Immer wieder wird man in Diskussionen auf die vermeintliche Nichtbezahlbarkeit der Kernkraftwerke angesprochen. Aber ist dem wirklich so? Sind Kernkraftwerke wirklich zu teuer? Sind sie bei gleicher Leistungsfähigkeit teurer als z.B. die Windkraft, die von Befürwortern der Energiewende gerne als Stütze dieser Energiewende bezeichnet wird?
Ich habe diese Aussage einem kleinen Faktencheck unterzogen, um diesen Mythos auszuräumen. Zuallerst muss man ein paar Fakten sammeln, um die beiden Erzeugungsarten vergleichen zu können:
1) Was kostet ein Kernkraftwerk der neuesten Generation? Nehmen wir hierzu das Europäische Flaggschiff, den deutsch-französischen EPR, und schauen auf die Baukosten der Anlage, die als erstes in Betrieb ging: Der EPR in Taishan, China. Der Reaktor der Generation 3 mit 1750 MW elektrischer Leistung hat eine Jahresverfügbarkeit von 90 Prozent. Der Bau dieser Anlage begann im Jahre 2009 und wurde aufgrund der Ereignisse in Fukushima 2011 für 2 Jahre ausgesetzt (Bauverzögerungen sind ein großer Kostentreiber beim Bau von Kernkraftwerken, da das Kapital weiter verzinst werden muss und die Kosten auf der Baustelle weiterhin anfallen). In Betrieb ging die Anlage 2018. Die Baukosten beliefen sich laut https://www.power-technology.com/projects/taishan-nuclear-power-plant/ auf 8 Milliarden USD, was ca. 7,1 Milliarden € entspricht.
2) Was kostet eine Windkraftanlage, die mit einer 90 Prozent Verfügbarkeit wie der EPR aufwartet? Diese Frage muss in Etappen beantwortet werden. Zuerst einmal muss man wissen, dass die Verfügbarkeit von Windkraft an Land mit ca. 20 Prozent angesetzt wird (1760 Volllaststunden im Jahr). Diese Werte werden von http://windmonitor.iee.fraunhofer.de/windmonitor_de/ genannt. Um 1 MW Kernkraftwerksleistung auf das Jahr betrachtet durch Windkraft zu ersetzten, muss man somit 5 MW Windkraft installieren. Der Preis für 1 MW installierte Windkraft liegt bei 1,5 Millionen € gemäß der Aussagen von http://windmonitor.iee.fraunhofer.de/windmonitor_de/3_Onshore/5_betriebsergebnisse/3_investitionskosten/. 5 MW Windkraft werden also benötigt, um 1 MW Kernkraft zu ersetzen. Die Kosten betragen damit 7,5 Millionen €. Man muss jetzt natürlich zusätzlich die Verfügbarkeit von 90 Prozent gegenrechnen und landet somit bei 7,5 Millionen € * 0,9 = 6,75 Millionen €. Damit kostet eine virtuelle Windkraftanlage mit 1750 MW Leistung bei 90 Prozent Verfügbarkeit also 6,75 Millionen Euro * 1750 = 11,8 Milliarden €.
Fazit: Man sieht, dass Kernkraftwerke nicht billig sind. Die als Alternative genannte Windkraft ist allerdings deutlich teurer – und das, obwohl die Kosten für die absolut notwendige Speichertechnik oder den erforderlichen Netzausbau noch nicht mit betrachtet worden sind und die Standzeit einer Windkraftanlage nur ca. 25 Jahre beträgt (danach muss die Anlage abgebaut und eine neue errichtet werden), wogegen der EPR 60-80 Jahre lang 24/7 Strom produzieren wird.
Rainer Reelfs
Foto: Marabu, pixabay
5 Gedanken zu “Sind Kernkraftwerke teuer?”
Interessanter Versuch, die Kerntechnik wieder mal schönzureden. Leider sind da einige Dinge vergessen worden.
1. Ein Atomkraftwerk verursacht im Betrieb nicht unerhebliche Kosten. Es läuft 24/7, wenn es nicht gerade in Revision ist (daher die Verfügbarkeit). Die Revision verschlingt jährlich beträchtliche Summen
2. Ich vermisse in der Rechnung die Kosten für die Brennstäbe… sicherlich nur ein Versehen, dass die hier nicht aufgeführt sind
3. nachdem hier bekannterweise hochgiftiger Müll anfällt, fehlt auch hier eine Betrachtung – wir reden aber nicht von einer einmaligen Entsorgung, sondern von einem Konzept, das für Jahrhunderte gelten muss
4. Im Gegensatz zu allen anderen Energieerzeugern findet sich keine Versicherung für AKW. Man schätzt, dass es 10 Mrd. Euro pro Jahr kosten würde (rein hypothetisch), diese abzuschließen. Brauchen wir nicht, weil ja nix passiert (im Schnitt hatten wir alle 6 Jahre seit es Kerntechnik gibt einen Gau!) – Sogar unsere ach so geliebten Fahrzeuge sind in der Versicherung nicht für den atomaren Fall versichert…
5. der Hinweis auf die fehlenden Speicher ist m.E. doppelt verrechnet. Erst nimmt man Faktor 5 für die 90% Verfügbarkeit, danach will man die Fehlende Verfügbarkeit nochmal einrechnen, indem man Speicher verrechnet.
Zuletzt bleibt dann aber noch die Frage, woher das Uran kommen soll. Wir kaufen in Frankreich – also alles gut. Frankreich fördert aber kein Uran ;-o. Da kommt dann schnell wieder Russland und Kasachstan ins Spiel – und wieder sind wir erpressbar. Vielleicht findet sich ja ein neuer Lobyist und Freund der dortigen Regierungen (Mitgliedern der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS)).
Es bleibt ein Irrglaube, dass die Kerntechnik eine Lösung darstellt.
Komisch dass unsere Kernkraftwerke am Markt für 2.5Cent pro kWh anbieten-und in diesem Preis sind alle Kosten enthalten.
Ihre Aussage ist also das bekannte grüne Narrativ und falsch.
Dieser Artikel ist voellig sinnfrei. Bevor man sich aufplustert und sich mit einerAnalyse blamiert vondingen, von denen man offensichtlich keine Ahnung hat,haette redaktion mal besser recherchiert wie man Gesamtkosten einer Industrieanlage berechnet. Von Anfang bis Ende!
Darueber hinaus kann redaktion sicher auch beweisen welcher Reaktor schon 60-80 Jahre laeuft mit 90% Verfuegbarkeit!
Ich bin nicht abgeneigt der Kernenergie gegenueber, aber solange die Entsorgung nicht geklaert ist sollten wir nicht weiter mit dem Gedanken an die Kernkraft spielen.
Eneuerbare Energien sind auch nicht nur Windkraft. Warum versucht der Herr nicht auch mal eine Gegenrechnung mit Photovoltaik oder Brennstoffzelle? Bevor jetzt wieder die 20% Wirkungsgrad kommen: Na und? der Rohstoff Sonne ist umsonst. Es gibt genuegend Flaechen auf der Welt wo sich mit Photovoltaik genuegend Wasserstoff erzeugen laesst und Nachst halt mit Wind. Die Solarzellen etwas hoeher angebracht lassen die so beschatteten Wuesten oder Brachland Regionen fuer die Landwirtschaft benutzen.
Wenn aber die Energieproblematik weiterhin nur mit Scheuklappen betrachtet wird statt globale Loesungen zu suchen an denen jeder was verdient wird es nicht klappen. Ich werde mein Haus hier in Thailand jetzt jedenfalls energieunabhaengig machen mit Sonne und Wind
Alternativ zu den Wagniskosten fehlen mind. die Haftpflichtgebühren für den Betreiber zur Absicherung von eventuellen Störfällen. Weiterhin fehlt bei der Betrachtung der Kosten, in der wissenschaftlich zweifelhaften Rechnung, der Wartungsaufwand der AKWs für eine 100% Versorgung für die Dauer der Laufzeit.
In dieser Rechnung fehlen (mindestens) die Kosten für die Endlagerung von Brennstäben und Wagniskosten für den Fall von Störfällen.