Beobachtungen aus dem Revier

Greta – eine Mahnung

Die desorientierte Gesellschaft braucht Greta. Sie und andere Mädchen und junge Frauen, wie zum Beispiel Carola Rackete oder Luisa Neubauer, sind für viele Menschen “Lotsen” in einer Zeit des Überflusses und Konformismus, in der das Wesentliche und die individuelle Autonomie zu kurz zu kommen scheinen. Die “Lotsen” sind Kinder aus reichen oder einflussreichen Elternhäusern, die auf der Suche nach dem Sinn ihres eigenen Lebens das Lebensgefühl eines Teils ihrer und auch der älteren Generation zum Ausdruck bringen. Sie sind zugleich auch Produkte der Medien, die sie als sinngebend in Szene setzen.

Der Zwang vieler Jugendlichen, ihre “kreative, egozentrierte Selbstdarstellung” zur Schau zu tragen, entspricht dem Wunsch nach Konformität, nicht nach Autonomie. Sie sind, ohne es zu wissen, Produkte gesellschaftlicher Normen, die von Politikern mit Hilfe des Weltklimarats (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change) der UN, des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), von Wissenschaftlern und Vertretern eines neu entstandenen ökologischen Industriezweigs bestimmt wurden. Die Unangepasstheit, die sich in Bewegungen wie Fridays for Future scheinbar äußert, sind in ihrem Kern Antreiber für eine neue Form der Konformität, die sich bei Hipstern beobachten lässt: “marktkonformer Nonkonformismus“.

Paradox ist, dass die gegenwärtigen Jugendbewegungen zwar durch ihr Äußeres und auch durch Gewalttätigkeiten als Rebellen gegen eine erlahmte ältere Generation in Erscheinung zu treten scheinen, aber doch nur alten Klima-Einflüsterern, einer politischen Elite Und und jungen Nachflüsterern wie Rezo Folge leisten. Es geht bei den Klima-Bewegungen nicht um inhaltliche Differenzen zum Mainstream der Elite, sondern um die Kritik an ausbleibenden Konsequenzen und fehlender Schnelligkeit der Politiker. Die Kinder und Jugendlichen hätten die Elite auch mit ihren inhaltlichen Lügen über das CO2 konfrontieren können …

Gretas Lotsendienst

Als sozialer “Lotse” erfüllt die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg wichtige Voraussetzungen: Sie stammt aus einem bekannten Elternhaus, das umfassende Erfahrung mit Werbung und Selbstdarstellung (Schauspieler/Sängerin) hat und in Fragen des Umweltschutzes aktiv ist. Greta durfte ungestraft die Schule schwänzen und sich auf diese Weise eine Art Selbst-Therapie verordnen. Sie erhielt von PR-Agenturen, Institutionen wie der UN, Kirchen, aus der Wirtschaft, durch Medien und bei und Elitentreffen Unterstützung bei der Etablierung ihrer internationalen Akzeptanz.

Foto: jaefrench, pixabay

Die Versuche der frustrierten Gesellschaft und Klima-Profiteure, aus der 16-jährigen Greta Thunberg eine Heilige zu machen, die sich mit Jesus verwechselt, der am Kreuz starb, oder mit Jeanne d’Arc, die im Alter von 19 Jahren auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, werden hoffentlich an ihrem Asperger-Syndrom scheitern. Es ist ihr einziger Schutz vor einer hysterischen erwachsenen Meute, die in ihrem vernebelten Gehirn ein ungefähres Ziel vor Augen hat und sich durch übertriebene Lobpreisungen verbal an dem Kind vergeht.

Hunde

Auch die oft hämischen Bemerkungen über das 16-jährige Mädchen sind ungerechtfertigt. Sie verharmlosen das Leid des autistischen Kindes, das aus seiner Isolation ausgebrochen ist, weil es mit einem gesellschaftlichen Widerspruch nicht mehr zurechtkam und in die Öffentlichkeit flüchtete, um sie auf diesen Widerspruch aufmerksam zu machen. Ähnlich wie Greta werden es auch viele andere Jugendlichen empfinden, die sich den Widerspruch zwischen dem ständigen Klima-Alarm der Parteien und ihren Medien und fehlenden Lösungen nicht erklären können. Dass um sie herum elitäre, selbstverliebte und geschäftstüchtige Menschen in Stellung gegangen sind, weil sie die Chance auf Ruhm und Reichtum als Klima-Alarmisten witterten, ist dem Kind nicht anzulasten.

Greta Thunberg scheint durchaus in der Lage zu sein, sich selbstbestimmt in der Gesellschaft zu verorten. Sie hat ein Ziel, die Motive anderer interessieren sie nicht. Überzeugend hat sie dies in der am 13.02.2019 veröffentlichten Videoaufzeichnung dokumentiert. Die 16-Jährige spricht frei vor einem großen Publikum und erweckt den Eindruck, dass sie versteht, was sie sagt, was man zum Beispiel von vielen Politikern und der Umweltministerin Svenja Schulze nicht unbedingt sagen kann.

Solar- und Windkraft sind keine Lösung

Wer könnte dem Mädchen widersprechen, wenn es sagt, dass der Klima-Alarm der Politiker nicht deren Handeln entspricht? Wenn der Klimawandel doch die größte Bedrohung der Menschheit sein sollte, warum tun sie dann nichts? Diese Frage stellt Greta zu recht. Solarmodule und Windkraft sind, wie die letzten 30 Jahre zeigen, keine Lösung, sagt Greta Thunberg. “Hätte es funktioniert, wären die Emissionen inzwischen zurückgegangen. Sie sind es aber nicht.”

Diese Schlussfolgerung Gretas überhören die Grünen und die Industrie für “erneuerbare Energien”.

Pattsituation in der Klimapolitik

Die Diskrepanz zwischen dem Daueralarm auf allen Kanälen und dem Handeln der Politiker ist für viele Menschen unerträglich, nicht nur für Kinder. Für den Stillstand in der Klimapolitik sind die Politiker verantwortlich. Auf der Grundlage falscher Erwartungen, die sie bezüglich der angeblichen Regulierbarkeit der Erderwärmung geweckt haben, lässt sich keine einzige Maßnahme rational begründen. Ob es um “erneuerbare” Energien, in Kunststoff verpackte Häuser oder um den Zwang zur Umstellung auf Elektromobilität geht, die negativen Folgen für Menschen und Natur sind deutlich zu erkennen. Um zu verhindern, dass Plastik in die Flüsse gelangt oder zu erreichen, dass der Fleischverzehr reduziert und Massentierhaltung erschwert wird, ist kein Klimaschutzgesetz erforderlich. Dazu reichen die Gesetze zum Umweltschutz. Aber die genügen den Politikern nicht, denn sie haben etwas Anderes im Sinn.

Mit der irreführenden Hypothese vom menschengemachten Klimawandel, der angeblich durch das klimaschädlichen CO2 hervorgerufen wird, legten die Politiker den Grundstein für Aktionismus und Hysterie. Das ist die Grundlage für die Selbstzerstörung Deutschlands, deren Elite im Klimarausch auf die Landschaftszerstörung, Steigerung der Lebenshaltungskosten und Deindustrialisierung einer einstmals wohlhabenden Nation hinarbeitet.

Politiker scheitern an der komplexen Realität und den Erwartungen, die sie wecken, aber nicht erfüllen können. Durch Vorschriften und Gesetze versuchen die Politiker, die Illusion aufrecht zu erhalten, Menschen hätten durch ihr Wohlverhalten Einfluss auf die Erderwärmung. Auf diese Weise ändern sie zwar nicht das Klima, hoffen aber, dass sie die Kontrolle über die auseinander driftenden sozialen Bewegungen behalten können. Dass Politiker und regierungsnahe Umweltverbände Greta überschwänglich hofieren, hängt auch mit der Hoffnung zusammen, die Niederlage, die sich längst abzeichnet, nicht eingestehen zu müssen.

Um Fakten zu schaffen, beschleunigen Politiker und Kampagnenverbände wie Greenpeace und unzählige Splitterorganisationen ohne Not das Tempo. Sie verlangen einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle, obwohl speziell in Deutschland die Energieversorgung nach der Abschaltung der Atomkraftwerke 2022 nicht gesichert ist. Seit dem Ausstiegsbeschluss 2011 stützt sich die sogenannte Energiewende hauptsächlich auf Windkraftindustrieanlagen, die für Menschen und Natur immer mehr zur Folter werden. Dafür werden Wälder gerodet. Strompreise werden erhöht, aber die Stromversorgung wird unsicherer; die Gefahr eines großflächigen Blackouts wächst. “Klimanotstände” werden ausgerufen, obwohl es keinen Notstand gibt. Die kollektive Desorientierung geht so weit, dass Steuererhöhungen von vielen Menschen als adäquates Mittel zur Senkung der Temperaturen verstanden wird. Positive Auswirkungen auf das Klima gibt es nicht, wie man sich auch vorher denken konnte.

Die folgenschwere Klimalüge

Greta Thunberg hat bedingt durch ihre autistische, kompromisslose schwarz-weiß Sicht den Politikern und den meisten Klimagläubigen einen entscheidenden Schritt voraus. Sie hat die Schwachstelle der verlogenen Klimapolitik offenbart und ist in der Lage, ihre Kritik an der Klimapolitik überzeugend und medienwirksam zu formulieren. Das 16-jährige Mädchen scheint den gordischen Knoten lösen und die lähmende Patt-Situation überwinden zu können. Der Schein trügt.

Greta auf dem Cover der Oktober-Ausgabe des Männer-Stil-Magazins.

Anstatt die Konsequenzen aus den vorliegenden Erkenntnissen über die Sinnlosigkeit des Ausbaus von Windkraft- und Solaranlagen zu ziehen und die Politiker zum Eingeständnis ihrer Fehleinschätzungen bezüglich des anthropogenen Klimawandels zu zwingen, schaut die Mehrheit dem Treiben der Politiker zu und unterstützt vorbehaltlos alle Maßnahmen, sofern sie nur mit “Klimaschutz” begründet werden.

Ein Erfolg der Klima-Propaganda, die auch Greta, trotz ihres Schutzschildes Asperger, nicht ungeschoren davon kommen lassen wird.

Das Publikum

Die Reaktionen des Publikums auf die junge Schwedin sind unterschiedlich. Eine Minderheit von Gleichaltrigen, aber auch hilflose, orientierungslose Eltern und Großeltern stellen sich an vielen Orten der Welt hinter Gretas Forderungen. Sie solidarisieren sich mit dem Kind. Die Gründe sind unterschiedlich, aber der wichtigste Grund fehlt: Lösungen bietet Greta nicht. Auch sie bleibt im Ungefähren. Das kommt den meisten Menschen entgegen, denn sie können unbekümmert weiter leben wie bisher und müssen weder auf das Handy noch das Fliegen verzichten, um zur gerechten “Klimabewegung” zu gehören.

Die Richtung ist vorgegeben

Da Greta an den menschengemachten Klimawandel glaubt, ist die Richtung der Auseinandersetzungen über das Thema Klima vorgegeben. Weder sie noch einer ihrer Anhänger fordert eine Überprüfung des wissenschaftlichen Gehalts der Hypothese vom menschengemachten Klimawandel oder eine Rehabilitation des zu Unrecht verdammten CO2.

Es wurden von den Politikern so viele falsche Fährten unter Berufung auf den “Klimaschutz” gelegt, dass das eigentliche Ziel der Klima-Kampagne, in der Greta zurzeit die Hauptrolle spielt, in den Hintergrund gerät. Das ist allerdings kein Zufall. Denn im Kern geht es nicht um das Klima, sondern um eine neue Gesellschaftsordnung, die die vollständige und weltweite Kontrolle der Politiker über die Menschen gesetzlich regelt und absichert, zum Nutzen einer neuen Industriebranche und der alten Elite. Nur eine Vermutung? Wir werden sehen.

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Dass Greta als Heldin, Retterin, Nachfolgerin von Jesus verehrt wird, liegt nicht an dem Mädchen, sondern an überaus beschränkten, manipulierten Erwachsenen, denen das zukünftige Schicksal Gretas ähnlich egal sein wird, wie den Zuschauern die Gladiatoren im antiken Rom. Wenn Greta nicht mehr für PR-Aktionen gebraucht wird, wird sie ausgewechselt.

Mit dem Panik-Appell überschreitet Greta Grenzen

In einem Punkt überschreitet die 16-Jährige, die ernst genommen werden will und soll, eine Grenze: Sie stiftet zur Panik an. Sie sagte auf dem Weltwirtschaftsforum im Januar 2019 in Davos „Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“ Eine größere und gefährlichere Hetze ist kaum denkbar. Nicht zufällig besuchte sie vor ihrer Reise mit der Segelyacht über den Atlantik die autonome Szene im Hambacher Forst. Verantwortungsvolle Erwachsene hätten ihr laut widersprechen müssen, aber auch in diesem Fall haben Politiker, Wissenschaftler und Medien geschwiegen und versagt. Die Elite schützt sich selbst, ihre tatsächliche oder vermeintliche Macht und lassen dem Chaos freien Lauf.

Gretas Rede


Faina Faruz

Titelfoto: AndreaSchmitt, Pixabay

Ergänzung, 30.08.2019

Norbert Bolz, NZZ, 29.8.2019: “Generation Greta: Wie die Angst vor dem Untergang eine ganze Gesellschaft und ihre Medien bewegt.

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