Energiekrise in Südaustralien

Blackouts in Südaustralien wegen zu hohen Stromanteils der Erneuerbaren Energien

Die unabhängige französische Nichtregierungsorganisation Global Electrification hat am 27. März 2017 eine Studie veröffentlicht, die sämtliche Träume von einer vollständigen Energieversorgung durch Sonne und Wind beenden dürfte. Die Europäische Physikalische Gesellschaft weist darauf hin, dass die Integration von intermittierenden Quellen (Sonne und Wind) bei einem Stromanteil von mehr als 30% bis 40% schwierig werden wird. Die aktuelle Krise in South Australia bietet eine experimentelle Bestätigung für diese Annahme.

Die Strompreise steigen in Südaustralien und gleichzeitig wird die Stromversorgung schlechter. Dies hängt der Studie zufolge mit einem zu hohen Anteil der Erneuerbaren Energien zusammen. Dieses Missverhältnis sorgt dafür, dass die zornigen Einwohner Südaustraliens das Problem zu einem politischen Thema machen. Der Notfallplan, den die Regierung jetzt aufgestellt hat, prognostiziert für Süd-Australien in den nächsten zwei Jahren Stromausfälle an 125 Tagen und bereitet die Bevölkerung darauf vor, dass im nächsten Sommer mit einer “sehr hohen Wahrscheinlichkeit” Stromkürzungen erfolgen werden.

Halbherziger Rückzug

In Süd-Australien hat der Strom aus Erneuerbaren Energien einen Anteil von fast 50 Prozent am Strommix erreicht. Einen Blackout am 28. Februar 2016 konnte Süd-Australien damals noch durch ein Kohlekraftwerk abfangen. Im Mai 2016 wurden die letzten beiden Kohlekraftwerke jedoch still gelegt, sodass der nächste Blackout, der sich wenige Monate später im September 2016 ereignete, folgenschwere Konsequenzen hatte.

Der Notfallplan der Landesregierung sieht jetzt den schnellen Bau von Gaskraftwerken vor. An Stelle des funktionierenden Kohlekraftwerks baut Süd-Australien jetzt für umgerechnet 13,6 Milliarden Euro Gaskraftwerke. Es bleiben sechs Monate Zeit bis zum nächsten heißen Sommer. Der Bevölkerung
ist laut Studie die Zerbrechlichkeit ihres Energiesystems bewusst geworden. Die Presse beschäftigt sich mit den Sorgen der Bürger und den empfindlichen finanziellen Verlusten zum Beispiel der Supermärkte. Die Zerstörung von fünfzig menschlichen Embryonen im September 2016, die hätten transplantiert werden sollen, wird voraussichtlich ein gerichtliches Nachspiel haben.

Die wichtigsten Erfahrungen

Die Erfahrungen in Süd-Australien seien von unschätzbarem Wert, heißt es in der Studie. In der Zusammenfassung werden folgende Tatsachen zusammengefasst:

Greilich

  • Der Übergang auf 35 bis 50% intermittierende Quellen wurde von zahlreiche Stromausfällen begleitet, die Unternehmen ebenso wie private Stromverbraucher stark behindert haben. Hinzu kommen physische Risiken wie beispielsweise die Zerstörung von Embryonen beim Blackout im September 2016.
  • Die AEMO (Australien Energy Market Organisation) kündigt innerhalb der nächsten zwei Jahre an 125 Tagen Stromknappheit an. In der Erklärung heißt es: „In Wirklichkeit ist es nicht möglich ist, jeden Standort zu verwalten, an dem die Temperatur den ganzen Tag über 40° C beträgt.”
  • Die Strompreise waren vor der Stromkrise in Süd-Australien doppelt so hoch wie in Frankreich und die höchsten in Australien.
  • Die Regierung favorisiert weiterhin die Entwicklung von Solar- und Windenergie und präsentiert einen teuren Notfallplan. Der Bau von Gaskraftwerken genießt Priorität, aber sie emittieren Treibhausgase, auch wenn sie weniger schädlich für den Kampf gegen die globale Erwärmung sind. Verglichen mit Frankreich würden die Gaskraftwerke einer Notfall Kapazität von fünf EPR-Reaktoren entprechen. Die Abkürzung EPR steht für den größten Kernreaktor-Typ des französischen Nuklearkonzerns Areva.
  • Die Regierung will die Verbraucher zwingen, einen Anteil von mindestens 36% an nicht-intermittierendem Strom zu akzeptieren.
  • Der Batteriespeicher könnte als ergänzende Maßnahme in Erscheinung treten. Diese Lösung hält die Regierung offenbar noch nicht reif zu sein. Und sehr teuer.
  • Die Gesamtkosten für Strom Staat South Australia werden explodieren, einerseits durch die Kosten für ein Kohlekraftwerk in einem Nachbarstaat, vor allem aber durch den Preis, wenn in wenigen Monaten der Plan umgesetzt werden wird. Umgerechnet auf Frankreich lägen die Mehrkosten in der Größenordnung von 13,6 Milliarden Euro.

http://ruhrkultour.de/wp-content/uploads/2017/04/ene-221.pdf

ene-221


Foto: Peter Dargatz, pixabay

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