“Naturstromspeicher” – Der Erfolg eines Lügensystems

Fehlende Stromspeicher sind eine permanente Einladung an Hasardeure zum Etikettenschwindel. Sie sind die Achillesverse der Energiewende. Man werde sie schon rechtzeitig erfinden, verkünden die Lobbyisten der Wind- und Solarindustrie seit Jahren, aber sie würden erst dann benötigt, wenn die Windenergie und Solaranlagen genügend Strom erzeugten. Nachdem hunderte von Milliarden Euro in den Ausbau der Wind- und Solarindustrie gesteckt wurden, gibt es Strom aus Erneuerbaren Energien in Spitzenzeiten im Überfluss, aber immer noch keine geeigneten Stromspeicher. Die Energiewende ist außer Kontrolle geraten und schafft dadurch ein goldenes Zeitalter für Glücksritter in der Ökoindustrie, die sich um Projekte wie zum Beispiel das Projekt “Naturstromspeicher” in Gaildorf, im Nordosten Baden-Württembergs, scharen. 

Die Erneuerbaren Energien sind weit davon entfernt, den Strombedarf jemals decken zu können, sie sind unberechenbar und erzeugen zu bestimmten Zeiten so viel Strom, dass sie die Netze überlasten. Das Ausland schützt sich vor der “Stromflut” aus Deutschland. Entweder verwendet es sogenannte Phasenschieber, die eine Überlastung und einen Blackout der eigenen Stromnetze verhindern (Polen, Tschechien, Slowakei). Oder es nimmt Deutschland den Strom gegen Bezahlung hoher Beträge ab (Österreich, Schweiz). Dadurch werden die eigenen, sauberen Wasserkraftwerke in deren Ländern unrentabel und geraten in Existenznot.

Die Begleiterscheinungen der ungeplanten und auch für die stabile Stromversorgung in Europa gefährlichen Energiewende in Deutschland machen sich skrupellose Geldschneider aus dem Bereich der Technologie zu Nutze. Fördergelder fließen in Mengen. Auch die verrücktesten Ideen werden von Politikern und Medien als innovative Ideen gefeiert, die sich bei genauerem Hinsehen dann doch als Luftnummern entpuppen. Eine solche Luftnummer ist das kombinierte Windkraft-Pumpspeicherkraftwerk “Naturstromspeicher”.

“Naturstromspeicher” – Ein Musterprojekt der Unvernunft in Gaildorf

Den beschönigenden Namen “Naturstromspeicher” verlieh der Baukonzern Max Bögl (Neumarkt/Oberpfalz) einem Pilot-Projekt in Gaildorf,  Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, für das er eigens eine GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) ins Leben rief, die MBS Naturstromspeicher GmbH. In der nordbayerischen Presse, im Einzugsgebiet des Baukonzerns, wurde das Projekt überschwänglich „über den grünen Klee“ gelobt, berichtet die “Bürgerinitiative Gegenwind Husarenhof” auf ihrer Homepage. Warum auch nicht, denn das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit als Musterprojekt propagiert und mit Mitteln in Höhe von 7.150.000 € aus dem Umweltinnovationsprogramm gefördert. Eine Lizenz zum Gelddrucken für die Projektierer, Verpächter und andere Subventionseinstreicher. Und eine Verführung für eine untertänige Presse.

Firmengruppe Max Bögl

Die Firmengruppe Max Bögl ist ein Bauunternehmen mit Sitz in Sengenthal bei Neumarkt in der Oberpfalz. Es ist international tätig, der Umsatz belief sich 2015 auf 1,6 Mrd. Euro. Die Rechtsform ist eine Stiftung & Co. KG. Für den Bau der Windenergie-Pumpspeicher-Anlage ist die MBS Naturstromspeicher GmbH zuständig.

Verne

Zu den Projekten von Max Bögl gehören die Errichtung der größten freitragenden Halle der Welt, der Luftschiffhalle der Cargolifter AG in Brand bei Berlin, der Bau von drei U-Bahnhöfen in Amsterdam, der Bau von Fahrwegträgern für die erste kommerziell betriebene Transrapidstrecke der Welt in Shanghai, der Bau einer Staumauer, Renovierung von Brücken, Bau von Stadien und Shopping-Centern und der Bau des Windkraftwerks auf dem Winnberg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz (Bayern) usw.  Auch am Bau des Fildertunnels in Stuttgart war Böger beteiligt.

Einige Projekte waren mit Skandalen verbunden, in denen es um Bestechung und auch um Todesfälle ging. Zu den skandalträchtigen Projekten gehört auch die Cargolifter AG. Die Halle wurde gebaut, aber für das Luftschiff gab es, wie Ingenieure 2002 in der Sendung Panorama berichteten, keinen seriösen Bauplan. Panorama berichtet: “Es war möglicherweise ein gigantisches Betrugsmanöver, das Anleger und den Staat über 300 Millionen Euro gekostet hat. Das legen Aussagen beteiligter Ingenieure und Techniker nahe, die jetzt gegenüber dem ARD-Fernsehmagazin Panorama ihre Erlebnisse schildern.”

Die Presse in der Hand der Windkraft-Profiteure

Die Projekt-Homepage “naturspeicher.de” von Bögl zeigt den Fortschritt der Bauarbeiten des “Naturstromspeichers”, der aus einer Kombination aus vier Windkraftindustrieanlagen, die Bögl mit dem freundlicher klingenden Namen “Windpark” bezeichnet, mit einem Pumpspeicherkraftwerk:

Ein Blick hinter den Bauzaun. Keine „Sommerpause“ für den Naturstromspeicher: Auch in den vergangenen Wochen wurde im Wald oberhalb von Gaildorf kräftig gearbeitet.”

“Hinter dem Bauzaun” sind Bilder einer zerstörten Landschaft zu sehen, so dass der Anblick Naturschützern die Sprache verschlägt. (s. unten). Der “Naturstromspeicher” wird als Vorzeigeprojekt gefeiert. Soll die Landschaftszerstörung ein Vorbild sein?

Bögl erwähnt die Regionalzeitung “Rundschau – Südwestpresse” anerkennend und verlinkt sie. Bögl: “Der Redakteur zeigte sich nach dem Termin vor Ort besonders beeindruckt davon, wie auf der Baustelle alles Hand in Hand läuft.” Der Redakteur war dermaßen beeindruckt, dass er seinen Text von der Vorlage des Bögl-Unternehmens abschrieb:

“Keine Sommerpause beim Naturstromspeicher. Auf der Baustelle für das Projekt Naturstromspeicher in Gaildorf kennt man keine Sommerpause. Während der Ferien wird eifrig gearbeitet.”

“Naturstromspeicher”

“Naturstromspeicher” gibt es nicht, so wenig wie es Naturstrom gibt. Die Bezeichnung nährt die Illusion, dass die Anlage in Gaildorf Strom speichern kann, um damit die Bevölkerung zu versorgen (Gaildorf hat rund 12.000 Einwohner). Das ist Unsinn, und Bögl behauptet dies auch nicht. Es geht lediglich, wie immer in der Werbung, um einprägsame Begriffe und Bilder, die, ebenso wie “Windpark”, positiv besetzt sind und Emotionen berühren. Die Bezeichnung “Naturstromspeicher” lässt sich reibungsfrei in die Ideologie von Politikern aus den etablierten Parteien, von Kirchen und NGOs implementieren.

Dies erleichtert ihnen, ihr Zusammenspiel mit Konzernen, die im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig sind, zu rechtfertigen.

Manche Kritiker hat diese Art der Connection zwischen Politik, NGOs und Konzernen dazu bewogen, von einer “linksversifften Mafia” zu sprechen. Damit meinen sie einen ökologisch-industriellen Komplex, der sich im Namen des Klimawandels ohne Rücksicht auf die negativen Folgen der Energiewende auf Kosten der Bevölkerung die eigenen Taschen vollstopft. Die Industrieanlage in Gaildorf, hergestellt mit Erdöl und Strom aus Kohle- und Kernkraftwerken, gilt für sie nur als ein weiteres Beispiel.

Modellprojekt der Energiewende

Der “Naturstromspeicher” wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit als ein Modellprojekt der Energiewende vorgestellt. Unter der Bezeichnung “Naturstromspeicher” bietet Bögl die Anlage auch anderen Interessenten zum Kauf an. Der Werbe-Flyer der MBS Naturstromspeicher GmbH enthält wichtige Schlüsselworte der Öko-Werbeindustrie für Erneuerbare Energien: Speicher, Ausgleich von Spannungsschwankungen im Stromnetz, Flexibiliät, Stabilität, Wirtschaftlichkeit, überschaubare Kosten. Die Aufzählung genügt, die Versprechen sind verklausuliert, Berechnungen des wirtschaftlichen Nutzens gibt es nicht oder werden nicht veröffentlicht.

Das heißt: Auch in Zukunft werden Grundlastsysteme in demselben Umfang wie bisher zur Verfügung stehen müssen. Gleichzeitig verbessert ihr Einsatz die Auslastung und damit die Wirtschaftlichkeit der Brennstoffreserve.”Sollten Flexibilitätskraftwerke gebaut werden, um die Brennstoffreserven (Kohle, Öl, Uran) zu schonen, könnte man sich die Vergeudung von Brennstoffreserven  für den Bau von Flexibilitätskraftwerken ersparen, denn die Brennstoffreserven für Kernkraftwerke reichen hunderttausende von Jahren. Kohle- und Kernkraftwerke sorgen dagegen für eine gleichmäßige Auslastung und stehen zu jeder Tages- und Jahreszeit zur Verfügung. Windkraft- und Solaranlagen sind für die Versorgung unwirtschaftlich und überflüssig.

Ohne eine genaue Aufschlüsselung der Kosten für Wartung, Rückbau, Eingriffe ins Wassersystem, in die Biosphäre, für Umweltfolgeschäden, sind Werbeversprechen dieser Art Betrug.

Das Konzept für überschaubare Fixkosten

“Neben einem unkomplizierten Genehmigungsverfahren sorgt das Konzept für überschaubare Fixkosten statt individueller langwieriger Projektarbeit.”Ein “unkomplizierten Genehmigungsverfahren” ist nur möglich, wenn bestehende Landschafts-, Natur- und Tierschutzgesetze gekippt werden.

 Werbe-Flyer “Naturstromspeicher” Die Realität
“Bisher brauchen wir überwiegend Brennstoff-getriebene Kraftwerke, um die schwankende Stromerzeugung von Erneuerbaren Energien auszugleichen.”Es ist ein fundamentaler Unterschied, ob Kraftwerke grundlastfähig (Kohle, Gas oder Kernkraft) sind oder nicht (Windenergie- und Solaranlagen).
“Das übernehmen in Zukunft zu einem Gutteil spezielle Flexibilitätskraftwerke wie der Naturstromspeicher.”
“Sie können Regelleistung für den kurzfristigen Ausgleich anbieten.”
Den Ausgleich das Pumpspeicherwerk nur für maximal 2 Stunden (für 12.000 Einwohner) übernehmen. Dann müssen Kohle- und Kernkraftwerke einspringen. Dadurch erhöht sich deren Verschleiß – mit Auswirkungen auf die Stromkosten.
“Flexibilitätskraftwerke werden zur zweiten Säule der Energiewende.”Spezielle “Flexibilitätskraftwerke” existieren als Träumereien, nicht in der Realität. Solange dezentrale Energieerzeuger mit überregionalen Stromnetzen verbunden sind, ist eine sichere Stromversorgung insgesamt nicht möglich.
“Naturstromspeicher” sind keine zweite Säule der Energiewende, sondern der zweite Griff am Sarg des Untergangs.
“Und das gleich mit dreifachem Nutzen: Sie vermeiden die teure Abregelung der Anlagen für Erneuerbare Energien und halten die Netze stabil.
“Unser Pumpspeicher fügt sich ohne größere Einschnitte gut in die Landschaft ein. Deshalb kann er problemlos an vielen Standorten realisiert werden.”Die Landschaftszerstörung ist gravierend und bleibend, wie man aus den von dem Unternehmen selbst beigefügten Fotografien ersehen kann. Die Eingriffe in die Landschaft sind irrational.
“Das Druckrohr aus Polyethylen (PE) verbindet Ober- und Unterbecken. Unsere spezielle Verlegetechnik, eine Eigenentwicklung, erlaubt einfaches und schnelles Bauen.”Polyethylen (PE) ist ein Erdölprodukt. Auch die Maschinen, die für den Bau des
“Naturstromspeichers” benötigt werden, bestehen aus Industrieprodukten. Sie werden mit Hilfe der Primärenergie Kohle und Erdöl hergestellt. Anstatt fossile Energien zu sparen, kurbelt die Energiewende deren Verbrauch an.

Etikettenschwindel

Viele Fragen sind ungeklärt. Die im Becken befindlichen Fische werden abgefischt, heißt es. Wie oft? Was passiert mit den Schwebstoffen, die sich im Wasser befinden (Sand, Sedimente)? Wie oft müssen Revisionstaucher den im Turm integrierten Wasserspeicher säubern? Die Anlage fällt komplett aus, wenn der Fluss nicht genügend Wasser führt. Sowohl bei der Erstbefüllung als auch zur Wiederbefüllung nach Reparaturen beträgt eine Wasserentnahme aus dem Kocher genehmigte 2 m³/s, sofern der verbleibende Mindestabfluss des Kocher 10 m³/s beträgt.

Die Vermutung liegt nahe, dass es bei Großprojekten (Berliner Flughafen, Stuttgart 21, Energiewende), in denen Staat und Großunternehmen miteinander verwoben sind, nicht um die Lösung von Aufgaben, sondern um die Verteilung von Geld geht, wobei Institutionen wie zum Beispiel die Fraunhofer Gesellschaft als staatlich subventionierte Auftragsnehmerin dafür die wissenschaftliche Fassade liefern. So ist es auch nicht verwunderlich, das die Bürgerinitiative Vernunftkraft zu dem Ergebnis kommt: “Was beim ersten Hören und für unbedarfte Ohren gut klingt, ist in Wahrheit ein doppelter Etikettenschwindel: Erstens gibt es keinen “Naturstrom” und zweitens sind Pumpspeicherkraftwerke keine ernstzunehmende technische Option.”

Dennoch werde von vielen Politikern der Eindruck erzeugt, als sei die Speicherung bereits Realität oder in greifbarer Nähe. Dr.-Ing. Detlef Ahlborn geht der physikalischen Plausibilität verschiedener “Speichertechnologien” auf den Grund.

Meinungswandel in Gaildorf

Die “Bürgerinitiative Gegenwind Husarenhof” ist überzeugt, dass sich “angesichts des jetzt auch für die breite Öffentlichkeit immer stärker ins Bewusstsein rückenden Naturfrevels und der immer deutlicher zutage tretenden Nachteile für Mensch, Landschaft und Natur” die Einstellung der Bevölkerung geändert habe. Die Stadt Gaildorf hatte im Jahr 2011 eine Umfrage zum Projekt Naturstromspeicher initiiert. Beim Bürgerentscheid stimmten 25,2 % der Wahlberechtigten für das Projekt, 19,3 % lehnten es ab; damit erhielt die Stadtverwaltung vom Wähler den Auftrag, mit den Investoren Verhandlungen über die Nutzung städtischer Grundstücke zu führen. (Wikipedia)

Heute sei es “höchst fraglich”, meint die Bürgerinitiative, ob das Projekt noch Zustimmung finden würde: “Nach der zwischenzeitlich in breiten Bevölkerungskreisen in Gaildorf und Umgebung / Hohenlohe und in angrenzenden Regionen angesichts des Natur- und Landschaftsfrevels eingetretenen Ernüchterung” würde die Quote auf dem Niveau liegen, das “ziemlich exakt dem heutigen Stimmen-Reservoir von SPD und Grünen in Gaildorf und Umgebung entsprechen dürfte…“, nämlich zwischen 20 und 35 Prozent.

El Hierro – Ein Lehrstück

Der “Naturstromspeicher” in Gaildorf ist eine Kombination aus einem Windpark mit einem Pumpspeicherkraftwerk, vergleichbar mit dem Projekt auf der Insel El Hierro. Obwohl El Hierro im Unterschied zu Gaildorf (Beobachtern prognostizieren die Windhöffigkeit vor Ort – d.h. die jahresdurchschnittliche Windgeschwindigkeit – unterhalb der als notwendig angesehenen 6 m/sek) über optimale Windverhältnisse verfügt, hat das Projekt 2016 endgültig Schiffbruch erlitten. Fred F. Mueller hat die Gründe für das Versagen analysiert: Das bittere Ende eines Energiewende-Märchens.

http://ruhrkultour.de/wp-content/uploads/2016/08/MBS-NATURSPEICHER-Aktuelles.pdf


Ergänzungen:

28.08.2016: Das Umweltinnovationsprogramm gibt als Leistung der vier Windenergieanlagen jeweils 5 Megawatt an. Die elektrische Speicherkapazität des Pumpspeicherkraftwerks wird mit 70 Megawattstunden angegeben.

29.08.2016: Die Naturstromspeicher GmbH beabsicht, in deutschen Mittelgebirgen pro Jahr fünf neue Anlagen dieser Bauart zu errichten. Die Konsequenzen wären fatal für die Landschaft und die Menschen. Das Wasser landet bei diesem Projekt in 4 kleineren Oberbecken am Fuß der Windkraftindustrieanlage. Die Becken müssen zum Schutz der Anlage (Verunreinigung des Wassers) und der Menschen und Tiere (Sog) eingezäunt sein. Das Oberbecken braucht einen großen Abstand zu Bäumen und Büschen. Beispiel: Herdecke, Pumpspeicherwerk Koepchenwerk Oberbecken

24.06.2018: Ein Werbevideo der Adolf Würth GmbH & Co. KG, deren Kerngeschäft der Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial ist, hat mit seinem Anfang Juni 2018 veröffentlichten Werbevideo innerhalb von drei Wochen mehr als 150.000 Menschen erreicht.  https://www.facebook.com/Wuerth.AWKG/videos/1685041181585844/

Werbung

Verne


Schreibe einen Kommentar zu Gegen blanke Dummheit Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

13 Gedanken zu ““Naturstromspeicher” – Der Erfolg eines Lügensystems”