Beobachtungen aus dem Revier

NSA & Co. – Wir liefern ihnen den Stoff, um uns zu manipulieren!

“Es war, ist und bleibt bescheuert, die Netzrevolution als eine Art Demokratiebeschleuniger zu verheiligen. Apple, Twitter, Facebook sind kein digitales Woodstock, das die Welt besser macht, nur weil wir uns näher denn je sind, uns favorisieren und liken wie nie. Sondern das Internet ist ein Datenraum, in dem es um das Sammeln, Speichern und Verkaufen von Informationen geht, altdeutsch: um die Verteilung von Macht und Geld”, sagt Dieter Schnaas, Chefreporter der Wirtschaftswoche.

Internet und stationäre Betriebstätten gleichen sich einander an

Unsere Aktivitäten in den Social Media, wozu nicht nur Smartphones und Laptops gehören, sondern auch unsere alten Festnetztelefone, die über den ISDN-Port das Analogsignal digitalisieren, unsere Anfragen, Vorlieben, Bestellungen, sogar unsere Stimmungen werden aufgezeichnet. Warum? Um unser Verhalten vorhersehbar zu machen und Einfluss auf unsere Entscheidungen zu nehmen oder, wie Schnaas es formuliert, “um morgen unsere Lebensläufe vorherbestimmen zu können”. “Kundenbindung” ist das Zauberwort, das allen Anbietern von Konsumgütern und Dienstleistungen bessere Chancen gegenüber der Konkurrenz verschafft. Unser mobiles Verhalten ist für die Anbieter wichtig, wobei Internet und stationäre Betriebstätten sich in diesem Punkt bereits einander angleichen.

Die Datensammelei ist nichts anderes als die Fortführung des Kampfes um Marktpositionen mit anderen Mitteln. Technisch war dies bereits vor 20 Jahren möglich, aber die Reaktionszeiten zwischen Fragen und Antworten sind auf Millisekunden verkürzt. Heute lassen sich Unmengen von persönlichen Daten sammeln, durch Filter (Algorithmen) aufbereiten, und nach bestimmten Auswahlkriterien so wieder zusammensetzen, dass wir, ohne dies zu wissen oder zu merken, von Amazon, Google, Spotify und anderen “hinterrücks zu Vasallen ihrer algorithmischen Zwänge” gemacht werden.

Die Geheimdienste fischen Informationen ab

Es sind nicht die Geheimdienste, die die Informationen zu den Anbietern tragen, das tun wir selbst.”Die Geheimdienste fischen diese Informationen nur deshalb ab, weil sie aus unseren Wegprofilen und Selbstverortungsangaben Rückschlüsse auf unser morgiges Mobilverhalten ziehen”, sagt Schnaas.

Geht es den Geheimdiensten wirklich darum, möglichen Terror zu verhindern? Führen die Geheimdienste ein Eigenleben ohne Kontrolle durch die Politik? Dann müsste man die Bundestagsabgeordneten und die Regierung verklagen, die einen Eid auf die Verfassung und nicht auf die Geheimdienste geschworen haben. Alle bisherigen Regierungen der Nachkriegszeit haben die Aktivitäten fremder und eigener Geheimdienste toleriert und reden sich zum Teil heute noch mit dem Hinweis auf besondere Rechte der Besatzungsmächte aus der Verantwortung heraus. Oder geht es den Regierungen vielleicht um Frühwarnsysteme, die es ihnen ermöglichen, das in der Bevölkerung wachsende Protestpotenzial gegen politische Fehlentscheidungen frühzeitig erkennen und unerwünschte Protestaktionen im Keime ersticken zu können? Die Begriffe “Terror” und “organisierte Kriminalität” lassen jedenfalls breiten Raum für Interpretationen.

Ergänzend:

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