Beobachtungen aus dem Revier

Syrien: Die Schuld des Westens an Krieg und Vertreibung

In vielen Medien-Kommentaren werden sie oft nur als Flüchtlinge wahrgenommen, aber es sind in erster Linie Menschen, die ihr Zuhause nicht freiwillig verlassen. Sie flüchten aus Ländern wie Syrien, die Deutschland mit Waffen beliefert, oder aus Ländern, in denen mit deutscher Entwicklungshilfe   Großkonzernen der Weg für den Export geebnet wurde und die Bevölkerung hungert.  (“Hungrig nach Profit: Wem dient die deutsche Entwicklungshilfe?“; Film)

“Mehr als die Hälfte Syrer auf der Flucht”, meldete die Süddeutsche Zeitung am 9. Juli 2015. Das wären über 10 Millionen Menschen! Der Bürgerkrieg in Syrien hat inzwischen mehr als vier Millionen Menschen aus dem Land vertrieben. Viele von ihnen bitten in Europa um Asyl, in eines der Länder, die die USA in ihrem schäbigen Krieg unterstützt haben, denn die USA sind zu Fuß oder mit kleinen Booten für sie nicht erreichbar.

Den folgen Beitrag hat Jürgen Todenhöfer für die Gesellschaft Freunde der Künste (GFDK) geschrieben.

USA für Flüchtlings-Welle verantwortlich – Das schmutzige Spiel verdeckter Interventionen

Von Jürgen Todenhöfer

Auf Al Jazeera ließ Ex-DIA-Chef Flynn die Bombe platzen: Die US-Führung habe die vom DIA (Defense Intelligence Agency) schon 2012 geschilderte Gefahr eines ‘islamischen Staats’ keineswegs übersehen. Das Erstarken terroristischer Gruppen wie des ‘ISI’ mit all seinen gefährlichen Folgen sei eine ‘vorsätzliche Entscheidung’ gewesen- “a willful decision”. Die USA haben die Ausrufung des “Islamischen Staats” bewusst in Kauf genommen.

General Michael Flynn stellte sich entschieden hinter eine Analyse der DIA vom August 2012 und wies auf ihre große Bedeutung hin. Die Analyse war im Frühjahr 2015 auf Anordnung eines US-Gerichts freigegeben worden. Ihre Kernaussagen lauteten:

  1. Schon 2012 sei der Aufstand in Syrien von extremistischen Organisationen wie ‘Al Qaida im Irak’ (‘ISI’) angeführt worden – und nicht von demokratischen Rebellen oder Demonstranten.
  2. Das werde – entsprechend den Wünschen des Westens und einiger arabischer Staaten – ein ‘salafistisches Hoheitsgebiet’ in Ost-Syrien ermöglichen, das Syrien vom schiitisch kontrollierten Irak und Iran trennen werde.
  3. Dadurch entstünden ‘ideale Voraussetzungen’ für eine Rückkehr des ‘ISI’ nach Mosul und Ramadi und für einen ‘islamischen Staat’ im Irak und in Syrien.

Medien spielten falsch, ARD und ZDF in der ersten Reihe

Das US-Außenministerium hat intensiv versucht, diese frühen Warnungen des DIA zu verharmlosen. Viele Medien spielten den DIA-Bericht herunter. Sie hätten ja sonst zugeben müssen, dass ihre Berichterstattung über Syrien jahrelang falsch war. Der “Spiegel”, der in der Syrien-Frage traditionell daneben liegt, sprach unterwürfig von einem ‘Märchen’. Andere Journalisten wurden vom Konkurrenz-Geheimdienst CIA bedrängt, nichts über die DIA-Analyse zu schreiben.

Sind wir Vasallen der USA?

Wieder erleben wir das schmutzige Spiel ‘verdeckter Interventionen’ im Mittleren Osten. Die USA wären nicht zum ersten Mal Partner von Terroristen. General Flynn spricht daher nur das aus, was viele ahnten. Man denke an die Geschichte ‘verdeckter US-Interventionen’ in Lateinamerika. In ‘INSIDE IS’  habe ich die Rolle der USA bei den Waffenlieferungen an die Terroristen in Syrien ausführlich beschrieben.

Warum trauen sich unsere Politiker nicht, diesen Skandal im Parlament zur Sprache zu bringen? Wo bleiben die Medien? Sind wir Vasallen der USA?

Euer Jürgen Todenhöfer

Interview Mehdi Hasan mit General Flynn

Angela Merkel sagte in Richtung Gerhard Schröder, der nicht mit Bush in den Irakkrieg ziehen wollte: “Sie wissen doch, dass eine Isolierung einer großen Nation, gerade einer Exportnation wie Deutschland, auf Dauer überhaupt nicht durchzuhalten ist.” (ab Min 2:12)

Damals – Merkels Rede für den Irakkrieg 2002

Ähnlich wie Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich auch der Bundespräsident Horst Köhler 2010, der wegen dieser viel beachteten Äußerung wenige Tage später von seinem Amt zurück trat:

Bundespräsident Horst Köhler, 2010

“Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ, bei uns durch Handel Arbeitsplätze und Einkommen zu sichern. Alles das soll diskutiert werden, und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.”
Bundespräsident Köhler auf dem Rückflug von Afghanistan nach Berlin gegenüber Deutschlandradio Kultur, 22.05.2010

Quellen und Links:


todenhöfer_is
barnett

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