigen die Debatten über das Seenotrettungsschiff Sea Watch 3, in denen professionelle Schlepperdienste von Politikern und Medien unter den Schlagworten “Menschenrecht” und “ziviler Ungehorsam” zu Helden der Meere erkoren werden.

Sea Watch 3

Die Sea-Watch 3, die mehrere Wochen lang der moralischen Selbsterhöhung der “Landratten” diente, ist kein Handelsschiff und weilte auch nicht zufällig im Mittelmeer, stieß auch nicht zufällig auf Menschen in Seenot. Das Schiff “patrouilliert vor der libyschen 24-Seemeilen-Zone und sucht dort aktiv nach Booten in Seenot”, wie es in seiner Funktionsbeschreibung des Schiffes heißt. Sie ist auf der Homepage der Nicht-Regierungsorganisation “Sea Watch” nachzulesen.

Die Suche erfolgt per Radar, auf Sicht mit Ferngläsern und mittels weiterer technischer Hilfsmittel wie beispielsweise mit eigens entwickelten extrem-hochauflösenden Kamerasystemen. Ausgerüstet ist das Schiff mit einer Mediziner-Crew, mit Mechanikern, Nautikern und Journalisten.

Sea Watch bezeichnet die Geretteten als “Gäste”. Für diejenigen, denen sie die “Gäste” bringt, sind es allerdings “Bleibende”, die sie ungebeten zu versorgen haben. Kirchen, Politiker, Nicht-Regierungsorganisationen, Medien – sie alle verteidigen vehement ihre Vorstellung von Moral und Menschenrechten gegen die Kritiker der Schlepperdienste auf dem Mittelmeer.

Kritik und Falschmeldungen sind für Moralisten in der Regel identisch und deshalb grundsätzlich auch ein Fall für Correctiv. Es gelte Falschmeldungen zu verhindern, sagt Correctiv, denn: “Falschmeldungen stellen eine Gefahr für die Demokratie dar.” Da Correctiv von Facebook die Lizenz zum Löschen von Falschmeldungen erhalten hat, erwarten natürlich alle Leser, dass Correctiv besonders sorgfältig mit Nachrichten und mit der Sprache umgeht.

Frontex – Keine Falschmeldung, sagt Correctiv

Eine Frontex – Drohne verdeutlicht, wie die Zusammenarbeit zwischen Seenotrettungsschiffen und Schleppern funktioniert: Das Boot, das im Video zu sehen ist, wurde nach Angaben von euronews  ungefähr 60 Meilen südlich von Lampedusa entdeckt, als es 81 Migranten auf ein mitgeschlepptes Boot absetzte. Die italienische Guardia di Finanza brachte das Boot auf. Die Migranten wurden aufgefischt und nach Lampedusa gebracht.

(Dieses Video zeigt nicht die Sea Watch 3)

Correctiv bestätigt die Echtheit des Videos. Der Verein zeigt aber nur einen Screenshot des Videoclips, nicht das Video. Aber erst der Ablauf der Aktion, die im Video zu sehen ist, ermöglicht dem Betrachter, sich eine Meinung zu bilden, der Screenshot ermöglicht dies nicht, genügt aber den Machern von Correctiv, um ihrerseits die folgende Behauptung aufzustellen:

“Anhand eines Videos von Frontex wird behauptet, Migranten würden sich im Mittelmeer absichtlich in Seenot begeben. Das Video ist echt, für diese Behauptung gibt es aber keine Belege.” 

Wer sollte eine derart unsinnige Behauptung, dieses Video zeige, dass sich Migranten im Mittelmeer absichtlich in Seenot begeben, in die Welt gesetzt haben? Correctiv sagt: Die “Achse des Guten”.

Eine Überprüfung des Textes auf dem beschuldigten Blog zeigt, dass die “Achse des Guten” zu unrecht verdächtigt wird. Wörtlich heißt es in dem Blog-Beitrag, der von Correctiv sogar verlinkt wird:

“Frontex-eigene Luftaufnahmen dokumentieren in dem Video, wie Schlepper auf offener See ihre Klienten von einem Fischdampfer in ein eigens mitgeschlepptes leeres Holzboot umsteigen lassen. Dann machen sich die Schlepper davon. So wird künstlich „Seenot“ erzeugt. Und die Schlepperklienten, die sich auf das Boot zwängen, warten auf den entscheidenden Weitertransport nach Europa, den man hierzulande immer nur „Seenotrettung“ nennt.”

Dort steht nicht, dass Migranten sich absichtlich in Seenot begeben, sondern dass es Schlepper sind, die “Seenot” erzeugen, nicht deren Klienten.

Die Lizenz fürs Rechthaben

Warum stellt der Verein Correctiv eine falsche Behauptung auf? Der Antwort-Klassiker lautet: weil er das kann. Er hat die Lizenz fürs Rechthaben.

Im weiteren Verlauf wird klar, worauf Correctiv offenbar hinaus will. Von der Achse des Guten zieht der Verein eine direkte Verbindung zum eigentlichen Erzfeind, die AfD, gleichzeitig auch zu vielen kleineren Blogs, die ebenfalls auf das Video verweisen.

Die Tatsache, dass durch das Video begründete Zweifel an der menschenfreundlichen Seenotrettung gestärkt werden, ist für Medien, die von einer Kollaboration der “Seenotretter” mit kriminellen Schleppern nichts wissen wollen, ein rotes Tuch. Die Veröffentlichung des Videos von Frontex, das es irgendwie durch die Meinungs-Kontrollen geschafft hat, genügt Correctiv für den Verdacht einer
Art Komplizenschaft, deren Rädelsführer die “Achse des Guten” ist.

Dabei hat die “Achse des Guten” offenbar nur ins Schwarze getroffen, sehr zum Ärger der guten Menschen von Correctiv. Die “Achse des Guten” vermutet, dass die  Bundeskanzlerin Angela Merkel das anderthalbminütige Video wahrscheinlich als „nicht hilfreich“ bezeichnen würde, hat die Achse des Guten, sehr zum Ärger der Guten von Correctiv, möglicherweise ins Schwarze getroffen.

“Dabei weiß jeder, der es wissen will: Die fragliche „Seenotrettung“ ist nur deshalb nötig, weil „Seenot“ in Erwartung dieser „Seenotrettung“ künstlich und systematisch von Kriminellen erzeugt wird. Und die „Seenot“ wird einzig deshalb künstlich erzeugt, weil die „Seenotrettung“ im Mittelmeer immer einen Personentransport nach Europa beinhaltet – nicht etwa die ethisch angemessene und durchaus realisierbare Wiederherstellung des Ausgangszustands, also den Rücktransport nach Afrika.”

Der Versuch des Vereins Correctiv, die “Achse des Guten”, die AfD und viele kritische Blogs in einen Topf zu werfen und zu diffamieren, ist jämmerlich. Am Ende seiner “Recherche” leistet sich Correctiv ein Eigentor. Die Faktenfinder sagen, das Video deute eher auf eine “wirtschaftliche Strategie der Schmuggler”. Richtig erkannt, liebe Abteilung des virtuellen Wahrheitsministeriums, genau das wird durch das Video belegt. Dies haben kritischen Beobachter, auch die Achse des Guten, festgestellt. Nicht mehr und nicht weniger.

Faina Faruz

PS: Die Achse des Guten hat selbst Stellung bezogen: “Correctiv-Faktenchecker in selbst erzeugter Seenot.”

Siehe auch: Flüchtlingshelferin Zum Fall Rackete

Titelfoto: Mwu1988, pixabay

Zwei Meinungen: Joe Kaeser (Siemens) und Junge Union München Nord

Junge Union München Nord: “Wenn es eine echte Notlage gegeben hätte, wäre die Sea-Watch3 zum nächsten sicheren Hafen nach Tunesien gefahren. Da ist es sicher. Da machen viele Deutsche Urlaub. Aber man wollte illegale Migration nach Europa durchsetzen und nicht einfach Menschen retten. Und Sie Herr Müller fallen auf den Käse rein. Aber es wird noch besser: Sie fordern die sofortige Freilassung und damit einen Eingriff der Politik in die italienische Justiz. Ich hoffe nicht, dass unsere deutsche Entwicklungshilfe mit so einem Verständnis der staatlichen Gewaltenteilung praktiziert wird, wie Sie es uns hier vermitteln…”

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