Beobachtungen aus dem Revier

Pamela, June 9, 2015: “I have a new favorite swear word!!! KLIMAWANDEL!!!”

Pamelas neues Lieblings-Schimpfwort für himmelschreiende Zustände: Klimawandel! (wattsupwiththat.com)

“I have a new favorite swear word!!! KLIMAWANDEL!!! From now on, anytime I see something totally outrageous, KLIMAWANDEL will come charging out of my mouth! Thanks for a really weird story and great word. Love it!”

Das neue Deutschland?

Catherine Rampell, Kolumnistin der Washington Post, fühlte sich bei ihrem Besuch in Deutschland an der Emmy-Noether-Schule, Berlin, wie auf einem anderen Planeten. Für ein Drittel der Bevölkerung in den USA sei der Klimawandel laut einer aktuellen Umfrage YouGov kein ernstes Problem oder überhaupt kein Problem, in Deutschland dagegen empfinde so nur jeder zehnte.

In den Vereinigten Staaten kämpfe man noch immer darum, ob Schülern beigebracht werden soll, dass der Klimawandel real ist, in Deutschland dagegen unterrichte man die Kinder seit Jahren über Nachhaltigkeit und Klimawandel, sagt sie. Diese Bemühungen in Deutschland würden nun intensiviert.

Catherine Rampell hat hat bei ihrem Besuch an der Emmy-Noether-Schule festgestellt, dass die dort unterrichtenden Pädagogen den Klimawandel als so dringlich betrachten, dass sie das Thema in fast jedem Unterricht (einschließlich Latein) integrieren. Über ein Viertel des Inhalts zum Beispiel im Englisch-Lehrbuch der 10. Klasse beschäftige sich mit Gefahren für die Erde. Das bedeute, sagt Rampell, dass Kinder in ihren Grammatikübungen solche Sätze wie diesen lernen: “If we don’t do something about global warming, more polar ice will start to melt.” (“Wenn wir nichts gegen die Erderwärmung unternehmen, dann wird noch mehr Polareis schmelzen.”)

Im Erdkundeunterricht einer 11. Klasse schreiben Schüler, ganz der Nachhaltigkeit gewidmet, Poesie über den “klimawandel”, wobei das Wort, wie das deutsche Wort Kindergarten, in der englischen Sprache Eingang gefunden hat. Ihr Lieblings-Couplet stamme aus einer Ode der Schülerin Hannah Carsted: “The water level rises/ The fish are in a crisis.” (“Der Wasserspiegel steigt / Die Fische sind in der Krise.”)
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<em>Ein paar Anmerkungen zur Namensgeberin der Emmy-Noether-Schule</em>

Die Emmy-Noether-Schule ist ein Gymnasium mit 800 Schülern, in Ost-Berlin. Die Schule trägt den Namen einer bedeutenden deutschen Mathematikerin, a.o. Prof. Dr. Emmy-Noether (1882 – 1935), die grundlegende Beiträge zur abstrakten Algebra und zur theoretischen Physik lieferte (Wikipedia). Nach ihr wurde ein Theorem benannt, das Noether-Theorem, das die Verbindung zwischen Symmetrien von physikalischen Naturgesetzen und Erhaltungsgrößen angibt. Einstein schrieb am 27.12.1918: “Beim Empfang der neuen Arbeit von Frl. Noether empfand ich es wieder als grosse Ungerechtigkeit, dass man ihr die venia legendi vorenthält. Ich wäre sehr dafür, dass wir beim Ministerium einen energischen Schritt unternähmen. Halten Sie dies aber nicht für möglich, so werde ich mir allein Mühe geben.” Einstein schrieb in der New York Times vom 4.5.1935 auch einen Nachruf auf Emmy Noether.

Die Homepage der Emmy-Noether-Schule, die durch die Fusion der Nelly-Sachs-Schule und der Linus-Pauling-Schule entstanden ist, wirkt in Bezug auf ihre große Namensgeber allerdings sehr dürftig.

Angepasste Lehrpläne

Die Reaktion der Schüler an der Emmy-Noether-Schule sei in Deutschland keine Ausnahme, meint Rampell. Das Lehrbuch I werde im ganzen Land benutzt, und in diesem Sommer werde die deutsche Bildungsministerin Leitlinien für den Unterricht zum Thema Nachhaltigkeit in Englisch, Französisch, Spanisch, bildende Kunst, Musik, Geschichte, Mathematik, Biologie, Chemie, Physik und sogar Physikalische Erziehung erlassen. Ähnliche Bemühungen seien nach Alexander Leicht, UNESCO-Chef der Bildung für nachhaltige Entwicklung, in den Entwicklungsländern wie der Dominikanischen Republik, Südafrika, Vietnam, Kenia und Mauritius im Gange.

Die YouGov-Umfrage wurde in 15 Ländern auf vier Kontinenten durchgeführt. Dem Ergebnis zufolge waren die Amerikaner nicht nur am ehesten gleichgültig gegenüber dem Klimawandel, sie waren auch am häufigsten der Meinung, die eigene Regierung sei bereits dabei, “zu viel zu tun”, um ihn zu stoppen.

Die Deutschen und ihr Klimawandel

Bei ihrem Besuch in Berlin sei sie von Hannah und ihre Klassenkameraden nach der Skepsis in den US gegenüber dem Klimawandel gefragt worden. Warum glaubten die Amerikaner nicht, was ihnen die Wissenschaftler sagen? Rampell erklärt dies mit einem großen Netzwerk von Verschwörungstheoretikern, die meinen, 97 Prozent der Klimaforscher führten die Welt an der Nase herum. Sie hätten ein Paralleluniversum von Pseudowissenschaft (parallel universe of pseudoscience) geschaffen, um es zu beweisen. “Das scheint einfach unvorstellbar”, habe ein Schüler erklärt.

Rampell hält die Energie- und Schulpolitik in Deutschland offenbar für vorbildlich und kritisiert, dass in den USA die Republikaner alles in Zweifel zögen.

“Al Gorebbels”

Würde man nicht eher von politisch linker als von rechter Seite eine Kritik an der ideologischen Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen erwarten?

Beim Thema Klimawandel ist alles seitenverkehrt. Den Anhängern der Hypothese vom Klimawandel kann es nicht schnell genug Richtung 100% erneuerbare Energien zu gehen. Ihr Hang zur Bevormundung nimmt teilweise abstruse Formen an, bis hin zu Überlegungen, “Klimawandelleugner” zu bestrafen (Al Gore) oder sogar hinzurichten (Richard Parncutt, Universität Graz, noch immer als Hochschullehrer tätig; die Universität lehnte die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen einer “misslungene Formulierung” ab.).

Die Kommentare in dem Blog wattsupwiththat.com drücken dieses Unbehagen hinsichtlich der deutschen Klimawandelpolitik deutlich aus:

  • George D.: “Next they’ll be marching shouting “Sig Gore”.”
  • Mark: “al gorebbels.”
  • Tim W.: “You meant ‘Sieg Gore’ right?”
  • George D.: “Sieg Gore” is correct. Perhaps it should be “Heil Gore” accompanied with the nazi salute and heel-clicking.”
  • Dawtgtomis: “We should salute him with “er ist unser Nobelpreisträger Klima-Führer!”
  • Silver ralph: “WHO knows better than the Germans how to brainwash, and infiltrate the elastic minds of a generation?”
  • classicalhero7: “In fact the Germans are very good at it, because laws continuing from Hitler means every child must get educated by the state without any exceptions. Hitler knew that if the state could control what the children learn, they could create loyal followers.”
  • Couldn’t B. Righter: “And people wonder how the National Socialist German Workers Party could ever rise to power in such an advanced country. This is the answer.”
  • James: “A big reason why Ecomentalism is taking a nose-dive in England is because of teachers pushing it. Kids *HATE* teachers. And quite right, too.”
  • deda: “English kids maybe. History teaches us that Germans are tragicaly more inclined to listen to their leaders…”

Aber es gibt auch Stimmen, die Deutschland nicht einseitig beschuldigen und der Unterstellung Rampells, Deutschland sei ein Vorreiter im Klimawandel-Bildungswesen, widersprechen:

  • Claudius: “i know folks that live in Germany and Austria that will tell you that this global warming idea is false.”
  • Ian: “The majority of Germans did not support Hitler’s policies. Though, few were willing to speak up for fear of the consequences. Which, I think illustrates the danger posed by any unelected, unaccountable political party gaining power. The risk is that the organisation in question may turn nasty even if it was not originally evil, and once that party has unlimited power it will be dangerous to oppose it. Climate change and the burning of the Reichstag have a lot in common. The Greens want to create a world power to control carbon dioxide emissions, and if that world power turned nasty and started exterminating people, it might take World War 3 to unseat it.
  • Robert: “It’s Not Just Germany – While You Were Sleeping. The U.S. “Common Core” began the construction of Climate Education in 2010. The following two articles report on the process. Thirteen states have already implemented Climate Studies as a focal means of teaching science. The New York Times [free] article notes that Common Core focus may crowd out basic sciences study. Physics and Chemistry may suffer. The wall Street Journal [Behind Paywall] by Paul Tice directly addresses the propaganda focus of the Common Core initiate.
  • L. E.: “You can dodge the WSJ pawall here: http://www.wsj.com/articles/schoolroom-climate-change-indoctrination-1432767611
    Pretty scary. We’re right behind Germany.”
  • Ron: “It is true that Americans have led in the campaign to alarm the world about rising CO2 and the dangers of global warming. But I don’t attribute that to any particular ethnicity. It’s more complicated.”

Maktkonforme Demokratie, Volksverdummung und der Klimawandel

Der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier vertritt die Auffassung, dass die heranwachsende Generation durch unser Bildungssystem zunehmend verdumme. Der Grund für diese Misere sei, dass nur nach ökonomischen Aspekten unterrichtet werde.

Die Hypothese vom Klimawandel geht über die Vorstellung weit hinaus, weil mit ihrer Hilfe die Bindung an ökonomische Aspekte zusätzlich moralisch unterlegt wird, ohne dass ein großer Teil der ursprünglichen Protagonisten der Energiewende den hinterhältigen Paradigmenwechsel wahrnimmt. Die Hoffnung auf einen “demokratiekonformen Markt“, im Unterschied zur “marktkonformen Demokratie”, wird sich nicht erfüllen, weil weder ein paar Energie-Genossenschaften noch diverse Divestment-Strategien etwas daran ändern können, dass sich die Produktionsmittel weiterhin in den Händen einiger weniger befinden.

Anlässlich eines Besuchs des portugiesischen Ministerpräsidenten Pedro Passos Coelho im September 2011 sagte Bundeskanzlerin Merkel, die parlamentarische Demokratie werde in Zukunft so gestaltet, “dass sie trotzdem auch marktkonform ist, also dass sich auf den Märkten die entsprechenden Signale ergeben.“ Der Begriff „marktkonforme Demokratie“, den sie selbst nicht verwendet hatte, brachte es 2011 fast zum „Unwort des Jahres“.

Dass ausgerechnet die Hypothese vom Klimawandel den Prozess der Entdemokratisierung und Verdummung beschleunigt, stand nicht auf dem Plan der SPD, der Linkspartei und der „Occupy“-Bewegung und gehört wohl zu den zynischsten Momenten der Weltgeschichte.

Quellen:

http://www.unesco.org/new/en/education/themes/leading-the-international-agenda/education-for-sustainable-development/
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