Sicherheit: “Alle drei Tage kommt es zu einem sicherheitsrelevanten Ereignis in einem deutschen Atomkraftwerk”

Behauptung

“Seit 1975 sind alle Betreiber von Atomkraftwerken verpflichtet Zwischenfälle in ihren Anlagen an die Aufsichtsbehörden zu melden. Seit 1991 gilt dies auch für Forschungsreaktoren. Inzwischen müssen auch nukleare Ver- und Entsorgungsbetriebe Zwischenfälle melden. Das Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlicht monatlich einen Bericht über diese meldepflichtigen Ereignisse. 2009 gab es in Deutschland in allen kerntechnischen Anlagen insgesamt 134 meldepflichtige Vorfälle. Alle Ereignisse werden nach der „Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse“ (INES) zwischen null und sieben eingestuft. Wobei sieben für den nuklearen GAU, wie 1986 in Tschernobyl, steht. Die kritischsten Störfälle in deutschen Atomkraftwerken gab es 1998 in Unterweser und zwei 2001 in Philippsburg. Sie wurden auf der INES-Skala mit zwei eingestuft.” (Bündnis 90/Die Grünen, 20 Fakten über Atomkraft)

Erwiderung

„Störungen” und „Vorfälle” der kerntechnologischen Anlage sind meldepflichtig. Meldepflichtige Vorfälle signalisieren keine Lebensgefahr, sondern technische Mängel. Sicherheitstechnisch sind „Störungen” und „Vorfälle” von geringer Bedeutung. Das äußerst empfindliche Warnsystem beweist, dass die Kerntechnik beherrschbar ist. Das Warnsystem ist eine Stärke der kerntechnischen Anlagen, nicht umgekehrt. Störfälle gab es in Deutschland nur selten, insgesamt nur DREI, wobei die letzten zwei (Philippsburg) 11 Jahre zurück liegen. Die Zahl der meldepflichtigen Ereignisse nimmt seit 20 Jahren stetig ab. Das Meldesystem ist eines der sichersten Warnsyteme überhaupt, es wird ständig weiter verbessert.

Kritikalität, wie auch die Fachleute weltweit meinen, auf diese Statistik sollte man stolz sein.

Fazit:

Die Behauptung, alle drei Tage komme es zu einem sicherheitsrelevanten Ereignis in einem deutschen Atomkraftwerk, ist falsch. Das Urteil eines Sprachwissenschaftlers: “Hier ist die Grenze zwischen der Feststellung von Fakten und Propaganda eindeutig überschritten. Die Aussage appeliert an die Unwissenheit von Lesern und ersetzt diese durch ein Scheinwissen, das in Verbindung mit einer beliebigen Handlung nur noch abgerufen werden muss. Dies ist ein psychologischer Kunstgriff, der nichts mit dem Gegenstand der Aussage, Sicherheit von Kernkraftwerken, zu tun hat. Er dient der Manipulation.”

Die Sorge um das menschliche Wohl wird auf einen einzigen Punkt fokussiert, über den sich nicht Umweltschützer oder Menschenrechtler streiten, sondern Industriezweige. Dies kann an folgendem Beispiel deutlich werden: “Die Schätzungen über die Anzahl der Patienten, die in Deutschland an Infektionen sterben, die sie erst im Krankenhaus erworben haben, sind jetzt wissenschaftlich erhärtet. Das zeigen erste Ergebnisse der „Alerts-Studie“ des Universitätsklinikums Jena. Bislang konnte nur geschätzt werden, dass in deutschen Krankenhäusern jedes Jahr bis zu 600.000 Patienten an den sogenannten nosokomialen Infektionen erkranken, also an Infektionen, die sie erst im Krankenhaus erworben haben. Die Infektionen können, weil Antibiotika oft nicht mehr wirken, zur Sepsis werden. Hier wurden bis zu 15.000 Todesfälle im Jahr angenommen.” (Thüringer Ärzteblatt, 5.12.2011)

Auszüge aus:

Quellen:

  • Störfallstatistik des Bundesamts für Strahlenschutz

Literatur: