Kameras überwachen Laufwege in der Stadt
Kameras sollen ab Oktober 2012 in Witten (knapp 100.000 Einwohner) über mindestens drei, möglicherweise auch zehn Jahre messen, wie viele Fußgänger sich in der Innenstadt aufhalten.
Witten gilt als die erste Stadt, in der so eine langfristige Messung gemacht wird. Die Initiative geht offenbar vom Wittener Stadtmarketing und der Standortgemeinschaft aus, jedenfalls sind sie maßgeblich daran beteiligt. Die Kameras sollen an fünf bis sieben Messpunkten in der Innenstadt zwischen Rathaus und unterer Bahnhofstraße installiert werden. Ähnliche Systeme sind in Kaufhäusern im Einsatz. Sie registrieren Laufwege, Verweilpunkte, um daraus Rückschlüsse auf das Warenangebot, Dekorationen usw. ziehen zu können.
Es ist beabsichtigt, dieses Verfahren auf die gesamte Innenstadt zu übertragen. Bedenken gegen mögliche Personenüberwachungen gibt es nicht. Es würden schließlich keine Menschen abgebildet, heißt es, sondern nur gezählt.
Die Überwachungstechnik liefert die Wittener Firma Crosscan. Sie erklärt auf ihrer Firmenseite, dass die Betrachtung von Live-Bildern nicht vorgesehen, aber “nach Eingabe eines Passwortes zu Wartungs- und Konfigurationszwecken möglich” sei.
Die ersten Ketten haben bereits damit begonnen, die Bewegungen der Konsumenten auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Aus der Sicht von Neurowissenschaftlern ist das Unheimliche daran nicht die Verletzung der Privatsphäre, sondern welche Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen gezogen werden.
Softeinstieg für Personenüberwachung?
Crosscan hält die genannten Verfahren für datenschutzrechtlich unbedenklich. “Durch die Möglichkeit der Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume sind die Anlagen wie eine Videoüberwachungsanlage zu behandeln.” Ist Misstrauen wirklich unangebracht?
Gerade erst deckte Wikileaks ein umfangreiches, bisher unbekanntes Überwachungssystem in Amerika auf. Von der EU werden zurzeit Millionen Euro in das Projekt Indect gesteckt, das neue Überwachungsmethoden entwickelt…
→ Siehe auch: “Wir sind technisch schon weit über Orwell hinaus” – ACTA und ESM
Nachtrag:
Überwachungskameras in Witten. Stand: 31. Januar 2018.
(“Surveillance under Surveillance shows you cameras and guards — watching you — almost everywhere. You can see where they are located and, if the information is available, what type they are, the area they observe, or other interesting facts.”)
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Titelfoto: ollis_picture, pixabay
Ein Gedanke zu “Softeinstieg – Personenüberwachung in Witten”
Danke für die Information. Witten-Zentrum habe ich aus meinem Einkaufsplan gestrichen.