Das Gutmenschentum ist nichts weiter als “moralischer Neoliberalismus”

Foto: Ralf Schulze

Der Gutmensch. Der Gutmensch an sich ist ein Opfer. Nämlich das Opfer von Bösmenschen. Die haben es partout auf Ehrenamtliche abgesehen, die sich “in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen.” Das behauptet jedenfalls eine unabhängige(!) sprachkritische Initiative, die sich als moralische Sprachinstanz 1991 selbst auf den Thron gehoben hat. Seitdem wird das “Unwort des Jahres” von ihr, in diesem Jahr ergänzt durch den Kabarettisten Georg Schramm, gewählt. Ziel der sprachkritischen Aktion “Unwort des Jahres” sei es, “das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität” in der Bevölkerung zu fördern, heißt es auf der Website der Initiative. Man möchte den Blick auf sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen lenken.

“Gutmensch” ist kein geschützter Begriff, die Definition der Sprachkritiker ist völlig willkürlich, zudem entspricht sie nicht dem Sinn, wie “Gutmensch”  in den Social Media verwendet wird. Es gibt für ihn auch keine verbindliche Definition, weshalb die Definition von Stupedia gleichwohl ein Recht auf Anerkennung durch die sprachbewusste und sprachsensible Bevölkerung fordern kann.

Stupedia: “Der Gutmensch”.

“Der Gutmensch gehört zu der Gattung homo perfektus beneficiaris. Er hat im Laufe der Evolution eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit etwickelt. Sinn seines Lebens ist es, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und (Schein-)Toleranz zu predigen. Er pflanzt sich fort, indem er andere Menschen zum Gutmenschentum bekehrt. Erklärtes Ziel ist es, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, indem er ständig neue Ideen und Forderungen für mehr “Toleranz” ersinnt, eben der typische Gutmenschen-Blödsinn (s.u. “Beliebte Phrasen und Einsichten”). Leider artet dieses Bestreben in einen regelrechten Toleranzfaschismus aus, wodurch man hierzulande mit Androhung der Nazikeule geradezu dazu gezwungen wird, jeden noch so nutzlosen Blödsinn und unnötigen Scheiß als toll zu empfinden, solange es nicht deutschnational ist (hier wird man hingegen gezwungen, es zu verachten). […]

Typisch für Gutmenschen ist es, dass sie sich selbst für intellektuell halten, während sie all diejenigen, die ihnen nicht in der oben genannten Scheintoleranz zustimmen, gleich als primitiv, von Medien manipuliert (bevorzugt der Springerpresse), rechtsradikal, voreingenommen, inkonsequent etc. diffamieren, nur um behaupten zu können, dass eine sachliche Diskussion mit jenen nicht möglich ist.”

Das Gutmenschentum ist nichts weiter als “moralischer Neoliberalismus”

Foto: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Eine kurze Definitions-Variante von Lucas Sch. bei Facebook: “Die Linguisten wissen wohl nicht, was mit Gutmensch gemeint ist. Er ist ein Mensch, der sich eigener Selbstüberhöhung anmaßt die einzig richtige Moralvorstellung zu haben und letztendlich alles aufs Spiel setzt, nur um sich moralisch überlegen fühlen zu können. Dafür opfert er vor allem nicht die eigenen Güter, sondern privatisiert die Selbstüberhöhung, solidarisiert aber die Kosten. Das Gutmenschentum ist also nichts weiter als moralischer Neoliberalismus.”

Somit erweist sich die Kritik an der Verwendung des Begriffs “Gutmensch” als Boumerang für die Kritiker. Dieses Urteil hätte Georg Schramm bestimmt nicht erwartet – Georg Schramm, ein moralischer Neoliberalist!

http://www.deutschlandfunk.de/sprachkritik-gutmensch-ist-unwort-des-jahres.1818.de.html
http://www.stupidedia.org/stupi/Gutmensch

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