Die Industrialisierung der Landschaft ist ein politisches Programm

Es sind insbesondere das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung sowie das Potsdamer Institut für Nachhaltigkeitsstudien IASS (der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer ist Exekutivdirektor des IASS), die die Debatte über den demografischen Wandel im ländlichen Raum und über die Zukunft der Dörfer  vorantreiben und Handlungen empfehlen.

Foto: Thomas Depenbusch, “Attendorn”

Der Wandel kann nach Ansicht der Autoren nur bewältigt werden, wenn sich die Politik nicht mehr am grundgesetzlichen Ziel der “Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen” im ganzen Land orientiert. Diesem Leitgedanken folgen die Empfehlungen.

“Gegen die Verunstaltung von Dörfern vorgehen”

Eine der Empfehlungen lautet : “Gegen die Verunstaltung von Dörfern vorgehen”. Sie bezieht sich auf leer stehende oder gar verfallene Gebäude, denn die entwerten nach Ansicht der Studie das Ortsbild vieler Dörfer im ländlichen Raum. Dem Gesetzgeber soll es ermöglicht werden, “die Eigentümer dazu veranlassen, die Gebäude in einen normalen Zustand zu versetzen, sie abzureißen oder, sofern die erforderlichen Mittel fehlen, an die Kommune abzutreten.”

“Energiewende für die wirtschaftliche Erneuerung des ländlichen Raumes”

Einerseits wird empfohlen, “gegen die Verunstaltung von Dörfern vorgehen”, andererseits soll die “Energiewende für die wirtschaftliche Erneuerung des ländlichen Raumes” genutzt werden, wobei die Verunstaltung von Dörfern keinerlei Rolle spielt.
“Die Nutzung von Biomasse, Erdwärme, Wind und Sonnenenergie bietet heute Möglichkeiten, die Wertschöpfung im ländlichen Raum auf eine neue Basis zu stellen. Nur dort gibt es die notwendigen Flächen, um regenerative Energien in großem Umfang zu nutzen. … Die ländlichen Gebiete können so zu einem Zukunftslabor werden, dessen wirtschaftliche Basis die Entwicklung zukunfts- und exportfähiger Modelle einer nachhaltigen Energieversorgung ist.”

Die scheinbare Paradoxie lässt sich erklären: Die Industrialisierung der Landschaft und ihre Umwandlung in ein “Zukunfstslabor” und die Verdrängung der Menschen aus dem ländlichen Raum in die Städte sind kein unerwünschter Nebeneffekt mehr oder weniger skrupelloser Windkraftfirmen, sondern ein politisches Programm. Alte Häuser passen nicht in ein “Zukunftslabor”.

Links:
http://www.iass-potsdam.de/de/forschungscluster/globaler-gesellschaftsvertrag-fur-nachhaltigkeit-gcs/news/die-zukunft-laendlicher
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/article119860289/Leere-Landschaften-Studie-zum-demografischen-Wandel-sieht-politischen-Handlungsbedarf.html

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