Behauptung
“Viele Atomkraftwerke verfügen zwar über eine Schnellabschaltung, das Wort „schnell“ ist aber irreführend. Auch nachdem die Kettenreaktion gestoppt wurde, produzieren die Brennstäbe weiter Hitze, die sogenannte Nachzerfallswärme. Die Temperatur steigt ohne Kühlung um 20 bis 60°C pro Minute. Fällt die Kühlung aus, etwa weil die Stromversorgung unterbrochen ist, ist der Reaktor nur noch schwer zu beherrschen, und es kann zu einer Kernschmelze kommen. Die Temperatur und der Druck im Reaktor steigen so stark an, dass über ein Ventil Dampf abgelassen werden muss. Dieser enthält radioaktive Stoffe. Zudem besteht die Gefahr einer Wasserstoffexplosion, die die Lage am havarierten Reaktor weiter verschlimmert. Die Ereignisse im japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1 zeigen, dass auch mit modernster Technik die Reaktoren im Ernstfall nicht mehr zu kontrollieren sind.” (Bündnis 90/Die Grünen, 20 Fakten über Atomkraft)
Erwiderung
Ein Schadensfall muss noch lange nicht zu einer Kernschmelze führen, eine Kernschmelze noch lange nicht zur Freisetzung größerer Mengen Radioaktivität, und freigesetzte Radioaktivität noch lange nicht zu gesundheitlichen Folgen. Selbst die wassermoderierten Reaktoren reagieren extrem verzeihend auf Planungs- und Bedienfehler. Die deutschen Reaktoren sind passiv mindestens so gut ausgerüstet wie Harrisburg. Kernreaktoren der neuen Generation sind sogar inhärent sicher, das heißt sie schalten sich selbst ab.
Die absolute Wahrscheinlichkeit, soviel Radioaktivität wie in Fukushima oder mehr freizusetzen, ist nach der ›Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke Phase B‹ nochmal etwa um einen Faktor 100 geringer.
In Harrisburg kam es zur Kernschmelze. Obwohl die Störungen erst Stunden später bemerkt wurden, kam kein Mensch zu Schaden. Der Aufwand der Gegenmaßnahmen hielt sich in Grenzen, nach 2 Wochen zog dort wieder der Alltag ein. In Fukushima schmolzen gleich 3 Kerne infolge eines sehr schweren Naturereignisses, das fast 20 000 Tote forderte. Es war damals bereits bekannt, dass die Notstromdiesel gegen Hochwasser schlecht gesichert und keine Filter vorhanden waren. Dennoch werden auch hier keine Strahlenopfer zu beklagen sein. Dies zeigt, dass bereits die wassermoderierten Reaktoren extrem verzeihend auf Planungs- und Bedienfehler reagieren, die passiven Barrieren wirkten, wie vorgesehen. Die deutschen Reaktoren sind passiv mindestens so gut ausgerüstet wie Harrisburg.
Zukünftige können Reaktoren gebaut werden, bei denen eine Kernschmelze bzw. das Austreten nennenswerter Mengen von Radioaktivität bei intakten Strukturen nicht möglich ist.
Auszüge aus:
Quellen:
- Gesellschaft für Reaktorsicherheit, 1989, Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke Phase B, S. 794 ff.
- UNSCEAR – The Fukushima-Daiichi nuclear power plant accident, interim report 2012
- World Nuclear Association, Three Mile Island Accident, März 2001, Stand Jan. 2012
Literatur: