Wrangel Island

Symbole des Klimawandels: Der arme Eisbär und der traurige Eskimo

Es gibt etwa 26.000 Eisbären auf dem Planeten. Es geht ihnen gut, wie auch die Tierschutzorganisation Peta bestätigt. Und doch haben haben wir alle den berüchtigten verhungernden Eisbären gesehen, der zu einem Symbol für die Auswirkungen des Klimawandels geworden ist. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?

Am 19. September konnten an der Nordküste Siberiens 150 Eisbären beobachtet werden. “Du musst es erlebt haben, um es zu glauben”, sagt Rodney Russ, Expeditionsleiter, Eigentümer und Gründer von Heritage Expeditions, in seinem Blog. Auch jetzt gebe es Leute, die sich kneifen, um sicherzugehen, dass es wirklich passiert ist.” Geht es den Eisbären wirklich gut? Welcher Eindruck trügt?

Foto: Alexander Gruzdev, Wrangel Island State Nature Reserve
Foto: Alexander Gruzdev, Wrangel Island State Nature Reserve

Die Schätzung der Eisbären-Population ist teuer und schwierig, weil die Tiere oft bei niedrigen Dichten in abgelegenen Lebensräumen auftreten. Schätzungen ergeben einen Bestand zwischen 22.000 und 31,000 Eisbären. Man werde immer Tiere in irgendeiner Population finden, die in einer schlechten Verfassung sind”, sagte Karyn Rode, Tierbiologin an der U.S. Geological Survey in Anchorage, Alaska. Dies könne  daran liegen, dass sie eine Verletzung haben (wie es bei dem Eisbären auf dem Foto der Fall sei) oder weil das Tier alt ist und einige seiner Eckzähne verloren hat, sagte sie. Steven Amstrup, leitender Wissenschaftler bei Polar Bears International, einer gemeinnützigen Forschungsorganisation zum Studium der Polarbären, hat die Aussage laut gizmodo bestätigt und hinzugefügt, dass der Anblick eines dünnen Bären in der Wildnis nicht ganz ungewöhnlich sei. “Wir wissen, dass Tiere in der Wildnis nicht ewig leben”, sagte er. “Eisbären, haben keine natürlichen Feinde, also wenn sie sterben, ist es vor Hunger.”

Mit diesen Erkenntnissen ist der hungernde Eisbär als Symbol des Klimawandels nun nicht mehr nützlich, die Klimalobby muss sich nach neuen Symbolen umsehen.

Das neue Maskottchen des Klimawandels: Shishmaref

Den Anhängern der Hypothese vom menschengemachten Klimawandel bietet der natürliche Klimawandel jedoch ständig neues Material. Zurzeit ist die von Eskimos bewohnte Insel Shishmaref vor Alaska auserwählt. Sie drohe in den nächsten 30 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes zu versinken, lautet der neueste Alarm.

Orwell

Der natürliche Vorgang der Küstenerosion und abstürzender Klippen bot einem jungen Reporter den idealen Stoff für eine kurze, dramatische Inszenierung. Die ARD schickte Jan-Philipp Burgard nach Shishmaref, und er lieferte eine kongeniale Dokumentation, “wie hart der Klimawandel Alaska trifft und wie die Menschen dort mit existenziellen Bedrohungen umgehen.” Was bei der Dokumentation heraus kam, lässt sich tatsächlich auf diese wenigen Zeilen der ARD beschränken, die nicht ohne die Erwähnung von Donald Trump auskommen:

“Während Donald Trump den Klimawandel leugnet, wird die von Eskimos bewohnte Insel Shishmaref vor Alaska in den nächsten 30 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes versinken. Stürme und Erosion haben bereits einige Häuser ins Meer stürzen lassen. Die Insel verliert jedes Jahr an Fläche. Unser moma-Reporter Jan-Philipp Burgard hat die Ureinwohner auf Shishmaref besucht. Wie gehen sie mit den Folgen des Klimawandels um? Es gibt solche, die sich auf den Umzug vorbereiten, andere wollen tatsächlich bleiben – und mit der Insel untergehen.”

Jan Philipp Burgard stellt sich auf seiner Homepage als Journalist, Buchautor und Moderator vor. Er gilt offenbar als hoffnungsvoller Shooting-Star unter den Reportern. Kress bezeichnet Jan Philipp Burgard als ein “journalistisches Ausnahmetalent” und der WDR-Intendant Tom Buhrow lobte 2013 seinen persönlichen Referenten als “jungen Kollegen mit frischem Blick und beeindruckendem Werdegang.” Und windfest ist der Tausendsassa  auch, wie das Abendblatt kritisch bemerkt: “Hurrikan Irma: ARD stellt Reporter mitten in den Sturm”.

Dr. Jan Philipp Burgard (geb. 1985) studierte Politikwissenschaft in Bonn und an der Pariser Sorbonne. Er ist durch seine Qualifikation also bestens ausgestattet, zwar nicht mit dem Wissen über das Klima und den Klimawandel, den man bei einem Wissenschaftsjournalisten voraussetzen würde, aber genügend qualifiziert, um dem Klimawandel Gesichter von Eskimos zu verleihen. Wozu braucht ein Journalist auch Fachwissen, wenn fast 100 Prozent aller Wissenschaftler beschlossen haben, dass der Klimawandel menschengemacht ist? Er braucht zur Illustration des Klimawandels nur die passenden Gesichter, wenn nicht die von Eisbären, dann die von untergehenden Inseln oder, noch besser, von Eskimos auf untergehenden Inseln.

Das sagen Fachleute

Auf die Frage, wie sich zum Beispiel die Temperaturen im Sommer in Alaska im Sommermonat August in den letzten 30 Jahren verändert haben, lautet die schlichte Antwort im Blog Kalte Sonne von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning: “Die nachfolgende Abbildung zeigt es: Gar nicht!”

Alaska
Entwicklung der August-Temperaturen in Alaska während der letzten 30 Jahre. Quelle: NOAA (www.kaltesonne.de)

Der Reisebericht von Jan-Philipp Burgard dauert 5 Minuten. Kalte Sonne bezeichnet die Dokumentation als “ein Paradebeispiel, wie sich ein Reporter in eine Sache hineinsteigern kann, losgelöst von den eigentlichen Fakten.”

Ein junger Klimaaktivist wolle dem Reporter Burgard offenbar weismachen, “dass alles und jedes eine Folge des Klimawandels ist. Sein Elternhaus steht am Rand einer Klippe, die sich im Zuge der ganz normalen Küstenerosion ständig nach hinten verlagert. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass auch dieses Haus abstürzt. Hätte der ebenso junge Burgard vor ein paar Jahren besser im Erdkundeunterricht aufgepasst, so wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass Küstenerosion und abstürzende Klippen ein ganz normaler, wenn auch dramatischer, Vorgang sind. Mit dem Klimawandel muss dies nicht zwingend zusammenhängen. Mit “im Meer versinken” hat dieser Klippenabsturz wenig zu tun.”

Sylt, die bekannteste deutsche Nordseeinsel, ist vom Untergang bedroht. Das Rote Kliff auf Sylt ist seit jeher durch Sturmflut und Erosion erheblich gefährdet und verlor durch Sturmfluten jeweils mehrere Meter. Schon vor hundert Jahren machten sich die Bewohner der Insel Gedanken darüber, wie sie ihre Küste vor der tobenden Nordsee schützen könnten. Sie versuchten es zunächst mit langen Reihen von Holzpfählen, sogenannten Buhnen, später mit Strandmauern und hässlichen Beton-Tetrapoden. Seit über 40 Jahren schützen die Sylter ihre Küste durch Sandaufspülungen und verlangsamen auf diese Weise die Erosion.

Ein wirklich gut ausgebildeter Journalist hätte sich mit dem Problem der Küstenerosion und abstürzenden Klippen auseinandergesetzt und aus einer emotionalen Homestory auf Shishmaref keinen Beleg für den menschengemachten Klimawandel konstruiert.

Selbstverständlich ist ein Studium der Politikwissenschaft kein Hinderungsgrund, Fakten gewissenhaft zu bearbeiten und in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Aber Jan-Philipp Burgard, so der Vorwurf von Kalte Sonne, habe den seriösen Reportage-Journalismus verlassen. Er habe den Aktivisten und ihren fragwürdigen Interpretationen mit der Dokumentation eine “große Bühne” geboten. In der Disziplin Faktencheck falle der Reporter durch.

Kein Einzelfall

Aber Burgards Herangehensweise an das Thema sei leider kein Einzelfall in der ARD-Redaktion, sagt Kalte Sonne. Man habe bereits mehrfach unkritische aktivisten-nahe Berichte bemängelt. Die ARD scheine dies nicht zu kümmern und fahre ihre plumpe Klima-Kampagne einfach stur weiter.

Kalte Sonne: “Gegen eine beratungsresistente Redaktion ist kein Kraut gewachsen, insbesondere wenn es offenbar von ganz oben Rückendeckung für das Vorgehen gibt.”

Ein armseliges Zeugnis für eine Kulturnation: in Deutschland wird nicht diskutiert, sondern es werden Wahrheiten verkündet.

Quellen:

Titelfoto: Alexander Gruzdev, Wrangel Island State Nature Reserve


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