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Windindustrie vor Artenschutz?

Eine weitere Aufweichung des Artenschutzes droht, sollte es der Windkraftlobby gelingen, ihre Profitinteressen durchzusetzen. Sie fühlt Endzeitstimmung und schlägt seit Wochen Alarm, der Ausbau der Windkraft würde stocken. Ihr Drängen hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier genötigt, ein Krisentreffen für den 05.09.2019 anzuberaumen. Man will sich unter anderem mit rechtlichen Fragen zur Genehmigung beschäftigen und auch damit, wie die anvisierten Ausbauziele durch erneuerbare Energien bis 2030 erreicht werden können.

Windindustrie fordert Privileg

Schwarzstorch
Foto: Kathy2408, pixabay

Der vom Bundesverband WindEnergie (BWE) aufgestellte “Aktionsplan für mehr Genehmigungen von Windenergieanlagen an Land” ist lang. Insbesondere der Artenschutz soll weiter aufgeweicht werden! Man fordert bei genehmigungsrechtlichen Unklarheiten künftig “im Zweifel für die Windenergie” zu entscheiden:

“Die Umweltministerkonferenz sollte sich dafür einsetzen, dass die Bundesländer kurzfristig über Erlasse und Leitfäden den Artenschutz sachgerecht und im Einklang mit der Windenergie zur Anwendung bringen. Hierfür müssen zunächst folgende Punkte umgesetzt werden: Im Zweifel muss für die Windenergie entschieden werden, wenn Untersuchungen aufgrund fehlender einheitlich anerkannter wissenschaftlicher Erkenntnisse keine eindeutigen Ergebnisse zur Bewertung einer tatsächlichen Gefährdung hervorbringen.”

Außerdem sollen die Ausnahme-Regeln des Naturschutzgesetzes dahingehend geändert werden, dass die Installation von Erneuerbare-Energie-Anlagen “im dringenden Klimaschutzinteresse und damit besonderem Naturschutzinteresse ein Ausnahmetatbestand im Sinne dieser Vorschrift ist.”

Verstöße der Windindustrie

Bei diesen Forderungen der Windkraftlobby wird die Rolle der Windindustrie als Hauptgefährdungsfaktor für bestimmte Populationen von Vogel- und Fledermausarten heruntergespielt, wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien werden ignoriert bzw. sogar verdreht.

Mit dem derzeitigen Windindustrieausbau kommt es in Deutschland immer wieder zu Verstößen gegen sämtliche internationale Abkommen zum Schutz wandernder, wildlebender Tierarten, wie der Niedergang mehrerer Fledermausarten und Vogelarten zeigt, sowie gegen europarechtliche und nationale Verpflichtungen.

Durch die bereits installierten Windindustrieanlagen werden in Deutschland jährlich ca. 500.000 Vögel und ca. 300.000 Fledermäuse getötet (die Dunkelziffer liegt vermutlich noch weitaus höher).

Im Bereich der Lebensräume windkraftsensibler Arten können nur durch Abschaltungen, Stilllegungen oder Rückbauten von WEA Umweltschäden vermieden oder wieder geheilt werden. Die Auswertung von über 15.000 Studien zur Biodiversität des Weltbiodiversitätsrates (IPBES), wonach eine Million der weltweit vorkommenden 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten akut vom Aussterben bedroht sind, zeigt, dass die Menschheit derzeit durch den Verlust der Artenvielfalt am stärksten im eigenen Überleben bedroht wird. Der Artenschwund ist Hauptgrund einer Vielzahl aktueller Menschheitsprobleme und wird auch in unserer Gesellschaft nicht ernst genug behandelt.

Intelligente Lösungen werden verlangt

Der Klimawandel ist hiervon nur ein Teil des Mosaiks. Daher sind dringend intelligente Lösungen in Bezug auf die Nutzung neuer Technologien zur Energiegewinnung, aber auch zum Energiesparen erforderlich, will man nicht die Artenvielfalt und somit die Grundlage des Überlebens der Ökosysteme und demzufolge unser eigenes Überleben irreversibel zerstören, so Dirk Bernd von MUNA, ein Verein der sich unter anderem an an der öffentlichen Ausarbeitung von Stellungnahmen zu Pflegeplänen für Naturschutzgebiete, FFH- und Vogelschutzgebiete und Stellungnahmen zu Bebauungsplänen beteiligt.

Massive Schäden an Tierpopulationen sind bereits jetzt monokausal den Wirkungsgefügen durch die Nutzung der erneuerbaren Energien, insbesondere der Windenergie in artensensiblen Bereichen zuzuschreiben und sind, falls überhaupt möglich, nur unter höchsten ökonomischen Anstrengungen wieder rückgängig zu machen. MUNA hat hierzu ein Buch zum Thema herausgegeben, zu finden ist es unter: https://www.muna-ev.com/veröffentlichungen/

Sofortiger WEA-Ausbaustopp in windkraftsensiblen Gebieten

Als Kernaussage muss in der Konsequenz zum Schutz der Arten ein sofortiger Ausbaustopp für Windkraftanlagen in windkraftsensiblen Gebieten erfolgen, um die Artenvielfalt nicht gegen die notwendige, jedoch größtenteils falsch umgesetzte Energiewende auszuspielen.

Muna fordert von der Bundesregierung, den Belangen des Natur- und Artenschutzes einen weitaus größeren Stellenwert als bislang einzuräumen. Es sei nur logisch, dass Interessensvertreter der Windbranche den Artenschutz vernachlässigt sehen wollen, doch könne dies nicht Grundlage für neue Gesetzesentwürfe werden, so Prof. Kerstin Schultz von MUNA. Eine weitere Aufweichung der Naturschutzgesetze, Naturschutzverordnungen und Richtlinien müsse unter allen Umständen unterbleiben. Der Schutz der Natur sei zu stärken, anstatt ihn noch weiter zu schwächen, so die Schlussfolgerung der Natur- und Umweltschutzorganisation MUNA.

https://www.muna-ev.com/natur-und-umweltschutz/

Titelfoto: ivabalk, pixabay

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