Gastkommentar von Madeleine Koch
Im Beitrag des Nordbayerischen Kurieres werden Gründe für den Verlust unserer Wälder genannt, u.a. der Umstieg auf die sog. Bio-Energie. Die zunehmende Rodung unserer Wälder bedroht uns alle.
Ein ausgewachsener Baum reinigt bis zu 40.000 Kubikmeter Luft täglich. Blätter schleusen gigantische Mengen Luft durch ihr Inneres, wodurch schädliche Bestandteile herausgefiltert werden. Drei Millionen Liter Wasser vermag ein Hektar Waldboden zu speichern. Der Waldboden wirkt wie ein riesiger Schwamm und wie ein mechanischer, chemischer und biologischer Filter: Im lockeren (!) Boden bleiben Partikel hängen, sogar Schwermetalle werden dort gebunden.
Rund 70 Prozent des deutschen Trinkwassers werden in Wäldern gewonnen. Da Bäume Wasser verdunsten, kühlen sie die Umgebungsluft und mäßigen so die Temperaturen in nahen Siedlungen. Wälder verbessern das Mikroklima und schützen vor Temperaturextremen. Ein 10 x 10 Meter großes Waldstück speichert pro Jahr 6,3 Tonnen CO2 und gibt 4,6 Tonnen Sauerstoff ab (Frederik Vester: „Ein Baum ist mehr als ein Baum“).
Beim Bau von Windkraftanlagen werden große Teile von Wäldern dauerhaft zerstört
Auch beim Bau von Windkraftanlagen werden große Teile von Wäldern dauerhaft zerstört. Durch Rodung, Versiegelung und Verdichtung der Wege. Das sind irreversible Schäden. Nun bezieht auch der Schauspieler Hannes Jaenicke Stellung gegen den Bau von Windkraftanlagen im Wald und prompt wird für seinen Aufruf kritisiert, den Wald und den Boden zu schützen vor immer weiter voranschreitender Versiegelung.
Viele unserer Wälder sind davon bedroht, weiter zerstückelt und versiegelt zu werden. Dabei spielt auch der Bau von Windkraftanlagen eine traurige Rolle. Als Argument wird dabei eine angebliche Nachhaltigkeit angeführt.
Windkraftanlagen sind nicht nachhaltig
Aber was ist denn nachhaltig an einer Energieform, die nur Strom erzeugt, wenn Wind in ausreichender Menge weht? Im Jahr 2019 waren es an 151 Tage im Jahr Windflaute, mehr als 1/3 des Jahres! Derzeit schon, mit ca. 30.000 Windkraftanlagen in Deutschland, müssen die entstehenden Stromspitzen für viel Geld ins Ausland abgeführt werden. Und bei Windflaute müssen die konventionellen Kraftwerke einspringen. Die erforderlichen Stromspeicher für unser Industrieland gibt es noch nicht.
Für den Bau von Windkraftanlagen sind zudem immense Mengen an Stahl, Beton und gefährliche Kunststoffgemische erforderlich, die jede Menge Treibhausgase sowohl bei der Herstellung als auch später bei ihrer Entsorgung emittieren.
Aufforsten statt Abholzen
Unter Berücksichtigung dieser Fakten ist es unverantwortlich, Wald für Windkraftanlagen abzuholzen und Flächen zu versiegeln, anstatt aufzuforsten. Wir brauchen unseren Wald intakt, als Wasserspeicher und Temperaturregler sowie als Magnet für Regenwolken. Und letztendlich auch für unsere Erholung und als Lebensraum für unsere Tierwelt.
Speziell für den Wald gilt, was Reinhold Messner 2002 im Allgäu gesagt hat:
„Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was sie eigentlich bewahren will: Die Natur. Das ist mit der Installation von Windrädern in völlig intakten Landschaften der Fall. …“
Der Beitrag von Madeleine Koch wurde als Leserbrief mit wenigen Kürzungen vom Nordbayerischen Kurier übernommen.
Klaus Zintz, Nordbayerischer Kurier, 9.7.20 http://painkiller-network.com/RemsZeitung/2020/KW28/20200709_REMS.pdf
Titelfoto: Free-Photos, pixabay