US-Präsident Biden hat die Tötung des Al-Kaida-Chefs Aiman al-Sawahiri verkündet. “Innenpolitisch ist das eine wichtige Punktlandung für Biden”, sagt Politologe Michael Lüders im WDR 5 Morgenecho: “Aber für die Praxis von Al-Kaida hat er wenig Bedeutung gehabt.”
“Wann immer es den Amerikanern sinnvoll erschient, politische Akteure oder Terroristen auszuschalten, werden sie das in Zukunft weiterhin tun.”
Aiman al-Sawahiri war Arzt. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er zunächst als Chirurg in einem Krankenhaus und bei der Armee. Er beteiligte sich Anfang der 1980er-Jahre an einem Staatsstreich in Ägypten, wurde verhaftet und schwer gefoltert. Die Tagesschau stellt fest, dass al-Sawahiri sich im Gefängnis weiter radikalisierte: “Danach war er endgültig ein gewaltbereiter Extremist.”
Geostrategisch hat die Tötung von Aiman al-Sawahiri keinen Sinn
Wenn die Bekämpfung des Terrorismus in Asien und Afrika nicht die Strukturen hinterfragt, aus denen politische Gewalt entsteht, dann werden politischer Mord und Massenmord niemals enden. Auch darauf hat Michael Lüders in dem Interview hingewiesen:
“Wann immer es den Amerikanern sinnvoll erschient, politische Akteure oder Terroristen auszuschalten, werden sie das in Zukunft weiterhin tun. Nicht mit Luftangriffen, wie man das in der Vergangenheit gesehen hat, mit Bodenlandetruppen, sondern mit Hilfe von Drohnen. Das ist die neue Waffe der Wahl. Und das reicht natürlich auch, um Führungspersonen auszuschalten. Aber, wie gesagt, die Strukturen der terroristischen Gewalt, die Zerstörung so vieler Länder, die Perspektivlosigkeit von Millionen Menschen, die sind im Grunde genommen der Rekrutierungsgrund und werden es auch weiterhin sein für eine neue Generation von Gewalttätern und Terroristen.”
Tod von Al-Kaida-Chef: “Wenig mehr als symbolischer Sieg”
WDR 5 Morgenecho – Interview · 03.08.2022 · 7 Min.
Titelbild: TayebMEZAHDIA, pixabay