Mit dem europäischen Klima-Rigorismus können US-Amerikaner nicht viel anfangen, vermutete zu recht die US-amerikanische WELT-Autorin Eliza Relman am 19. August. Sie kommt aus New York und erwartete, dass Greta Thunberg auf Unverständnis stoßen wird, wenn sie in den Hafen von New York einsegelt. Fotos vom 24. August, dem Tag der Ankunft der Segel-Rennyacht, mit der sie über den Atlantik gesegelt wurde, bestätigen die Vermutung. “Greta Thunberg kommt mit riesiger Flotte in New York an”, lautete eine am 28.08.19 aktualisierte Artikelüberschrift im Merkur. Es sind die Wunschvorstellung deutscher Gretisten. Die EarthCam der Freiheitsstatue zeigte dieses Bilder:
Klimakampagne der UN
Uno-Generalsekretär António Guterres* startet die Klimakampagne der UN mit einem Grußwort an Greta Thunberg.
Uno-Generalsekretär António Guterres kündigte im Mai 2019 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung an, dass die Vereinten Nationen die Führungsrolle in der Klimadebatte übernehmen würden. Er sagte, dass er sich dem Klimathema “mit Haut und Haaren” verschreibe, “da bin ich wild entschlossen”. Es handele sich um das bestimmende Thema dieser Zeit, “und hat absolute Priorität”.
Guterres startete die Klimakampagne der UN mit einem Grußwort an Greta Thunberg.
Kinder liegen der UN besonders am Herzen. Die UN DESA erklärt: “Die Gewährleistung des Zugangs zu integrativer, qualitativ hochwertiger Bildung ist für die Chancen junger Menschen, eine menschenwürdige Arbeit zu finden, von wesentlicher Bedeutung. Qualitativ hochwertige Primar- und Sekundarschulbildung reichen nicht aus. Sie sollten durch eine erschwingliche technische, berufliche und tertiäre Ausbildung ergänzt werden, die den Jugendlichen relevante Fähigkeiten für Beschäftigung und Unternehmertum vermittelt. Wenn wir im Jahr 2030 eine bessere Zukunft wollen, müssen wir dringend in diejenigen investieren, die sie schaffen werden.”
UN DESA (United Nations Department of Economic and Social Affairs) ist Teil des UN-Sekretariats und verantwortlich für die Bereiche nachhaltige Entwicklung, Bevölkerungsentwicklung und Entwicklungshilfe.
Die UN weiß sehr gut, dass die Schulbildung mit Arbeitslosigkeit und Ungleichheiten zusammenhängt. Sie weiß auch, dass ohne eine gute Schulbildung die Welt 2030 kein besserer Ort sein wird.
Privilegierte Kids in Uganda für “Fridays for Future”
Greta Thunberg teilte am 27. August auf Twitter ein Video von Al Jazeera, das einen 14-jährigen Jungen aus Uganda zeigt, der sich von Greta Thunberg inspiriert fühlt und für mehr Anstrengungen beim Klimawandel “streikt”. Es mag sie mit Stolz erfüllen, dass die Resonanz auf die von ihr initiierte Bewegung bis tief nach Afrika vorgedrungen ist, aber es ist auch ein Hinweis auf eine gedankenlose, kalt berechnende Wirkung ihres Engagements. Ob sie selbst oder die PR-Abteilung aus dem Umfeld der UN diesen Retweet veranlasst hat, ist unerheblich. Greta ist schon längst eine Industriemarke.
Retweet von Greta Thunberg
Video von Al Jazeera
Schulbildung ist in einem Land wie Uganda eine Überlebensfrage
- Uganda ist eines der ärmsten Länder der Welt.
- Die Lese- und Schreibfähigkeit beträgt nach Erreichen des 15. Lebensjahres 68 %.
- Innerhalb von 10 Jahren stieg die Einwohnerzahl von 28,58 Millionen (2008) auf geschätzt 38,8 Millionen (2018) um rund 35%.
- Der Altersdurchschnitt beträgt 15 Jahre.
- Öffentliche Ausgaben für Bildung und Erziehung: 2,6% des BIP, in Deutschland 4,8% (Wikipedia)
Die Frage ist müßig, ob die 16-jährige Schwedin, die Ikone der UN, die zum Schuleschwänzen aufruft (“Fridays for Future”) und ihre Schulbildung vorzeitig abgebrochen hat (offiziell heißt es, sie habe den Schulbesuch unterbrochen), ein Vorbild für die Jugend in Afrika sein kann. Wer die Abhängigkeit der armen Länder von den mächtigen Eliten Europas, der USA und Afrikas festigen will, hält die Kinder von der Schule fern und lässt sie für den “Klimaschutz” und nicht für das Recht auf Bildung und Lebensqualität auf die Straße gehen.
*UN-Generalsekretär Guterres hat eine lange Karriere vorzuweisen: Premierminister Portugals, Präsident der Sozialistischen Internationalen, Hoher Flüchtlingskommissar der UN und schließlich UN-Generalsekretär. Wie andere einflussreiche Portugiesen war er Beschuldigter im Casa Pia-Missbrauchsskandal. Der Päderastenskandal in Portugal reichte bis in höchste Kreise. Die Betreiber der “Casa Pia”, einem schwerpunktmäßig für Taubstumme eingerichteten Heim in Lissabon, haben über drei Jahrzehnte hin ihre Anvertrauten sexuell missbraucht und an Prominente vermittelt. Der Skandal erfasste vor allem die Sozialistische Partei (PS). Er führte zum abrupten Rücktritt von Premier Antonio Guterres Ende 2001. (Welt, 11.06.2003)
Faina Faruz
Titelfoto: EarthCam