James Lovelock ist einer der Gründerväter der grünen Bewegung. Berühmt wurde er für seine Erfindung der “Gaia-Theorie”. Er hat jetzt seine Verzweiflung zum Ausdruck gebracht, dass die ursprünglichen Absichten der Bewegung missverstanden worden seien, als Lizenz, unser “unbezahlbares ökologisches Erbe” beiseite zu schaffen. In einem Brief an seine örtliche Planungsbehörde schrieb James Lovelock: “Ich bin ein Umweltschützer und Gründungsmitglied der Grünen, aber ich neige mein Haupt in Scham bei dem Gedanken, dass unsere ursprünglichen guten Absichten derart missverstanden werden. Wir haben niemals eine fundamentalistische grüne Bewegung beabsichtigt, die alle anderen Energiequellen als die der Erneuerbaren Energien ablehnt, noch haben wir erwartet, dass die Grünen unser ökologisches Erbe von unschätzbarem Wert wegwerfen, wegen ihres Versagens zu verstehen, dass die Bedürfnisse der Erde nicht von menschlichen Bedürfnissen zu trennen sind.”
Der Umweltschützer fügt hinzu: “Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die sich drehenden Windmühlen nicht wie die Statuen auf den Osterinseln werden – Denkmäler einer gescheiterten Zivilisation.”
James Lovelock ist der Erfinder der Gaia-Theorie. Er verlieh damit der grünen Bewegung in den 1960ern Antrieb und wurde zu einem weltweiten Symbol im Kampf gegen den Klimawandel. Seine Theorie ging davon aus, dass die Erde ein einziger sich selbst regulierender Organismus sei und sich durch Selbstorganisation im Gleichgewicht halte. Er sagte voraus, dass der Planet zwar überleben würde, aber die Menschen nicht so viel Glück hätten, die globale Erwärmung aber bis 2100 vier Fünftel der Weltbevölkerung auslöschen würde und die Menschen in die Arktis auswandern müssten, um eine Chance zum Überleben zu haben.
In den vergangenen Jahren hat der Wissenschaftler viele seiner Anhänger empört, nachdem er sich für die Kernenergie und als entschiedener Gegner der Windenergie bekannt hatte. 2009 antwortete er auf die Behauptung des Abgeordneten im britischen Unterhaus, Ed Miliband (seit 2010 Vorsitzender der Labour Party sowie Oppositionsführer), der Protest gegen Windenergieanlagen werde zukünftig genau so wenig akzeptiert wie die Ablehnung, einen Sicherheitsgurt zu tragen:
“Das Recht auf öffentliche Anhörungen über Energiequellen wird durch eine fällige Gesetzgebung bald bedroht. Trotz der guten Absicht bedeutet dies eine Aushöhlung unserer Freiheit und rückt in die Nähe dessen, was ich als Faschismus betrachte.”
Die Grünen in North Devon bleiben von dieser Warnung unberührt. Ihr Sprecher, Ricky Ritter, sagte: “Professor Lovelock bleibt eine der am meisten respektierten Ökologen unserer Zeit. Es wäre absurd für Graswurzel-Aktivisten, seine Behauptungen zu hinterfragen, wenn sie eindeutig durch seine Sorge um das Überleben des Planeten motiviert sind. Allerdings ist es vertretbar, seine Sichtweise zu hinterfragen.”
Professor Lovelock ist Fürsprecher einer Initiative von Einheimischen, die sich heftig gegen den Bau einer Windenergieanlage wehrt. Lovelock hat seine wissenschaftliche Reputation in die Kampagne eingebracht und wird nun mit dem Verdacht konfrontiert, deshalb zu protestieren, weil er dort lebe oder ein Eigentum in der Nähe habe – 43 Meilen entfernt.
Über Lovelock berichten die Medien im englischsprachigen Raum, wie zum Beispiel The Telegraph. [1] In Deutschland wird Lovelocks Kritik an der Fanatisierung seiner Ideen kaum registriert. Den Befürworwortern der Erneuerbaren Energien wird es möglicherweise so ergehen wie der Gesellschaft für angewandte Tiefenökologie, die 2007 einem Interview mit Lovelock diese Zeilen voranstellte: “Die jüngsten Äußerungen von James Lovelock, dass er den umfangreichen Einsatz von Atomenergie für die einzig gangbare Massnahme zur Rettung des Erdklimas erachtet, haben auch uns erschreckt. Wir halten diesen Ansatz für grundverkehrt, da es nach über 50 Jahren Atomtechnologie keinen einzigen brauchbaren Ansatz für die notwendige sichere Einlagerung der strahlenden Reststoffe gibt, die weit über 100 000 Jahre alles Leben in der jetzigen Form auf diesem Planeten bedrohen werden. Wir wissen nicht, wie es zu diesen Äußerungen kam. Trotzdem danken wir James Lovelock für die Prägung der Gaia-Theorie, dass die Erde als Ganzes ein lebendes Wesen ist.” [2]
James Lovelock hatte gemeinsam mit Al Gore und anderen auf der Grundlage von Computer-Extrapolationen vor einer heraufziehenden Klimakatastrophe gewarnt. 2012 hat er in einem Interview mit msnbc seinen Irrtum eingestanden und sich vom Klima-Alarmismus distanziert. “Das Problem ist, wir wissen nicht, was das Klima tut. Wir dachten vor 20 Jahren, wir wüssten es. Das führte zu einigen alarmistischen Büchern – meine eingeschlossen – weil es eindeutig zu sein schien, aber es ist nicht eingetreten”, sagte Lovelock. [3] Dazu bemerkt der Hydrobiologe Edgar L. Gärtner: “Leider hat kein einziges Medium in Europa von dieser Selbstkritik eines der Väter der grünen Bewegung berichtet. So funktioniert die Selbstgleichschaltung.” [4]
Zur Person:
James Lovelock, Biophysiker, ist Mitglied der Royal Society, zum C.B.E. ernannt durch die Königin von England, Ehrendoktor der Universität Edinburgh , Ehrendoktor der University of Kent, Ehrendoktor der University of East London, Ehrendoktor der University of Colorado, Honorary Visiting Fellow der Universität Oxford. Er hat es zu über 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und über 50 Patenten gebracht. [5]
Quellen/Medien:
- [1] http://www.telegraph.co.uk/earth/earthnews/9847324/Wind-farms-could-become-monuments-of-a-failed-civilisation-top-environmentalist-claims.html
- [2] http://www.tiefenoekologie.de/de/buecher-und-texte/politik-des-herzens/james-lovelock.html
- [3] http://www.theregister.co.uk/2013/01/31/lovelock_wind_fu/
- [4] http://ef-magazin.de/2012/05/20/3531-james-lovelock-ein-vater-des-Klima-alarmismus-korrigiert-sich
- [5] http://de.wikipedia.org/wiki/James_Lovelock
Foto: stokpic
Ein Gedanke zu “James Lovelock: “Windparks sind Denkmäler einer gescheiterten Zivilisation””
Als ich kürzlich behauptete, dass die Messung der Erderwärmung nicht so trivial sei, kam mir ein Sturm der Entrüstung entgegen – zu Unrecht, wie ich meine. Als erfahrener Experimentalphysiker habe ich schon eine Idee von Temperaturmessung, Genauigkeit, Messfehlern, Nachweisgrenzen und Langzeitverhalten von Messgeräten. Und ich wiederhole mich: es ist nicht trivial die Erderwärmung von sagen wir einmal 0,5 Kelvin über 50 Jahre gemittelt über die gesamte Erdoberfläche mit einem genügend kleinen Fehler von 20% wissenschaftlich nachprüfbar zu bestimmen. Obschon ich es für verwerflich halte, nennenswerte fossile Ressourcen des Planeten Erde in 200 Jahren zu verbrennen, darf eine nicht stichhaltige Behauptung über einen dadurch bedingten Temperaturanstieg als Argument für Entscheidungen in einer vernachlässigbaren Partialfläche (Schweiz, Alpenländer) herangezogen werden.
Viel ehrlicher finde ich deshalb die Nutzung der Kernenergie für die Erhaltung eines bescheidenen Wohlstands, weil diese weder Raubbau an den Ressourcen treibt noch zur erwiesenen Erhöhung der CO2-Konzentration beiträgt. Deshalb kann ich dem “empörenden” Meinungswandel von J. Lovelock einiges abgewinnen. Im Wissen, dass neue erneuerbare Energie den gerechtfertigten Bedarf nie und nimmer decken kann, verwerfe ich deutsche Energiewende und helvetische Energiestrategie 2015. Das atomfreie Österreich ist mit bis zu 40% Stromimporten aus Kernenergieländern sowieso eine Lachnummer.