In die Diskussion über Falschinformationen mischt sich auch die Nato ein. Nato Stratkom (Kurzform für Strategische Kommunikation der NATO) will die “Psychologie der Korrektur von Fehlinformationen” untersuchen und durch psychologische „Impfstoffe“ oder „Impfungen“ eine psychologische Widerstandsfähigkeit gegen Fehlinformationen aufbauen zu können.
“Als nächstes untersuchen wir die Psychologie der Korrektur von Fehlinformationen: Was passiert, wenn jemand einer Faktenprüfung ausgesetzt wird, und welche Vor- und Nachteile hat die Korrektur von Fehlinformationen, wenn der Schaden bereits angerichtet ist? Abschließend diskutieren wir, wie man durch psychologische „Impfstoffe“ oder „Impfungen“ eine psychologische Widerstandsfähigkeit gegen Fehlinformationen aufbauen kann: Wir betrachten den theoretischen Hintergrund der Impftheorie (aus den 1960er Jahren) und ihre moderne Anwendung im Kontext von Online-Fehlinformationen (im Internet). Spiele und Lehrvideos) sowie Zukunftsaussichten und Forschungsmöglichkeiten auf diesem Gebiet.”
Nato Stratkom – Strategische Kommunikation der NATO
Die Stratkom verwendet den Begriff Inokulation (latein. inoculatio = das Einpflanzen), der in der Biologie allgemein das Einbringen von Krankheitserregern oder Zellmaterial in den Organismus oder in Nährböden, z.B. bei der Schutzimpfung (aktive Immunisierung) bezeichnet. In der Parasitologie bezeichnet Inokulation das aktive Einbringen eines Parasiten durch die Haut eines Wirtes durch den Stich eines Überträgers oder den Experimentator.
Nato Stratcom ist eine Einrichtung der Nato, die für den “koordinierten und angemessenen Einsatz von Kommunikationsaktivitäten und -fähigkeiten der NATO zur Unterstützung der Politik, Operationen und Aktivitäten des Bündnisses und zur Förderung der Ziele der NATO” zuständig ist. Zu ihren Zielen zählt die Nato unter anderem “psychologische Aktivitäten unter Verwendung von Kommunikationsmethoden und anderen Mitteln, die sich an zugelassene Zielgruppen richten, um Wahrnehmungen, Einstellungen und Verhaltensweisen zu beeinflussen und so das Erreichen politischer und militärischer Ziele zu beeinflussen.”
Dem deutschen Bundesministerium der Verteidigung zufolge versteht sich die NATO als „Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten“. Unter dem Verweis auf gemeinsame Werte weitet die Nato ihre Funktion als Verteidigungsbündnis auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens aus und legt dadurch die Grundlagen für ihr Eingreifen bei gesellschaftlichen Konflikten aller Art zwischen Regierung und Bevölkerung fest.
Der militärische Arm der Wahrheitsminister
Stratcom erklärt, dass “die Verbreitung falscher und irreführender Informationen” sowohl online als auch offline eine Bedrohung für das Wohlergehen von Einzelpersonen, demokratischen Institutionen und Gesellschaften auf der ganzen Welt darstelle.
“Die schädlichen Folgen der Verbreitung falscher und/oder irreführender Informationen zeigen sich in der Verbreitung von Anti-Vax-Gruppen auf Facebook, mangelndem Vertrauen in die Wissenschaft des Klimawandels und Vandalismus auf der Grundlage falscher Verschwörungstheorien über COVID -19 und ihr Einfluss auf die Verschärfung von Radikalisierung und Polarisierung.”
Die Pläne der Nato stehen in einem engen Zusammenhang mit dem „Digital Service Act“, dem das EU-Parlament am 5. Juli 2022 zustimmte. Die Konsequenzen für die Möglichkeiten freier Meinungsbildung und -äußerung hat Norbert Häring aufgezeigt. Er sagt, dass die meisten der damit beschlossenen Maßnahmen jegliche Art von „Falschbehauptung“ treffen, unabhängig davon, ob sie absichtlich oder unabsichtlich getätigt wurde, und ob sie legal oder illegal ist.
Häring weist darauf hin, dass NATO, Bundeswehr und Geheimdienste bezüglich der „Desinformationen“, gemeint ist die absichtliche Verbreitung von Lügen seitens einer ausländischen Macht, eigene Befugnisse jenseits des Gesetzesrahmens haben. “Tatsächlich werden mit dieser Begründung NATO, Bundeswehr und Geheimdienste bereits seit 2015 am „Kampf“ gegen „Fake-News“ beteiligt. In Helsinki betreiben NATO und EU-Kommission gemeinsam ein Zentrum gegen hybride Bedrohungen, das ausländische Propagandaangriffe abwehren soll.”
Welche Volksmeinungen die Wahrheitskrieger aktuell als das Werk Putins verstanden wissen wollen, kann der Datenbank der „East StratCom Task Force“ entnommen werden. Häring nennt einige Beispiele für Meinungen, die als Beteiligung “an einem militärischen Angriff auf unser Hoheitsgebiet” angesehen werden.
„Die NATO-Osterweiterung stellt eine ernsthafte Bedrohung für Russland dar.“
„Der Westen provoziert Russland.“
„Die NATO ist aggressiv.“
„Der Westen hat ein tiefes Interesse, Russland einzudämmen“.
„Die NATO benutzt die Ukraine, um Russland zu bekämpfen.“
„Westliche Sanktionen führen zu Nahrungsmittelkrisen und Preisanstiegen.“
„Westliche Sanktionen sind die Ursache der Inflation.“
„Die EU-Sanktionen schaden Europa mehr als Russland.“
„Die USA profitieren von der Nordstream-Sabotage.“
„Die Azow-Nationalisten sind bereit, Schusspositionen in Wohngebäuden zu beziehen.“
„Die USA und Europa unterstützen Islamisten in Syrien.“
„Die Methode der EU zur Bekämpfung der Pandemie gerät zum Fiasko.“
„Corona-Impfstoffe sind experimentell.“
„Die Impfstoffe wirken nicht gegen neue Virusstämme.“
„Die Pandemie verlieh Bill Gates, Big Pharma und Big Tech mehr Kontrolle über die Bevölkerung.“
„Uns stehen Jahre bevor, in denen man versuchen wird, uns auf jede erdenkliche Weise zu kontrollieren und alles mit unserem Wohlergehen, mit unserer Gesundheit zu rechtfertigen.“
„Westliche Länder erzwingen Zensur und bringen Abweichler zum Schweigen.“
Vordringen der Nato in die Schulen
Unbeachtet von den staatlich subventionierten Medien Konzepte zur Erlangung einer „Medienkompetenz“ beschloss das EU-Parlament am 09. März 2022 eine „Expertengruppe zur Bekämpfung von Desinformation und zur Förderung der digitalen Kompetenz durch Bildung und Ausbildung“ zu beauftragen, die sich „unter anderem auf kritisches Denken, die Ausbildung von Lehrern, Prebunking, Entlarvung und Faktenüberprüfung sowie das Engagement von Schülern konzentrieren wird.“
Die „Medienkompetenz“ soll in den Grund- und Sekundarschulen aller Mitgliedsstaaten verankert werden. Grundlage dafür ist ein „Entwurf zur Entschließung“, den der „Sonderausschuss zu Einflussnahme aus dem Ausland auf alle demokratischen Prozesse in der Europäischen Union“ dem EU-Parlament im Februar 2022 vorlegte. Darin fordert der Ausschuss, „in der Erwägung, dass die Vorbeugung und proaktive Maßnahmen, einschließlich Prebunking, weitaus wirksamer sind als die anschließende Überprüfung von Fakten und Widerlegung von Behauptungen, die eine geringere Reichweite haben als die ursprüngliche Desinformation“ alle Mitgliedstaaten auf, „Medienkompetenz und digitale Kompetenz“ von „der frühen Jugend bis hin zur Erwachsenenbildung in ihre Lehrpläne aufzunehmen.“
Norbert Häring erklärt den Begriff “Prebunking”: „Prebunking“ ist ein Fachbegriff der Inokulations-Forschung und kann als Gegensatz zu „Debunking“ verstanden werden. Klassisches „Fact-Checking“ betreibt „Debunking“, entlarvt also Behauptungen als „falsch“, nachdem sie getätigt wurden. Das „Prebunking“ dagegen soll die psychische Einstellung des Empfängers so präparieren, dass er die fragliche Behauptung bereits für falsch hält, bevor er mit ihr in Kontakt kommt.
Diesem Verständnis von „Prebunking“ folgen etwa die Lernspiele „Fake it to Make it“ oder „Get Bad News“, welche die East StratCom Task Force für den Einsatz in Schulen empfiehlt, sagt Häring.
Journalisten, die es vermeiden, auf Meinungskontrolle durch staatliche Behörden und die Nato aufmerksam zu machen, sind Teil einer globalen Überwachsungsstrategie.
Die „Medienkompetenz“ soll in den Grund- und Sekundarschulen aller Mitgliedsstaaten verankert werden. Grundlage dafür ist ein „Entwurf zur Entschließung“, den der „Sonderausschuss zu Einflussnahme aus dem Ausland auf alle demokratischen Prozesse in der Europäischen Union“ dem EU-Parlament im Februar 2022 vorlegte. Darin fordert der Ausschuss, „in der Erwägung, dass die Vorbeugung und proaktive Maßnahmen, einschließlich Prebunking, weitaus wirksamer sind als die anschließende Überprüfung von Fakten und Widerlegung von Behauptungen, die eine geringere Reichweite haben als die ursprüngliche Desinformation“ alle Mitgliedstaaten auf, „Medienkompetenz und digitale Kompetenz“ von „der frühen Jugend bis hin zur Erwachsenenbildung in ihre Lehrpläne aufzunehmen.“
Norbert Häring erklärt den Begriff “Prebunking”: „Prebunking“ ist ein Fachbegriff der Inokulations-Forschung und kann als Gegensatz zu „Debunking“ verstanden werden. Klassisches „Fact-Checking“ betreibt „Debunking“, entlarvt also Behauptungen als „falsch“, nachdem sie getätigt wurden. Das „Prebunking“ dagegen soll die psychische Einstellung des Empfängers so präparieren, dass er die fragliche Behauptung bereits für falsch hält, bevor er mit ihr in Kontakt kommt.
Diesem Verständnis von „Prebunking“ folgen etwa die Lernspiele „Fake it to Make it“ oder „Get Bad News“, welche die East StratCom Task Force für den Einsatz in Schulen empfiehlt, sagt Häring.
In den Leitmedien wird der Skandal der Meinungskontrolle durch staatliche Behörden und die Nato nicht oder nur unzureichend behandelt. Nicht ohne Grund genießen die “Qualitäts-Medien” in der Öffentlichkeit den Ruf, mit staatlichen Institutionen zu verschmelzen, gegen den Pressekodex zu verstoßen und Teil einer globalen Überwachsungsstrategie zu sein.
Ausnahmen bestätigen leider nicht die Regel. Möglicherweise unbeabsichtigt vom SWR, kam in der Live Sendung “SWR1 Leute” am 14. August 2023 das Thema des Prebunking in den Schulen zur Sprache. Dr. Jonas Tögel, Amerikanist und Propagandaforscher, erklärte dem überraschten Moderator Nabil Atassi die Absichten der Nato. Video: https://t.me/macklemachtgutelaune/7497
Titelbild: Syaibatulhamdi, pixabay