Behauptung
“Beim Castortransport im November 2008 von der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague in das Zwischenlager Gorleben fanden neben den offiziellen Messungen, Messungen im Auftrag von Greenpeace statt. Die Messungen fanden in einer Entfernung von 14 Metern vom Castorbehälter entfernt statt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Neutronenstrahlung um den Faktor 500 gegenüber der natürlichen Strahlung erhöht war. Diese Werte liegen zwar noch unter den Grenzwerten, die Gutachter merkten aber an, dass die Grenzwerte nicht unumstritten sind. Es wurde zudem festgestellt, dass die Strahlenbelastung sich gegenüber dem Transport von 2005 erhöht hat.” (Bündnis 90/Die Grünen, 20 Fakten über Atomkraft)
Erwiderung
Die von Greenpeace in Auftrag gegebenen Untersuchung hat mit dem Alarmismus der Grünen wenig gemein. Obwohl die Messergebnisse im Abstand von 14 Metern zum vorbeifahrenden Castor-Zug sich 2008 gegenüber 2005 erhöht hatten, gibt es keinen Grund, auf eine Gefahr durch erhöhte Strahlenbelastung zu schließen. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, “dass es aufgrund der von Greenpeace durchgeführten Messungen keinen Anhaltspunkt für eine Überschreitung des Grenzwertes bei Berücksichtigung der gültigen Strahlenschutzverordnung gibt.” Die von Greenpeace in einem Abstand von 14 m gemessene Gesamtdosisleistung aus Gamma- und Neutronenstrahlung eines Behälters wird auf etwa 5 μSv/h abgeschätzt.
Entsprechend den geltenden Transportvorschriften darf in 2 m Abstand von der Oberfläche des Transportfahrzeuges eine Dosisleistung (Summe von Gamma- und Neutronen-Strahlung) von 100 μSv/h nicht überschritten werden. Die vom Niedersächsischen Umweltministerium (NMU) während der Transporte ermittelten Ergebnisse von Messergebnisse lagen für die Gesamtdosisleistungen der Behälter zwischen 60 und 80 μSv/h.
Fazit
Bündnis90/Die Grünen verlassen sich auf die politische Wirkung von Begriffen, die von Angst besetzt sind, und Sätzen, deren Reihenfolge die Bedeutung einer Aussage ändert. Die Grünen räumen zwar ein, dass die Werte unter den Grenzwerten liegen, stellen dieses Ergebnis danach aber gleich zweimal in Frage: Die Gutachter hätten angemerkt, dass die Grenzwerte nicht unumstritten seien und, als Schlusssatz formuliert, zudem sei festgestellt worden, dass die Strahlenbelastung sich gegenüber dem Transport von 2005 erhöht habe. Richtig ist: TROTZ der erhöhten Strahlenwerte gegenüber 2005, die sehr unterschiedliche Untersachen haben können, wurden die Grenzwerte nicht überschritten. Bei der Bewertung der Strahlenbelastung sei allerdings die kontroverse wissenschaftliche Diskussion über die biologische Wirksamkeit von Neutronenstrahlung zu beachten, heißt es im Gutachten, das deshalb empfiehlt, die für den Castor tatsächliche Dosisleistung der Behälter solle “deutlich verringert” werden. Dies ist eine technische Frage. Mit dem allumfassenden Slogan, Atomkraft sei “weder effizient noch nachhaltig oder gar sicher” hat sie nichts zu tun.
Auszüge aus:
- Bündnis 90/Die Grünen, 20 Fakten über Atomkraft, #14
- Verein Kritikalität, Hundert gute Antworten, #56: Castor-Strahlung
Quellen: