Afghanistan hat den Opiumanbau um bis zu 99 % reduziert – Süchtige steigen auf das gefährlichere synthetische Opioid Fentanyl um

Die Taliban-Regierung hat den Opiumanbau im ganzen Land drastisch reduziert. Westliche Quellen gehen in einigen Provinzen von einem Rückgang um bis zu 99 % aus.

Im April letzten Jahres verkündete die regierende Taliban-Regierung das Verbot des Mohnanbaus und verwies dabei sowohl auf ihre starken religiösen Überzeugungen als auch auf die äußerst schädlichen sozialen Kosten, die Heroin und andere Opioide – gewonnen aus dem Saft der Mohnpflanze – in ganz Afghanistan verursacht haben.

Afghanistan produzierte bis vor Kurzem fast 90 % des weltweiten Heroins. Aus der Sicht von MintPress News stellen sich daher Fragen über die Ernsthaftigkeit der US-amerikanischen Drogenbekämpfungsbemühungen im Land in den letzten 20 Jahren. Schließlich sei die Verwandlung Afghanistans in einen herausragenden Drogenstaat in erheblichem Maße dem Vorgehen Washingtons zu verdanken.

Da die weltweiten Heroinvorräte jetzt versiegen und Vorräte bald aufgebraucht sein werden, befürchten Experten, dass dies den zunehmenden Konsum von Fentanyl auslösen könnte – einer Droge, die Dutzende Male stärker ist als Heroin und bereits jährlich mehr als 100.000 Amerikaner tötet. Die Ausrottung des Opiumanbaus werde nicht nur in den USA, sondern weltweit tiefgreifende Folgen für den Drogenkonsum haben.

Fast 10 Millionen Amerikaner missbrauchen jedes Jahr verschreibungspflichtige Opioide, und zwar in einer weit höheren Rate als in vergleichbaren Industrieländern. Todesfälle aufgrund einer Opioid-Überdosis sind laut MintPress News in den USA pro Kopf zehnmal häufiger als in Deutschland und beispielsweise in Italien mehr als 20-mal häufiger.

Profiteure des gewinnorientierten Gesundheitssystems

Ein Großteil des Anstiegs von Fentanyl sei auf das gewinnorientierte Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten zurückzuführen, sagt MintPress News.

Amerikanische Privatversicherungsgesellschaften befürworten demnach weitaus eher die Verschreibung von Medikamenten und Pillen als teurere Therapien, die die eigentliche Ursache der Sucht bekämpfen.

Ein Grund dafür, dass US-Ärzte viel eher dazu neigen, außergewöhnlich starke Schmerzmittel zu verteilen als ihre europäischen Kollegen, liege darin, dass sie einer hyperaggressiven Marketingkampagne von Purdue Pharma ausgesetzt waren, dem Hersteller des starken Opioids OxyContin. Purdue brachte OxyContin 1996 auf den Markt und seine Agenten strömten in Arztpraxen, um das neue „Wundermittel“ voranzutreiben, sagt MintPress News.

Auch aus der Sicht der Deutschen Apothekerzeitung haben die großen Pharmaunternehmen “auf der anderen Seite des Atlantiks” gute Geschäfte gemacht, allerdings nur anfangs, entschuldigt sie das Blatt. Die Pharmaunternehmen seien von Mexikanern und Chinesen abgelöst worden: Das Arzneimittel OxyContin des damaligen Herstellers Purdue Pharma mit dem Wirkstoff Oxycodon stehe am Beginn der US-Opioidkrise. Dafür hätten die großen Pharmaunternehmen jedoch mit millionenschweren Strafen und der Insolvenz bezahlt. Aus der Sicht dere Apotherzeitung wurden die Pharmaunternehmen von Mexikanern und Chinesen abgelöst: “Heute verdienen mexikanische Drogenkartelle sowie chinesische Rohstoffhändler gut an der Krise.”

Stimmt diese Darstellung? Blieben die Besitzer von Purdue Pharma, die Familie Sackler, tatsächlich ohne Geld und Einfluss zurück?

In den USA werde die Familie Sackler regelmäßig als die böseste Familie Amerikas beschrieben, sagt MintPress News. Die Sacklers wirkten “bei ihren Aktionen wie Banditen”. Auch nachdem sie letztes Jahr gezwungen worden seien, fast 6 Milliarden US-Dollar in bar an die Opfer der Opioidkrise zu zahlen und Insolvenz anzumelden, seien sie eine der reichsten Familien der Welt geblieben, obwohl sie Hunderttausende Todesfälle verursacht haben sollen. “Stattdessen hat die Familie versucht, ihr Image durch Philanthropie zu waschen, indem sie viele der renommiertesten Kunst- und Kulturinstitutionen der Welt sponserte. Dazu gehören das Guggenheim Museum und das Metropolitan Museum of Art in New York City, die Yale University sowie das British Museum und die Royal Academy in London.”

Auch in Deutschland wird die Pharmaindustrie von Fentanyl profitieren

Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass die Taliban es mit der Ausrottung der Ernte nicht ernst meinen. Dies deutet laut MintPress News darauf hin, dass tatsächlich eine Heroinkrise bevorsteht.

“Auch in Deutschland steigt die Zahl der Missbräuche durch Fentanyl”, berichtet der MDR. Überraschen kann diese Nachricht nicht. Die Opioidkrise wird kein „einzigartiges amerikanisches Problem“ bleiben, denn das Gesundheitssystem in Deutschland wird unter der Leitung des ehemaligen Studenten an der Harvard Universität und “Gesundheitsmanagers”, Bundesminister für Gesundheit, Karl Lauterbach (SPD), nicht weniger gewinnorientiert ausgerichtet als das der USA.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), sieht sogar eine neue Einnahmequelle für die Pharmaindustrie: “Sollte sich abzeichnen, dass es tatsächlich zu einer Heroinknappheit auf dem deutschen Markt kommt, seien “ein niedrigschwelliger Zugang zur Substitutionsbehandlung, eine aktive Aufklärungsarbeit durch die Suchthilfe und natürlich Drug Checking”, wichtig. Mit der neuen Möglichkeit des legalen Drug Checkings würden etwaigen Überdosierungen durch synthetische Opioide wie Fentanyl vorgebeugt. Das Bundesministerium für Gesundheit finanziere den Einsatz von Fentanyl-Teststreifen in Drogenkonsumräumen, erklärt Blienert.

Das Arzneimittel OxyContin wurde übrigens 1916 an der Uni Frankfurt entwickelt und bis 1990 unter dem Namen Eukodal in Deutschland vertrieben.

Quellen:

Titelbild: alarsenault, pixabay


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