Das Ende der Vernunft

Ende des Jahres 2019 wird auch Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg vom Netz gehen. Die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks – der Bürgermeister der Stadt spricht von einer „Landmarke“ –, die seit inzwischen über 40 Jahren in die Höhe ragen, haben Ende des Jahres endgültig ausgedient, sie sollen gesprengt werden. Ihr Ende markiert zugleich das Ende der Vernunft.

Kernkraftwerk Philippsburg (KKP)

Noch ist auf der Homepage des Energieversorgers EnBW der Hinweis zu finden, den Freunde der Windkraft nicht wahrhaben wollen. Dort heißt es:

“Das Kernkraftwerk Philippsburg (KKP) liegt rund 30 Kilometer nördlich von Karlsruhe auf einer Insel im Rhein. Die EnKK produziert dort Strom mit einem Druckwasserreaktor (Block 2). Block 2 ging 1984 ans Netz und hat eine elektrische Leistung von 1.468 Megawatt. Im Jahr 2018 erzeugte die Anlage rund 11 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damit deckt sie rechnerisch mehr als die Hälfte des Strombedarfs aller privaten Haushalte und etwa ein Sechstel des gesamten Stromverbrauchs in Baden-Württemberg. Weil durch den Betrieb der Anlage jährlich über 9 Millionen Tonnen des klimaschädlichen CO₂ vermieden werden, steht der Standort Philippsburg nicht nur für Versorgungssicherheit, sondern auch für Klimaschutz im Südwesten. Im Atomgesetz ist vorgesehen, dass mit Block 2 noch maximal bis Ende 2019 Strom produziert werden darf. Spätestens dann geht die Anlage vom Netz.”
https://www.enbw.com/unternehmen/konzern/energieerzeugung/kernenergie/standorte/standort-philippsburg.html

Schnelle Spurenbeseitigung

Eine Sprengung der Kühltürme wird in Betracht gezogen, “denn: Geschwindigkeit zählt, der Platz auf dem Kraftwerksgelände wird gebraucht”, berichtet die DIE RHEINPFALZ.

Wem stehen die Landmarken im Weg? Die Kühltürme sollen einem Konverter der TransnetBW Gesellschaft weichen, damit der mit großen Überlandleitungen aus dem Norden herbeigeschaffte Gleichstrom aus Windkraftanlagen in Wechselstrom gewandelt werden kann.

Eine zuverlässige, bezahlbare und sichere Energieform wird ausgemustert, um für eine unzuverlässige, teurere Energieform Platz zu schaffen.

Ein Etappensieg der Ideologie

Der öko-industrielle Komplex, der ohne Subventionen nicht überlebensfähig wäre, hat mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Philippsburg einen weiteren Etappensieg davongetragen. Die Rechtfertigung für den “Schurkenstreich”, wie manche sagen, liefert der Vorsitzende der SPD-Fraktion. Er behauptet, “die risikobehaftete Kernenergie werde von einer Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt”. Das wäre nach der Dauerwerbung zu Gunsten des öko-industriellen Komplexes durchaus möglich.

Zweifel sind aber berechtigt. Denn selbst ein Jahr nach dem Unfall des Kernkraftwerks in Fukushima Daiichi lehnte die Mehrheit der Bevölkerung die Kernenergie nicht pauschal ab, sondern sprach sich für eine Verschiebung des Atomausstiegs aus, falls dadurch die Strompreise steigen sollten. Heute bezahlen die Deutschen die höchsten Strompreise in Europa.

Der Atomausstieg sei lange beschlossen, fügte der SPD-Fraktionsvorsitzende laut Rheinpfalz hinzu. Mit dieser Feststellung liegt er richtig, aber nicht die Bevölkerung hat den Atomausstieg beschlossen, sondern die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Schon vergessen?

Foto: Kernkraftwerk Philippsburg, EnBW

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