Laufzeitverlängerung: “Von den längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke profitieren nur die Energiekonzerne”

Behauptung

“Sinken durch die Verlängerung der Atomlaufzeiten die Strompreise? Das Öko-Institut in Darmstadt hat mal nachgerechnet. Kurze Antwort: nein! Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern konnten sie keinen Zusammenhang zwischen dem Anteil an Atomenergie an der Stromversorgung und dem Strompreisniveau feststellen. Der Strompreis in Deutschland entwickelte sich unabhängig von den Stillstandszeiten der Atomkraftwerke. Vielmehr bedeuten die Laufzeitverlängerungen, dass Investitionen in erneuerbare Energien zurückgehen. Wir wären also länger von fossilen Brennstoffen und dem Import von Uran abhängig. Deren Preise werden in Zukunft noch stärker steigen. Daher ist langfristig bei einer Laufzeitverlängerung mit einem Anstieg der Strompreise zu rechen. Den Atomkonzernen spült die Laufzeitverlängerung für jedes AKW täglich eine Millionen Euro in die Kassen.” (Bündnis 90/Die Grünen, 20 Fakten über Atomkraft)

Erwiderung

Im Unterschied zu Bündnis 90/Die Grünen erwähnt Elektrizitätswerke Schönau (EWS), dass die deutschen Atomkraftwerke alle längst abgeschrieben sind und billig Strom erzeugen können. Strompreise richten sich jedoch nicht nach dem tatsächlichen Aufwand. Der Gaspreis ist beispielsweise an den Ölpreis gekoppelt. Der Anteil staatlicher Abgaben steigt. Mit sinkenden Strompreisen ist nicht zu rechnen, aber mit rasant wachsenden Strompreisen, wenn alle Atomkraftwerke tatsächlich abgeschaltet werden.
Kernkraftwerke können den Strom flexibler regeln als jede andere Kraftwerksform. Die Betreiber werden für den Vorranganspruch der Stromlieferanten der erneuerbaren Energien ihre Anlagen nicht verschleißen. Wind- und Sonnenkraftwerke können nicht regeln. Spitzenlasten treten nur selten auf, so dass Kernkraftwerksbetreiber von den zu diesen Zeiten hohen Strompreisen kaum profitieren. Lasten, die von den Kernkraftwerken nicht mehr gedeckt werden können, gibt es hingegen häufig. Dann richtet sich der Preis an der Strombörse nach dem nächst teureren Anbieter, meistens Kohlekraftwerke. Mit den Rohstoffpreisen sind zwischen 2002 und 2007 deshalb auch die Strompreise gestiegen. Die logische Konsequenz kann nur sein, auch diese Lasten durch Kernkraftwerke abzudecken, also die Kernenergie konsequent auszubauen – nur dann könnten die Strompreise, bei entsprechender Politik, auch sinken.

Auszüge aus:

Quellen:

  • Preisentwicklung der Primärenergieeinfuhr- und der Stromerzeugungskosten von 2000 bis 2013, ab S. 13. Gerade bei Kohle und Gas, die 70% des deutschen Strommixes ausmachen, ist der Strompreis stark von den Energieträgerpreisen abhängig. Außer Braunkohle (reichlich 10%) sind alle Energieträger um etwa 50% teurer, die Stromgestehungskosten um etwa 20% teurer geworden, im Zeitraum 2002 bis 2007. Alle anderen Steigerungen gehen auf Steuern und Abgaben zurück.