Auf der Internetseite “geistblog.org”, die kein Impressum enthält und wo man dererlei Empfehlungen findet, wie die, sich bei der Darmentleerung in die Hocke zu setzen, findet man den Aufruf von Sonja Schuhmacher – mit Foto – Vorsitzende des BUND Ortsgruppe Wieden. Im Untertitel des geistblogs steht immerhin “… was den Wandel ermöglicht”. Und um Wandel geht es ja schließlich. Genau den sehen der BUND und die Windkraftlobby durch “die widerwärtige Sendung gegen die Windenergie „Der Kampf um die Windräder“ Mo, 01.08.16 um 21:45 Uhr”, wie es im Aufruf heißt, gefährdet. Der Petitionstext Rüdiger Haudes diene “zur Inspiration”, sagt Sonja Schuhmacher. Die Inspiration hat innerhalb von drei Tagen 262.225 Menschen veranlasst, den Aufruf gegen die “widerwärtige Sendung” zu unterschreiben. Nur deshalb verdient er Beachtung.
Neben einer kurzen Einleitung von Sonja Schuhmacher enthält der Petitionstext ein längeres Schreiben von Dr. Rüdiger Haude, stellvertretendes Vorstandsmitglied und Öffentlichkeitsreferent des Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. an den verantwortlichen Südwestrundfunk (SWR). Dr. Rüdiger Haude ist Soziologe. Er ist seit 2007 Privatdozent an der RWTH Aachen und hat sich in den letzten Jahren mit Themen wie “Politische Symbolik der Luftfahrt vor dem Ersten Weltkrieg” (2007), “Institutionalisierung von Macht und Herrschaft in antiken Gesellschaften” (2004) und “Geschlechterverhältnisse im biblischen Israel beim Übergang zum Staat” (2004) beschäftigt. Aber dem Solarenergie-Förderverein kann ja schließlich jeder Mensch, der guten Willens ist, angehören.
Die Inspiration
Rüdiger Haug behauptet, dass “der Bundestag vor wenigen Wochen die Energiewende in Deutschland bereits beerdigt” habe. Das stimmt zwar nicht, aber wer bleibt angesichts eines Trauernden gefühllos? In einem Nebensatz weist Haug auf die “voraussichtlich schlimmen Konsequenzen für die Erderwärmung” hin. Der Hinweis auf eine mögliche Katastrophe muss sein, denn welcher Lobbyist würde schon verraten, dass ihm der Klimawandel völlig Schnuppe ist und es ihm um nur Profitmaximierung geht? Das wäre unethisch und nicht unterschreibungsfähig. Und wie lockt man den um das Klima besorgten Mitbürgern die Unterschrift ab? Indem man an ihr Mitgefühl appelliert und bei den Inhabern parasitärer Arbeitsplätze in der neuen “Schlüsselbranche” der Erneuerbaren Energien Angst erzeugt, sie könnten so erbärmlich enden wie die Energiewende. Dieser Brückenschlag gelingt Dr. Rüdiger Haude mit einer einzigen Frage: “Gilt das Treten auf einen Gegner, der bereits am Boden liegt, jetzt als fein?”
Der Protest
Der Protest Rüdiger Haudes besteht aus Verdächtigungen (die Worte “Klima” bzw. “Klimawandel” seien wohl herausgeschnitten worden), persönlichen Angriffen (der CDU-Politiker Michael Fuchs habe Nebentätigkeiten verschwiegen und sei vom SPD-Politiker Thomas Oppermann als “Atom-Fuchs” bezeichnet worden) und Diffamierungen (die Dokumentation verwende Klischees der “militanten” Windkraftgegner à la “Vernunftkraft”, wobei er das Wort “militant” mit Bedacht wähle). Keine der Behauptungen “hätte bei einer kritischen Analyse Bestand.” Aber Argumente, mit denen sich eine kritische Analyse beschäftigen könnte, nennt Haude nicht.
Die Energiewende ist durch die Reform des EEG nicht gefährdet
Die Inspiration Rüdiger Haugs sollte man nicht überschätzen, denn sie allein würde nicht reichen, um die große Zahl der Unterschriften zu erklären. Diejenigen, die auf dem Boden liegen, könnten ja einfach aufstehen und weiter Windräder bauen, aber es geht den Energiewendern um die Fördermittel, die nach den neuen Richtlinien neu verteilt werden und sich auf einige wenige große Windkraftunternehmen konzentrieren werden. Die Energiewende ist durch die Reform des EEG nicht gefährdet, allerdings werden die kleineren Unternehmen des parasitären, hoch subventionierten Industriezweiges Erneuerbare Energien auf der Strecke bleiben. Deren Anteil sichern sich die großen Unternehmen unter Bedingungen, die auch von den Grünen mit geschaffen und mit Absicht vorangetrieben wurden (Jeremy Rifkin). Sie warben für Bürgerenergie”, versprachen aber den Konzernen einen dauerhaften Platz am Erneuerbaren Futtertrog auf Kosten der Strom- und Steuerzahler, jedenfalls so lange die Bürger still halten.
Die Windkraftanlagen sind Teil eines unbezahlbaren Energieversorgungszweitsystems. Es gibt auf lange Sicht keine Lösung, den Zufallsstrom aus Windkraftanlagen zu speichern, so dass auf Kohle- und/oder Kernkraftwerke nicht verzichtet werden kann. Wer etwas anderes behauptet, muss sich gefallen lassen, von Fachleuten als Lügner bezeichnet zu werden.
Das Netz
Zu einer “Klima-Allianz” haben sich mehr als 110 Organisationen verbündet, darunter Parteien, die Kirchen und NGOs (allein der BUND hat 500.000 Mitglieder). Sie dient dem Zweck, der Öko-Industrie, einer vermeintlich “guten Industrie”, zum Durchbruch zu verhelfen, damit, so die Illusion in vielen Köpfen, am Ende eine gerechtere, schöne Neue Weltordnung stehe.
Diesem übermächtigen politischen Netzwerk, das von der Bundesregierung und den Behörden, der Industrie, von finanziell abhängigen Wissenschaftlern und Instituten und von privaten und öffentlich-rechtlichen Medien unterstützt wird, haben die Kritiker der Energiewende keine den Energiewendern vergleichbare Macht, sondern nur ihren kritischen Verstand, Vorträge, Informationsveranstaltungen, selbstgemachte Flyer und Aktionen vor Ort entgegenzusetzen. Obwohl ihre Anzahl größer sein dürfte als die der Profiteure, dringen sie nicht durch, weil keine Debatte die Energiewende begleitet, sondern statt dessen eine selbst auferlegte Pflicht zum Nachbeten religionsähnlicher Glaubenssätze. Die intolerante Sichtweise wird bereits in Kindergärten gepredigt, in Lehrplänen verankert und durch unkritische, obrigkeitshörige und bequem gewordenen Journalisten verbreitet. Es könnten also noch einige tausend Unterschriften zur Petition hinzu kommen, denn die Zahl der parasitären Arbeitsplätze wächst, damit auch die Zahl derjenigen, die ihren Arbeitsplatz bis aufs Messer verteidigen werden. Und damit zeigt sich das Netzwerk von einer anderen Seite: Wer es berührt, ist auserwählt, gefressen zu werden.
Widerstand gegen herrschende Lehrmeinungen
Hin und wieder erscheinen in den Medien kritische, gute Berichte über die Energiewende. Aber sie sind Raritäten im Verhältnis zu den ökologischen, finanziellen und sozialen Problemen, die durch die Energiewende verursacht werden. Zu den journalistischen Ausnahmen gehört auch der 30-minütige Dokumentarfilm von Claudia Butter und Achim Reinhardt. Die Autoren haben mit ihrem kritischen Ansatz die Zuschauer zu Fragen inspiriert, wofür ihnen zu danken ist – und sie haben den Zorn der Windindustrie und ihres Propaganda-Apparates auf sich gezogen. Für diesen Mut ist ihnen besonders zu danken.
Den Film ansehen:
Der Kampf um die Windräder – Die Auswüchse der Boombranche
„Exclusiv im Ersten“ am 1. August 2016, 21:45 Uhr in Das Erste / Eine Recherche von „Report Mainz“
BUND-Einschätzung zum Filmbeitrag “Exclusiv im Ersten: Der Kampf um die Windräder” vom 1.8.2016
160803_bund_sonstiges_beitrag_ard_exclusiv_einschaetzungLinks:
02.08.2016 Neue Energie (Bundesverband WindEnergie): Auftrag verfehlt
04.08.2016 Wattenrat, BUND reagiert auf ARD-Beitrag „Kampf um die Windräder“
04.08.2016 Klimaretter.info: Windkraft-Thriller mit Gänsehaut-Garantie
Titelfoto: Alexas_Fotos, pixabay
Nachtrag, 06.08.2016:
4 Gedanken zu “Die “widerwärtige Sendung gegen die Windenergie” – Ein Aufruf mit über 260.000 Unterschriften in drei Tagen”
So grottenschlecht die Petition 2014 war (keine Gliederung, kein konkreter Antrag bzw. kein konkretes Petitum, etc., dafür allg. Lamento und Spendenaufruf, was der auch immer in einer Petition zu suchen hat), so uninteressant ist es, ob Frau Schumacher ein Update verfasst hat, das dann ohnehin unter “Thema verfehlt” abzubuchen wäre.
Diese widerwärtige Verharmlosung der Windenergie! Diese unmögliche Ausbeutung von Menschen und die Zerstörung der Natur. Hier fließt so viel Geld, dass Moral gnadenlose über Bord gegangen ist.
Was sie schreiben ist nicht korrekt. Die Petition, auf die Sie verweisen, wurde im Juni 2014 gestartet. Das Thema lautet: “Fracking gesetzlich verbieten”. Diese Petition wurde in mehr als zwei Jahren über 260.000mal unterzeichnet! Der Bericht in der ARD, vom Montag, wurde von Frau Schuhmacher lediglich als Update-Info hinzugefügt. Nur eine geringe Anzahl an neuen Unterschriften wurden seither verzeichnet.
Wie es scheint, wurde der Text ausgetauscht, um mit der Anzahl der Unterschriften beim SWR Eindruck zu schinden. Das wäre tatsächlich ein Skandal. Und wieder einer, der mit dem BUND in Verbindung zu bringen ist.