Beobachtungen aus dem Revier

Jesus und die Energiewende

Foto: Richard

Kritiker der Erneuerbaren Energien weisen schon seit langem darauf hin, sie trage unübersehbare Merkmale einer Religion. Der Präsident des Bundesverbandes der Windenergie (BWE) überraschte kürzlich durch sein Klagelied: Er verglich das drohende Schicksal der Energiewende mit der Kreuzigung Jesus und die Regierung mit dessen Mördern.

Der BundesverbandEnergie (BWE) und die Kampagne „Erneuerbare Energiewende Jetzt!“

Zehntausende Menschen im Berliner Regierungsviertel hatte der BundesverbandEnergie (BWE) zur Teilnahme an der vom Verband organisierten Kundgebung am 10. Mai „Erneuerbare Energiewende Jetzt!“ erwartet. Ein “unübersehbares Zeichen für den weiteren kraftvollen Ausbau der erneuerbaren Energien” hatte gesetzt werden sollen.

Es kamen immerhin noch etwa 20.000 Energiefreunde, angelockt aus Überzeugung und von einem “bunten Happening” mit Booten, Kanus und Flößen auf der Spree. Mit Sambagruppen, Großpuppen, Musikgruppen und “vielen anderen kreativen Elementen” sollte die Energiewende gerettet werden. Das Ereignis war durchorganisiert, mit einem Lautsprecherwagen des BWE als “Anlaufpunkt für alle Wind-Freunde”. Dort konnte man sich Demoschilder, Getränke, Kampagnenschals sowie alle wichtigen Informationen zu Demoroute und Ablauf abholen.

Aufgerufen hatten zu der Protestkundgebung unter anderem bekannte Umweltschutzorganisationen, darunter BUND und NABU, auch Nichtregierungsorganisationen wie Attac und Campact, aber auch die Partei Die Linke hatte den Aufruf des Bundesverbandes Windenergie unterstützt. Die eigentlich energiewendefreundlichen Medien nahmen davon jedoch überraschend wenig Notiz. Von den NGOs, die 2011 noch den Ethikrat unterstützt hatten, war vielleicht noch ein fünftel übrig geblieben.

Die Windbranche fühlt sich wie Jesus ans Kreuz genagelt

Das gesellige, demonstrative und bunte Miteinander der Energiewender hat durch einen Beitrag von Hermann Albers einen besonderen Farbtupfer erhalten, der auch gesellschaftskritische Anhänger der Erneuerbaren Energien vor ein Problem stellen dürfte.
Albers vergleicht in einem Editorial der Branchenzeitung “neue energie” die Energiewende-Akteure mit Jesus. Sie seien doch nur Idealisten, würden aber von Feinden getrieben und mit Spott überhäuft. “Ihr Spott ist, die Erneuerbaren für zu teuer zu erklären, für nicht marktfähig, ja sogar für unsozial.” Die Branche schleppe sich in Richtung Golgatha, sagt Albers. Die Bundesregierung, die der BEW-Präsident mit den Römern vergleicht, habe die Nägel für die Kreuzigung der Energiewende bereits geschmiedet. Albers will verhindern, dass die “Erneuerbaren-Kraftwerke direkt mit alten, hoch subventionierten, abgeschriebenen fossilen Kraftwerken konkurrieren müssen” und fordert ein Kohleausstiegsgesetz. Solange wir das nicht auf den Weg bringen, ist diese EEG-Novelle eben doch der Weg nach Golgatha.” Das ist er wieder, der Versuch, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen und die Schar der Entrechteten zusammen zu schmieden.

Beppler

Zu Recht verschlägt es den Windkraftgegnern von windwahn.de fast die Sprache: “Nein, hier geht es nicht um notleidende Bäcker oder Schuster, um Abhängige von staatlichen Transferleistungen oder andere von der Gesellschaft Benachteiligte. Es geht um die Branche der sog. Erneuerbaren! Die Branche in unserem Land, welche in den letzten beiden Jahrzehnten gemästet wird, wie kaum eine andere.”

Menschen, die wie die Generalsekretärin der Grünliberalen Schweiz nicht davor zurück schrecken, von der Regierung zu verlangen, sie möge für atomfreies* Wasser garantieren, haben für die ideologisch-religiösen Töne des Vorsitzenden des Branchenverbandes vermutlich ein offenes Ohr. Alle anderen müssten sich vom Windwahn abwenden. Eigentlich. (*der Artikel “Ja, ich schwimme im Bielersee” von Sandra Gurtner-Oesch ist beim tagesanzeiger.ch, http://politblog.tagesanzeiger.ch/blog/index.php/19217/ja-ich-schwimme-im-bielersee/?lang=de, nicht mehr vorhanden, aber nachzulesen bei https://blog.derbund.ch/politblog/index.php/19217/ja-ich-schwimme-im-bielersee/; “atomfreies Wasser” wurde in dieser Fassung durch “radioaktivitätfreies Trinkwasser” ersetzt. – Stand: 11. September 2021)

Der Unterstützer-Kreis der Kampagne „Erneuerbare Energiewende Jetzt!“

Die Energiewende-Demo wird initiiert von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Deutschland, dem Kampagnen-Netzwerk Campact und den NaturFreunden. Weitere Organisationen, Umweltverbände und auch kleinere Gruppen machen mit, unterstützen die Demonstration und haben den Aufruf unterzeichnet.
Ihre Organisation will den Aufruf auch unterzeichnen? Hier geht es zum Eintrag!
Die Unterstützer-Organisationen der Demos vom 22. März finden Sie an dieser Stelle.
Bundesweite Organisationen
AbL e.V.
ATTAC
BUND Jugend
IPPNW
Kampagne Erneuerbare Energiewende jetzt!
Klima-Allianz
NABU
Robin Wood
Umweltinstitut München e.V.
Regionale und örtliche Initiativen und Gruppen
Agenda 21 Schwarzenbruck
AntiAtomBonn
Anti-Atom-Bündnis für Ostwestfalen Lippe
Bündnis Bürgerenergie (Berlin)
BürgerInneninitiative gegen Atomanlagen Uelzen
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Ecomujer (Düsseldorf)
FORUM – gemeinsam gegen das Zwischenlager Gundremmingen
Klimaforum Detmold
Naturschutzjugend Sachsen
Bürgerwindrad Blauen e.V.
Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft
Parteien und deren Gliederungen
Bündnis 90/Die Grünen Bundesverband
Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg
Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Hameln-Pyrmont
Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Unterallgäu
Grüne Jugend Göttingen
DIE LINKE Bundesverband
Piratenpartei LV Berlin
Piratenpartei LV Brandenburg

https://energiewende-demo.de/start/aufruf/unterstuetzer-organisationen/
  • Das Editorial von Hermann Albers, BWE-Präsident, erschien in: neue energie 05/2014, S. 3: Christliche und soziale Politik!?
    Das journalistische Internetangebot http://www.neueenergie.net/ von “neue energie, dem Fachmagazin der Energiewende” ist nach eigenen Worten “Deutschlands führende Publikation für die Regenerativbranche.”
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