Am 16. Oktober wird in der Schlosskirche im Hauptgebäude der Universität Bonn der Predigtpreis verliehen. Eine der beiden Preisträgerinnen ist die grüne Klima-Aktivistin Luisa Neubauer, die den Preis für ihr “Lebenswerk” erhalten soll, die andere ist die LBGT-Aktivistin Nathalie Schuler.
Die beiden Theologischen Fakultäten der Uni Bonn haben in Verbindung mit dem Altkatholischen Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn einen Preis zu vergeben. Dieser Preis trägt den Namen “Ökumenischer Predigtpreis Bonn”. Der Predigtpreis soll “zur Förderung der öffentlichen Redekunst in Kirche und Gesellschaft im deutschsprachigen Raum” dienen.
Den Predigtpreis für ihr “Lebenswerk” erhält in diesem Jahr die 27-jährige Luisa Neubauer. Die Jury ist laut Evangelische Zeitung der Meinung, dass Neubauer “innerhalb weniger Jahre im deutschen Sprachraum das Bewusstsein von der gesellschaftlichen Aufgabe der Bewahrung der Schöpfung maßgeblich mitgeprägt” hat. Neubauers Reden und Denken enthalte “mehrere zu religiösen Kontexten wie existentiellen Fragestellungen strukturanaloge Leitmotive”. Ferner erklärt die Jury: “Darin liegt seinerseits ein wichtiger Beitrag für die Predigtkultur der Gegenwart in der globalen Klimakrise.”
Die Frage, wie kommt eine grüne Aktivistin zu dieser Anerkennung als Predigerin kommt, ist leicht zu beantworten. Ihre Biografie, nicht ihr Lebenswerk, hat sie zu einer Auserwählten gemacht.
Luisa Neubauer wurde 1996 geboren. Ihre Mutter engagierte sich in der Anti-Atomkraft-Bewegung der 1980er Jahre, ihre Großmutter war mit dem Zigarettenfabrikanten Feiko Reemtsma verheiratet, ihre Cousine Carla Reemtsma nimmt bei Fridays for Future in Deutschland eine führende Stellung ein. Sie ist eine der Hauptorganisatorinnen des von Greta Thunberg initiierten Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“), tritt für eine Klimapolitik ein, die mit dem Übereinkommen von Paris vereinbar ist, und wirbt für einen Kohleausstieg Deutschlands bis 2030. Luisa Neubauer ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und Grüner Jugend und engagiert sich in verschiedenen Nichtregierungsorganisationen.
Der Predigtpreis für „die beste Predigt“ geht an Nathalie Schuler, Studentin der Alt-katholischen Theologie. Ihre Predigt in einem Gottesdienst zum Christopher Street Day 2023 habe durch die „theologisch begründete, sachlich differenzierte und rhetorisch gekonnte Kommunikation“ überzeugt, urteilt die Jury. “Grundvertrauen, Selbstrelativierung und Teilhabe an Gottes Zukunftswegen werden als christliche Glaubensdynamiken begreifbar.”
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