Schweiz: Sichere Stromversorgung mit Kernenergie

Die sicherheitstechnischen Standards der Kernkraftwerke in der Schweiz gehören zu den höchsten der Welt. Das ist unbestritten und hängt unter anderem mit permanenten Nachrüstungen zusammen. Die Störungsanfälligkeit der Schweizer Kernkraftwerke ist gering, und im internationalen Vergleich ist ihre Verfügbarkeit hoch; sie liegt bei rund 90 Prozent.

In der Schweiz sind derzeit fünf Kernkraftwerke in Betrieb:

  • Beznau-1, seit 1969: Druckwasserreaktor von Westinghouse, 365 Megawatt Leistung
  • Beznau-2, seit 1972: Baugleich zu Beznau-1, mit 365 Megawatt Leistung
  • Mühleberg, seit 1972: Siedewasserreaktor von General Electric (BWR-4), 373 Megawatt Leistung
  • Gösgen, seit 1979: Druckwasserreaktor von Siemens, 1010 Megawatt Leistung
  • Leibstadt, seit 1984: Siedewasserreaktor von General Electric (BWR-6), 1220 Megawatt Leistung

Die fünf schweizerischen Kernkraftwerke haben eine Gesamtleistung von 3,2 GW. Zusammen erzeugen die Schweizer Kernkraftwerke jährlich rund 25 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht weit mehr als dem Verbrauch sämtlicher Haushalte.

“Die Schweizer Kernkraftwerke gehören zu 82 Prozent der öffentlichen Hand, das heisst dem Volk. Denn die Kantone halten die meisten bis sämtliche Anteile an den grossen Schweizer Energieversorgungsunternehmen, denen die Schweizer Kernkraftwerke gehören. Die Besitzerkantone beziehen deshalb Strom zu Tiefstpreisen, und Gewinne aus dem Betrieb der Kernkraftwerke fliessen zum grössten Teil in ihre Kasse. Vom erfolgreichen Betrieb der Kernkraftwerke profitiert so die ganze Gesellschaft.”

In Europa standen Ende 2018 über 130 Reaktoren. 14 Staaten betreiben Kernkrafttwerke. Ein Atomausstieg kommt für viele Länder nicht in Frage. Stattdessen sind weitere, moderne Kraftwerke geplant. Mehr als zehn befinden sich derzeit in der Planungs- und Bauphase.

Kernenergie

Schweiz: Schrittweiser Ausstieg aus der Kernenergie

Trotz optimaler Bedingungen für die Kernenergie befürworteten im Mai 2017 in einer Volksabstimmung 58 Prozent der Wähler ein gesetzliches Verbot für den Bau neuer Kernkraftwerke. Die bestehenden Kernkraftwerke dürfen weiter betrieben werden dürfen, solange sie sicher sind. Nach ihrer Abschaltung dürfen sie nicht ersetzt werden. Ein Technologieverbot gibt es nicht. Die Nuklearforschung kann weitergehen, sie wird mit der Energiestrategie 2050 nicht eingeschränkt und vom Bund unterstützt.

Die Volksabstimmung führt zum schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie. Kernkraftwerke haben jedoch eine lange Lebensdauer. Ein gut gewartetes und nachgerüstetes KKW der Generation 2+ kann aus heutiger Sicht 60 Jahre und länger laufen. Werden jedoch die für den Erhalt der Sicherheit nötigen Investitionen resp. Nachrüstungen so hoch, dass kein wirtschaftlicher Betrieb der Anlage mehr erwartet werden kann, liegt es nahe, sie ausser Betrieb zu nehmen.

Meist sind die Investitionen nach ca. 20 Jahren abgeschrieben. Die laufenden Betriebskosten sind daher günstig. Mit niedrigen Gestehungskosten zählt die Kernenergie zu den preisgünstigsten Stromproduktionsmethoden der Schweiz. Die Gestehungskosten betragen zwischen vier und sechs Rappen pro Kilowattstunde (3,6 bis 5,5 Cent).

Deutschland setzt die Schweiz unter Druck

Deutschland wird sein letztes Kernkraftwerk 2022 abschalten. Es ist deshalb in zunehmend und in hohem Maß auf Stromimport angewiesen. Auch auf den Stromimport aus Kernkraftwerken. Um so erstaunlicher ist der Vorstoß des Bundesumweltamtes, der Schweiz den Atomstrom abzudrehen.

Die Einmischungsversuche Deutschlands in souveräne Entscheidungen der Schweiz in der Vergangenheit sind unvergessen. Mal drohte zum Beispiel der Bundesminister der Finanzen und stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD Peer Steinbrück mit der „Peitsche“. Dann verhöhnte er die Schweizer als „Indianer“, die bei wohldosierten Drohungen mit der „Kavallerie“ schnell die Waffen strecken.

Als eine Fortsetzung der Respektlosigkeit gegen über dem Nachbarn Schweiz ist die im Oktober 2019 erhobene Forderung des deutschen Umweltministeriums zu verstehen. Die Staatssekretärin im Berliner Bundesumweltministerium Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) fordert in einem Brief an die Schweizer Umweltministerin Simonetta Sommaruga vom 10.10.2019 die Schweiz auf, das AKW Beznau abzuschalten. Darüber hinaus verlangt die Sozialdemokratin auch den Betrieb der übrigen Schweizer AKW zeitnah einzustellen. Ferner fordert sie in ihrem Schreiben, dass die Entscheidung über eine Energieform, die im Fall eines Unfalls in der Anlage auch die deutsche Bevölkerung massiv gefährden könnte, nicht allein der Schweiz obliegen sollte.

11.10.2019 Bundesumweltministerium setzt sich für schnelle Abschaltung des Schweizer AKW Beznau ein

Die deutsche Staatssekretärin hält es für “zwingend, dass die Schweiz bei Entscheidungen über längere Laufzeiten ihrer Atomkraftwerke die Bevölkerung ihrer Nachbarstaaten einbezieht”. Das heißt: Die Entscheidung über eine Energieform, die im Fall eines Unfalls in der Anlage auch die deutsche Bevölkerung massiv gefährden könnte, sollte nicht allein der Schweiz obliegen.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Rita Schwarzelühr-Sutters Wahlkreis im badischen Waldshut grenzt unmittelbar an die Schweiz.

Noch mehr Konfliktthemen

Somit wachse die Liste der Konfliktthemen zwischen Deutschland und der Schweiz, stellt Swissinfo fest: “Dabei braucht die Schweiz die Fürsprache des grossen Nachbarn in den schwierigen Gesprächen mit der EU.”

Für die Schweiz gilt folgendes zu bedenken: Die Kernkraftwerke sind Pfeiler der schweizerischen Stromversorgung. Kernenergie wird in der Schweiz ausschließlich zu friedlichen Zwecken genutzt: zur Stromerzeugung und für Anwendungen in Medizin, Industrie und Forschung. Der Anteil der Kernenergie an der inländischen Stromproduktion beträgt im 10-Jahresdurchschnitt 39 Prozent, im Winter bis zu 45 Prozent.

Der Verzicht auf Kernkraftwerke würde eine übermächtige Abhängigkeit von Deutschland zur Folge haben.

Zum Schutz der Interessen ihres Landes geht die Diskussion über die Zukunft der Energieversorgung in der Schweiz weiter. Laurenz Hüsler schrieb in einem Gastbeitrag ein Plädoyer für CO2-freie Energie in der Schweiz.

Quellen:

Titelfoto: MonikaIris, pixabay

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