Prokon-Genussrechte: 68tausendmal berührt, 68tausendmal ist nix passiert …

“Tausend und eine Nacht, und es hat ZOOM gemacht!!”

Das ZOOM wird für die 68.000 Anleger, die ihr Geld in Prokon-Genussrechte investiert haben, möglicherweise kein Happyend bedeuten. Zwei Monate sind verstrichen, seitdem Prokon die Veröffentlichung eines testierten Konzernabschluss angekündigt hatte. Nur daraus hätten Analysten und Anleger auf die Finanzsituation der Firma schließen können. Und nur so hätten Sparer Aufschluss darüber gewinnen können, ob ihr Geld gut angelegt ist oder nicht. Nachfragen der “Welt am Sonntag” bei Prokon, wie die Verzögerung zu erklären sei und wann der testierte Konzernabschluss denn tatsächlich veröffentlicht werde, wurden nicht beantwortet.

Eine Bilanzskzizze (Entwurf Erstkonsolidierung, PDF 123 KB), die Prokon am 31. Mai mit ein paar Geschäftszahlen auf seine Homepage gestellt hatte, wirft nach Auffassung von Bilanzexperten zahlreiche Fragen auf. Eine Gewinn- und Verlustrechnung fehlt, so dass sich nicht erkennen lässt, ob der Konzern im vergangenen Jahr schwarze oder rote Zahlen geschrieben hat.

Es ist nicht geklärt, wann die Anleger ihr Kapital zurückfordern können. Prokon-Anleger sind im Vertrauen auf Versprechungen ein hohes Risiko eingegangen. Sie sind keine Aktionäre, haben also kein Stimmrecht. Bei Firmenpleiten werden sie als Genussrechtsinhaber die letzten Gläubiger sein, die bedient werden. Finanzamt, Krankenkassen, Banken, Zulieferer, Geschäftspartner oder Mitarbeiter haben Vorrang.

Wenn also keine “Schieflage” besteht, der Süddeutschen Verlag onpact hatte sich wegen dieser Behauptung eine einstweilige Verfügung von Prokon eingehandelt, bleibt die Frage, warum der Konzern den Konzernabschluss nicht veröffentlicht.

Inzwischen haben nach Angaben von Prokon gut 68.000 Anleger insgesamt mehr als 1,2 Milliarden Euro investiert. Das Ziel von Prokon ist größer: “Vorläufiges Zeichnungsziel: 12 Milliarden Euro.”

Prokon: “Die Branche der Erneuerbaren Energien zeichnet sich durch stetige Veränderungen aus. Energiemarkt und Politik halten regelmäßig neue Herausforderungen bereit. In diesem innovativen Umfeld sind Vielseitigkeit und Flexibilität gefragt”. Dies könnte man durchaus auch als Aufforderung an die Risikobereitschaft von Anlegern verstehen: Pioniergeist muss man sich eben etwas kosten lassen, oder?

Siehe auch: » Schon Bürgeranleihen gekauft? Totalverlust eingeplant?

PS: Die Grafik stellt das Verhältnis zwischen Genussrechtsinhabern und Zeichnungsziel verzerrt dar. In Bezug auf das vorläufige Zeichnungsziel von 12 Mrd. Euro sind erst 10,28 Prozent der Genussscheine ausgegeben worden und nicht fast 50 Prozent, wie die Grafik suggeriert.
Auf jeden Anteilseigner entfallen im Schnitt 17.947,- Euro.


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