Frankreich setzt weiter auf Kernenergie

Foto: John Seb Barber, Golfech (Tarn-et-Garonne)

Die deutschen Medien meldeten in den letzten Tagen unisono und in Übereinstimmung mit den grünen Blättern, Frankreich werde zum Land der Energiewende – ganz im Sinne des deutschen Vorbilds. Der Anlass für den kollektiven Medienjubel war der Beschluss der französischen Nationalversammlung, den Anteil des Atomstroms am Strommix in zehn Jahren von heute etwa 75 Prozent auf 50 Prozent zu senken.

Im Gegensatz zum windsüchtigen Deutschland wählt Frankreich jedoch einen ganz anderen Weg als Deutschland, das sich durch seinen Ausstiegsbeschluss von der weltweiten Entwicklung der Kernenergie abgekoppelt hat. Wind- und Solarkraft können weder den Strombedarf zuverlässig decken, noch Treibstoffe herstellen oder Heizungen ersetzen, die einen Anteil von etwa zwei Drittel an der Energieversorgung haben.  Aus diesen Gründen denken wirtschaftlich starke Länder wie Frankreich und aufstrebende Industrienationen nicht daran, sich vom Zufallsstrom abhängig zu machen, ein Aspekt, der in den deutschen Medien nur selten genannt wird. Mit dem Bau von Windkraftanlagen und der Renovierung alter Gebäude erhofft sich die französische sozialistische Regierung einen Wachstumsschub für die Wirtschaft. Mit dem Gesetz will sich Frankreich als Gastgeber der Weltklimakonferenz Ende November 2015 offenbar auch als “good boy” präsentieren.

Vielfältige Kooperationen in Sachen Kernenergie mit China

Am 20. Juli 2015 haben französische und chinesische Kernenergieunternehmen eine Reihe von Vereinbarungen unterzeichnet. Grundlage dafür ist eine gemeinsame Erklärung des französischen Präsidenten François Hollande und des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, “industrielle und institutionelle” Akteure in beiden Nationen zu ermutigen, Kooperationsbemühungen im gesamten Kernbrennstoffkreislauf zu fördern, einschließlich Anlagensicherheit, Recycling, Neubauprojekte und Uranbergbau. Die Vereinbarung umfasst auch eine stärkere Zusammenarbeit im Bereich der Forschung und Entwicklung.

In China werden derzeit auf der Basis des fransösischen Areva EPR-Designs zwei Reaktoren gebaut. Sie sind Teil eines 8 Milliarden Euro Auftrags durch Areva und CGN (China Allgemeine Nuclear), der im November 2007 unterzeichnet wurde. Der erste Reaktor, Taishan 1, wird voraussichtlich im Jahr 2016 starten, Taishan 2 soll ein Jahr später in Betrieb gehen.
Frankreich wird in Energiefragen auch in Zukunft die Nase vorn behalten, denn die Kerntechnik ist ein wichtiger Bestandteil der Wachstumspolitik der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika). Frankreich wird von dieser Kooperation auf verschiedene Weise profitieren, zumal es seine überalteten Kernkraftwerke durch neue, leistungsfähigere Anlagen ersetzen muss.

Was immer Frankreich in Bezug auf seine Energieversorgung und den Strommix bis 2025 noch beschließen mag – aus der Kernenergie aussteigen wird Frankreich nicht.

Leutner

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