Beobachtungen aus dem Revier

Fukushima: Die Masche mit der Apokalypse

Foto: Hajime NAKANO

Wer nicht an den Weltuntergang durch Fukushima glaubt, ist im Internet zurzeit arm dran.
Selbst der Stern mochte nicht auf die Prophezeiung von Harvey Wasserman verzichten und stellt die Frage: “Droht die Apokalypse?”. Den link zu einer sachlich inkorrekten Petition gibt es gratis. Die Zeitschrift zitierte die deutschen Wirtschaftsnachrichten als Informationsquelle, was netzfrauen.org nun gar nicht gefiel, denn sie hatten die Meldung schließlich als erste gebracht. Ein Wettrennen, wer zuerst bei der Apokalypse ist.

Der Hinweis des Stern, dass “andere Experten” die Lage ebenfalls kritisch sehen, aber vor Weltuntergangsprophezeiungen warnen, geht angesichts der herrschenden Radiophobie möglicherweise unter. Harvey Wasserman, der Seniorberater von Greenpeace USA, gilt als ein Experte. Das mag für Windkraftanlagen gelten, aber gewiss nicht für den Bereich der Kernphysik. Gravierende sachliche Fehler in dem Text zur Petition zeugen von massiven fachlichen Mängeln, stellten Kritiker fest. Susanne Neubronner von Greenpeace Deutschland  wagte es wenigstens, dem Seniorberater zu widersprechen. Gegenüber dem Stern sagte sie: “Das ist eine große, gefährliche Aufgabe, aber an die Apokalypse glaube ich nicht”.

Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, die ebenfalls vor Panikmache warnt, könnten ebenfalls überhört werden. Fachlich korrekt erklärt deren Pressesprecher, dass der allergrößte Teil der radioaktiven Stoffe in fester Form vorliege. Selbst wenn die Kühlung tatsächlich ausfallen würde, so seien die Brennstäbe nach rund zweieinhalb Jahren Abkühlzeit nicht mehr in der Lage, sich selbst zu entzünden. Aber wen interessieren unbequeme Wahrheiten, wenn sie keine Angst machen?

Panik – ein Geschäftsmodell

Angst und Unwissenheit eignen sich sehr gut, um Menschen in eine gewünschte Richtung zu steuern. Sie gehören zu den Geschäftsmodellen der neuen, ökologischen Industrie. Ein dankbares Dauerthema für den ökologisch-industriellen Komplex und seine Propagandisten, die uns in den nächsten Jahren immer wieder mit Tschernobyl oder Fukushima in Aufruhr versetzen werden, sobald das Geschäft mit Windmühlen und Solaranlagen in Gefahr gerät oder jemand an der Energiewende zu zweifeln wagt. Greenpeace sammelt durch geschickte Werbung umfangreiche Spenden ein, die ökologische Industrie und ihre politischen Sprachrohre die Zustimmung zur Zahlung höherer Stromkosten für die Einspeisung der Erneuerbaren Energien ins Stromnetz. Die Kasse klingelt: 20 Milliarden allein in diesem Jahr, in den nächsten 20 Jahren vielleicht 3,2 Billionen Euro.

Wer die Panikmacherei ernst nimmt, ist arm dran, wer sich dagegen zur Wehr setzt, wird beschimpft: “… wünsche ich ein Bad in einem der Tanks in Fukushima und schön viel Wasser schlucken”, “Schreibtischtäter wie du haben sich das redlich verdient. wie irre bist du eigentlich?”, “Du hättest heute in Fukushima sein und mit Radioaktiv verstrahlten Wasser überschüttet werden sollen, damit du die Angst der betroffenen TEPCO- Mitarbeiter nachempfinden kannst.”

Hunde

Es gibt natürlich niemanden, den die Vorgänge in Fukushima erfreuen, so werden Gefahren einfach erfunden oder übertrieben, und es werden Gift und Galle versprüht, sobald man auch nur vorsichtig die Frage danach stellt, wie denn der Nuklearabfall beseitigt werden solle. Dann wird, völlig irrational und auch demagogisch demjenigen, der diese Frage zu stellen wagt, die Absicht unterstellt, für ihn habe Fukushima wohl nur einen “Unterhaltungswert”. Und gleich darauf folgen zwei weitere, in Bezug auf die Frage irrationale, aber durchaus typische Reaktionen: Man dürfe eben keinen Atommüll mehr produzieren. Und wohin mit dem vorhandenen und den Atomwaffen? Das sei die Schuld der Industriekonzerne, das hätten die nun davon. Die – und was ist mit uns? Oder man wird aufgefordert, sich den Atommüll abzuholen und in den Garten zu stellen.
Was man als erschreckende geistige Umnebelung in solchen Kommentaren wahrnimmt, hat aber offenbar wenig mit dem Bildungsniveau zu tun. Eine Masse ideologisch geeinter Menschen fühlt sich einfach nur im Recht. Diskutieren ist unmöglich.

Grüne Panik

Es wäre kein Grüner, wenn er nicht die Gelegenheit nutzen würde, um Hiobsbotschaften bei Facebook zu verbreiten. Er habe das alles schon vorausgesehen, sagt zum Beispiel Jörg Rupp, Mitglied des Parteirats der Grünen, Landesverband Baden-Württemberg: “Im März 2011 sagte ich, dass wir wieder über Radioaktivität im Essen werden nachdenken müssen – dieses mal in Seefisch. jetzt ist es soweit…” Auf der Homepage heißt es dann: “Wenn die Wolke über dem Meer abregnet, dann werden sich die radioaktiven Partikel nicht wie nach Tschernobyl im Boden anreichern, sondern im Meerwasser – und sich anhand der großen “Umwälzpumpe” bis zu uns verteilen.” Abgebildet ist dazu eine Karte über die großen Meeresströmungen, die eindrucksvoll die Gefahr unterstreicht. Zwar räumt der Verfasser ein, er sei kein Meeresbiologe, Fischfangexperte oder Klimaforscher und “man mag argumentieren, dass sich das verdünnt – aber wer weiß, welche ungeheuren Mengen im Meer landen und an welche Partikel sie sich heften”, aber zum erneuten Anheizen der Panik reicht dieser Artikel allemal, jedenfalls reiht er sich in das apokalyptische Wehgeschrei ein.

Fisch aus Fukushima

In den Gewässern vor Fukushima wurden vor einigen Tagen zum ersten Mal seit dem Reaktorunfall 2011 wieder Fische gefangen. Fischer einer lokalen Kooperative haben in einer Serie von Tests seit 2011 in Jungfischen keine radioaktiven Substanzen gefunden. Die Fische werden als sicher eingestuft. Sie werden in lokalen Supermärkten und Fischgeschäften und auch im Tokyoter Tsukiji Markt ab Montag, 14.10.2013, verkauft.
Auf Schleppnetzfischerei wurde dagegen verzichtet, nachdem festgestellt wurde, dass radioaktives Wasser ins Meer geflossen war.
Also bleibt die Frage, wieviel radioaktives Wasser ins Meer geflossen ist, wie stark es verdünnt wird  und wieviel in einer gefährlichen Dosis in welcher Entfernung vom Unglücksort ankommt. Eine bedrohliche Situation für die amerikanischen Fischbestände bestehe jedenfalls nicht, berichtet thebreakthrough.org Die Radiation im Fisch ist nicht höher, als das einer durchschnittlichen Banane.

Die Gefahren sollen nicht heruntergespielt werden, aber Hysterie ist keine Hilfe, um Gefahren zu bewältigen: Wenn Fukushima-Daiichi 10 Jahre lang täglich 300 m³ radioaktives Wasser verlieren sollte, wären das 0,00000000014 % des Pazifiks.

Quellen:

 

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