Das Ende des Naturschutzes und der Naherholung?

450.000 Euro fürs Nichtstun können den Charakter verändern, auch den kleiner Kommunen. Den Geldsegen erhofft sich die hessische Gemeinde Feldatal durch den Bau von Windkraftanlagen. Deshalb forciert sie deren Ausbau und ist empört über Naturschutz-Maßnahmen, die alle Pläne zunichte machen könnten, berichtet das Online-Magazin Oberhessen-live.de.

Die Gemeinde Feldatal gehört zur Region des höheren und hohen Vogelsbergs, nennt sich selbst eine “grüne Insel” und hat auf ihrer Homepage eine eigene Seite “Tourismus“, auf der sie für die Naherholung wirbt:

“Feldatal im Vogelsberg – eine Kulturlandschaft mit kleinen Dörfern und naturverbundenen Menschen. In der Mitte Hessens, nur eine Autostunde von Frankfurt oder Kassel entfernt, fühlt man sich wie auf einer grünen Insel.” “Entdecken Sie unsere urwüchsige Kulturlandschaft, entweder zu Fuß, auf dem Rad oder auch mit dem Pferd. Gehen Sie angeln oder besuchen Sie im Sommer unser Solarfreibad. Unsere Sternwarte lädt Sie ein mit Teleskopen die unendlichen Weiten des Universums zu erkunden.”

Auch die Greifvogelwarte Feldatal wird auf der Homepage der Gemeinde herausgestellt: 

“In den Fängen der Natur – Erleben Sie die Giganten unserer Lüfte hautnah. Spüren Sie wie die majestätischen Greifvögel über ihren Kopf segeln. Erfahren Sie unglaubliche Informationen über die Wächter der Nacht und deren “Gegenspieler”.

Falle

Die Kehrtwende in Feldatal

Wegen der Hoffnung auf große Einnahmen durch Windkraftanlagen will Feldatal vom Vogelschutzprogramm jedoch nichts mehr wissen. Schwarzstörche und Rotmilane wurden in der Region des höheren und hohen Vogelsbergs gesichtet, so dass große Teile der Gemarkungen von Feldatal, Ulrichstein und Schotten unter den Schutz von Natura 2000 gestellt werden könnten, ein EU-weites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten.

Dadurch würden jedoch viele Standorte für Windkraftanlagen unbrauchbar, und zwar, wie der Feldataler Bürgermeister Dietmar Schlosser meint, “wegen der abstrakten und nicht erwiesenen Gefahr für diese Vogelsarten”. Dies sagte er in einer Bürgerversammlung am 2.12.13 in Feldatal. Bei den anwesenden 25 Bürgern stieß er nicht auf Protest, der in anderen Orten gegen die Industrialisierung der Landschaften zunimmt, sondern auf Zustimmung, berichtet das Online-Magazin.  

Der Bürgermeister stellte seine Pläne zur Ansiedlung von Windkraftanlagen vor. Es geht schließlich um viel Geld. Feldatal hat keine großen Betriebe und keine Industrie. Mit dem Geld kann Feldatal vielleicht seine Bilanz aufbessern, auf die Anhebung von Gebühren und Grundsteuern verzichten und vielleicht die eine oder andere freiwillige Leistung wieder aufnehmen, aber nur “wenn alles optimal läuft”. Dennoch setzt der Feldataler Gemeindevertretungsvorsitzende Michael Schneider auf den Geldsegen und brüskiert Touristen:

“Wir wollen nicht das Natur-Museum für Besucher aus den Ballungszentren sein!”

Dieses Signal werden die Touristen aus den Ballungszentren verstehen. Umweltschutz- und Naherholungskonzepte werden durch die Förderprogramme für Windkraftanlagen zu Fall gebracht, Feldatal ist nicht das einzige Beispiel für die negativen Folgen der Energiewende. In vielen Orten sind darüber hinaus durch die angestachelte Geldgier Feindseligkeiten zwischen den Bewohnern und zwischen Nachbargemeinden ausgebrochen. Man wird auch die weitere Entwicklung in der Region des Vogelsbergs beobachten müssen.

Fest steht aber schon jetzt: Feldatal sollte sich von der Äußerung seines Gemeindevertretungsvorsitzenden gegenüber Touristen distanzieren oder seine Homepage überarbeiten.

Zum Nachlesen:

 

rtf-radmarathon.de gibt einen guten Einblick in die drohende fortschreitende Zerstörung des Naturparks Hoher Vogelsberg:

 

F.F.

Foto: Anfänger-1, “Rotmilan”, © www.piqs.de
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