Glosse
Die deutschen Kernkraftwerksbetreiber Eon, RWE und EnBW haben auf Anfrage des Tagesspiegel den Vorschlag abgelehnt, aus Klimaschutzgründen und wegen des Kohleausstiegs die Laufzeiten über 2022 hinaus zu verlängern. Sie seien nicht einmal bereit, sich auf eine Diskussion darüber einzulassen, berichtet die Zeitung.
Die Entscheidung der Energiekonzerne ist nachvollziebar. Wenn die Mehrheit der Deutschen tatsächlich glaubt, Wind- und Solarenergie könne die Stromversorgung ohne Rationierungen und zu bezahlbaren Preisen garantieren, müssen sie die Erfahrung machen, wie es ist, mit den Nachteilen zu leben.
Dem Klima ist es egal, was in Deutschland passiert. Andere Länder können sich freuen: ein Wirtschafts-Konkurrent demontiert sich selbst. Außerdem wird Deutschland auf den Import von Atom-, Kohlestrom angewiesen sein und teures Flüssiggas aus den USA kaufen.
Die Energiekonzerne haben dem politischen Druck der Grünen (in allen Parteien) nachgegeben. Sie werden um jeden Preis am Leben gehalten werden müssen. Ihre Macht wird wachsen, ganz so, wie es Jeremy Rifkin, ein US-amerikanischer Soziologe, Ökonom, Publizist, Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends, Berater der Bundeskanzlerin Angela Merkel großer Konzerne, ein grüner Prophet, prophezeit hat.
Im Juni 2013 hielt Rifkin eine Rede auf dem Dresdner Zukunftsforum. Er sagte: “Große Energieunternehmen von heute müssen sich in eine neue Rolle einfinden, die IT-Unternehmen schon in den 1990er Jahren gefunden haben: weg von der Produktion und hin zu Management und Networking.” Die wirklichen Wachstumsmöglichkeiten sah er in einem “neuen Geschäftsmodell” für die Energiekonzerne. Das alte Geschäftsmodell sei viel zu teuer, die Stromnetze seien ineffizient, der Emissionshandel werde fossile Energien noch unerschwinglicher machen: “Das ist ein Spiel für Verlierer.”
Die Energiekonzerne haben das Spiel verstanden – die Verlierer sind die Verbraucher.
Faina Faruz
Titelfoto: ejaugsburg, “Grundremmingen”