Wülfershausen an der Saale ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld, Bayern, 1.478 Einwohner, fünf Ortsteile. Im Jahr 800 erfolgte die erstmalige urkundliche Erwähnung.
Über eine Bürgerversammlung in Wülfershausen zu geplanten Windkraftanlagen berichtete am 13.04.2014 Friedrich Hanns in einem Beitrag für die Mainpost. Den Artikel können Sie bei Facebook, wenn Sie eingeloggt sind, nachlesen.*
Der Gemeinde wurde auf der Bürgerversammlung vorgeworfen, sie hätte nicht ausreichend informiert. Wie das in strittigen Fragen zwischen Bürgern und Gemeindeverwaltung üblich ist, fühlt sich die Verwaltung zu Unrecht beschuldigt, weil sie aus ihrer Sicht alles getan hat, um die Bürger von geplanten Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Der Bürgermeister Peter Schön ist überzeugt: „Wir haben von Anfang an die Bürger mit ins Boot genommen.“
Der “NIMBY-Effekt” dient zur Schuldzuweisung
Der Ausbau von immer mehr und höheren Windkraftanlagen, die Umzingelung von Gemeinden, die wachsenden Proteste gegen Lärm, Infraschall und Landschaftszerstörung konnten erst wachsen, als das Ausmaß der Regierungsbeschlüsse sichtbar wurde und der Traum von einer sozial kompatiblen, sauberen Energie zerplatzte. Viele Probleme im Zusammenhang mit Windkraftanlagen werden den meisten Bürgern erst jetzt bewusst, weil sie die Auswirkungen mit all ihren Sinnen erleben: Es werden keine harmlosen Windmühlen gebaut – anders als auf den Bildern, die man in ihren Köpfen hat entstehen lassen – sondern Industriegebiete mit 200 Meter hohen Anlagen entstehen in der unmittelbaren Nachbarschaft und in Erholungsgebieten.
Inzwischen haben die Bürger Informationen oder auch Erfahrungen gesammelt, von denen in den Informaitonsveranstaltungen vermutlich nie die Rede war, wie beispielsweise der Werteverlust von Baugebieten. In Wülfershausen wollten die Leute wissen, ob den Räten das bei ihrer Entscheidung bewusst war. Sie wollten auch wissen, warum man die Einengung des Blicks auf die Landschaft hinnehmen müsse, wenn man nicht allein durch einen Solarpark genug für die Umwelt getan habe. “Warum lassen wir uns weiter einengen?“ fragte ein Bürger.
Wer die Zusammenhänge nicht kennt, sucht die Antwort bei sich selbst. Die Ablehnung von Windkraftanlagen wird vereinfacht als NIMBY (Not In My Backyard) und Ausdruck eines egoistischen Motivs zurückgewiesen. Belege dafür lassen sich leicht finden, treffen aber nicht den Kern des Problems.
Interessenüberschneidung?
Es ist natürlich nicht ungewöhnlich, dass ein Gemeinderat dem Bürgermeister beipflichtet und ebenfalls kein Verständnis dafür hat, “dass nach vier Jahren Planung, plötzlich aus Teilen der Bevölkerung Kritik und Ablehnung kommt”. Aber es macht zumindest stutzig, dass dieser Gemeinderat gleichzeitig auch Geschäftsführer der Windkraft RegioE² ist. Unterstützt vom Bürgermeister weist dieses Ratsmitglied alle Vorwürfe zurück: Man habe vor vier Jahren das Thema angegangen und regelmäßig über das Projekt informiert. Der Bürgermeister erinnert an acht Bürgerversammlungen, bei denen man über den Windpark informiert habe und an Infoveranstaltungen der RegioE².
Aber es gibt ja nicht nur den Bürgermeister und den Gemeinderat und Geschäftsführer der Windkraft RegioE², sondern insgesamt 13 Gemeinderäte, fünf CSU-Mitglieder und acht Mitglieder von Freie Wähler Wülfershausen-Eichenhausen, zu denen auch der RegioE²-Geschäftsführer gehört. Alle unterstützen die Windpark-Pläne. Die Gemeinderäte haben sich sogar die Windparks vor Ort angeschaut und bestätigt: „Da war nichts zu hören.“
Der Bürgermeister sieht nur einen einzigen Nachteil, dass man die Windräder sieht. Ob er erwähnt hat, dass die Windräder nur dann Strom liefern, wenn die Rotoren sich drehen?
Politik von oben
In der kleinen Gemeinde Wülfershausen ist die Weltpolitik angekommen: Falls jemand vergessen haben sollte, warum man Nachteile durch Windkraftindustrieanlagen in Kauf nehmen muss, wird er vom Bürgermeister daran erinnert, dass eine Windkraftanlage im Gegensatz zu einem Atomkraftwerk nach ihrem wirtschaftlichen Ende recyclebar sei und es zu keiner Strahlenbelastung komme, wie dies beim Rückbau eines Atomkraftwerks ein Problem sein könnte. Beide Behauptungen entsprechen nicht den Tatsachen, aber wer hat in dem kleinen Ort das Fachwissen, um dem Bürgermeister und dem Geschäftsführer der Windkraft RegioE² diese Behauptungen zu widerlegen? Weil sich auch weitere Bürger für das Abschalten von Atomkraftwerken aussprechen, stimmen die Anwesenden für die Windkraftanlagen.
Was zum guten Schluss als Gegenargument jedoch bleibt, ist der Lärm: „Ich bin nicht gegen Windenergie aber ich will nicht das Flugzeugbrummen um mich herum.“ Womit wir wieder beim Anfang wären.
This is what it sounds like directly underneath a 1.6 megawatt wind turbine
Weitere Videos zu “Lärmquelle Windkraftindustrieanlagen”
Faina Faruz