“Ich sehe leider nur einen einzigen Weg – nur die totale Niederlage Russlands in diesem Krieg bietet eine Chance für das, was von diesem Land geblieben ist, von Null an neu zu anfangen”, sagte Juri Andruchowytsch im Gespräch mit Sat3 auf der Frankfurter Buchmesse 2022. Die Moderatorin widerspricht dem Autor nicht, bedankt sich für das Gespräch und wünscht dem Kriegstreiber noch eine schöne Buchmesse.
Am 13. Dezember soll der ukrainische Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer Juri Andruchowytsch “als Zeichen der Solidarität” von der Stadt Düsseldorf mit 50.000 Euro belohnt werden. Als Anlass dafür wurde Heinrich Heines 225. Geburtstag gewählt. Die SZ zitiert den Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU): “Mit Andruchowytsch ehrt Düsseldorf einen entschiedenen Verfechter europäischer Werte, der sich für eine freie und unabhängige Ukraine mit enger Anbindung an Europa einsetzt.” Die Jury sieht Andruchowytsch “in bester Heinescher Tradition”. Er setze sich leidenschaftlich für den europäischen Gedanken ein und vertrete die Identität der Ukraine als Kulturnation. “Er erinnert Europa daran, dass Freiheit und Menschenrechte in der Ukraine in vorderster Linie verteidigt werden.”
Es ist inzwischen an der Tagesordnung, dass Auszeichnungen an Schauspieler, Journalisten, Autoren, nicht für ihre tatsächlichen Leistungen, sondern für ihr Bekenntnis zur Regierungspolitik vergeben werden. Es lohnt sich also, den Trägern der Auszeichnung genauer “aufs Maul” zu schauen, um zu verstehen, wohin uns der Wind der Politik weht.
Über “Freiheit” und “Menschenrechte” mag es viele unterschiedliche Vorstellungen geben. Aber der Wunsch nach einem totalen Krieg und der Vernichtung der Kulturnation Russland gehörte nach 1945 nicht zu den Werten der Kulturnation Deutschland – bis gestern.