Wenn man Krankenhausfälle zählt, sieht man, dass da die Erkrankungen auffallen bei den Älteren mit den Grunderkrankungen, sagt Christian Drosten (Podcast 7, NDR).
“Viele Leute fangen an, in der Öffentlichkeit Zahlen zu rechnen, wenn ein halbes Prozent stirbt. Manche rechnen sogar mit noch höheren Zahlen, aber bleiben wir mal bei einem halben Prozent und multiplizieren das mit irgendeinem Wert, der von mir und anderen gesagt wurde: 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung werden sich infizieren. Von den Infizierten sterben soundso viel, da kommen wir auf ein paar Hunderttausend Tote. Stimmt das? Dazu muss man zwei Sachen sagen: Die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland sind in Wirklichkeit 83 Millionen, aber die werden nicht alle gleichzeitig infiziert werden.”
“850.000 Deutsche sterben jedes Jahr. An diesem neuen Virus sterben Patienten in einer Größenordnung von fünf oder zehn Prozent der normalen Sterblichkeit der Bevölkerung. Das hat aber exakt das gleiche Altersprofil wie das Sterblichkeitsprofil der Bevölkerung. Dann wird uns das fast gar nicht auffallen.”
“Aber für das Verständnis ist es eine nachvollziehbare Überlegung, dass man sich sagt: Wer gerade in der älteren Bevölkerung an diesem Virus stirbt, der stirbt eben nicht kurze Zeit später an etwas anderem. Also an einem anderen Atemwegsvirus oder einer Herzproblematik oder anderen Dingen, die in der älteren Bevölkerung auch mehr vorkommen. Diese Wahrnehmung wird häufig vergessen bei all diesen finsteren und düsteren Berechnungen.”
“Es wird vollkommen vergessen, dass Menschen sowieso sterben in Deutschland, und zwar 850.000 Menschen im Jahr. Und diese Argumentation, die ich hier gerade mache, die funktioniert in dem Moment nicht mehr, wo das Altersprofil sich ändert. Und das tut es nicht. Wir haben ein ähnliches Altersprofil wie in der sowieso vorliegenden Sterblichkeit.”
“Wenn an dieser Krankheit vor allem alte Leute sterben – und das führt jetzt nicht zu einer Verdopplung der normalen Sterblichkeitsrate, sondern das macht zu einer bestimmten Phase vielleicht fünf oder zehn Prozent der Sterblichkeitsrate aus – dann wird man das natürlich auch merken, aber es wird sich auch in gewisser Weise auslöschen. Denn dieses Virus wird möglicherweise jemanden betreffen, der auch sonst in einem Alter ist, wo er eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, in den nächsten Jahren zu sterben. Aber das ändert sich ganz stark in dem Moment, wo sich das Altersprofil ändert, wo wir eine W-förmige Epidemiekurve kriegen. Dann sehen wir auf einmal: Es sterben Familienväter, es sterben junge Leute – und das fällt richtig auf.”